Mein erstes Mal in Japan (4): Yasukuni-Schrein

(Arbeitstitel verworfen: Shakira Kurosawa und der Tempel des Bösen)
(Ist nämlich gar kein Tempel, ist ein Schrein.)

Um den Yasukuni-Schrein hatte ich bislang einen großen Bogen gemacht, damit mich kein Paparazzo erwischt. Die Presse beobachtet sehr genau, wer sich dem Schrein wann wie weit nähert, und was er da macht. Zumindest die japanischen Politiker, und mit solchen werde ich wegen meiner herzlichen Art ständig verwechselt. Das Interesse ist so groß, weil der Schrein nicht nur offizieller Gedenkort für unschuldige Kriegsopfer ist, sondern auch für einige verurteilte Kriegsverbrecher des Zweiten Weltkriegs. Der Politiker, der sich hier sehen lässt, gilt redlichen Menschen also als zumindest fragwürdig. Muss ich nicht hin, hab ich immer gedacht, gibt genug Schreine für Vernunftmenschen.

Aber kennt man ja. Da gurrt plötzlich so ein junges Ding: „Wollen wir morgen Kirschblüten gucken gehen nach der Arbeit? Ich weiß einen guten Ort …“ Und schwupps ist man beim Yasukuni-Schrein. Liebe Kolleginnen und Kollegen von der Weltpresse: Ich schaue mir hier nur die Kirschblüten an, denn die Zeit rennt mir davon. Kirschblüten blühen nicht lange. Das Wetter ist immer schlecht, wenn ich frei habe, und immer toll, wenn ich den ganzen Tag Indoor-Termine habe. Jetzt musste so langsam was passieren, also hab ich mich bei Nieselregen und Dämmerung zum Yasukuni-Schrein abschleppen lassen.

Ist halb so wild. Die meisten Tage des Jahres ist der Schrein nur eine mittelprächtige Sehenswürdigkeit mit nur einem sichtbaren Wachtposten. Zum umkämpften Politikum wird er nur an staatstragenden Feiertagen.

Hier steht er, als könnte er kein Wässerchen trüben:

Hier mit Kirschblüten und Regenschirmen bei unvorteilhaften Lichtbedingungen:

Und es stimmt schon: Die Gegend um ihn herum, also grob zwischen und um den Bahnhöfen Ichigaya und Iidabashi, gehört zu den besten, um außerhalb von ausgewiesenen Parkanlagen Kirschblüten zu gucken. Wenn Kirschblüten, städtische Kanäle und Skyline optisch aufeinandertreffen, ist das reizvoller, als Kirschblüte in reiner Natur. Finde ich.

Aber ich bin kein Fotograf. Bitte schauen Sie selbst. Sie haben noch ein paar Tage, und morgen soll schön werden. Warten Sie nicht zu lange, denn zum Schluss der Saison fallen nicht nur Blütenblätter von den Bäumen, sondern auch Würmer. Und wer hat schon gerne Würmer in der Bierdose.