Polizei sugoi

Am späten Donnerstagnachmittag habe ich alles gemacht, wie ich es immer mache: Nach dem Bezahlen meines Einkaufs im Supermarkt legte ich mein Portemonnaie neben meinen Warenkorb auf den Einpacktresen, packte meine Waren vom Warenkorb in meinen ‚Wittenberge das Tor zur Elbtalaue‘-Jutebeutel um und dachte mir voller Stolz auf mein Wahlheimatland: Also in Deutschland hätte ich das Portemonnaie nicht so einfach dahin gelegt, während ich Waren umpacke. Auf dem Heimweg dachte ich darüber nach, ob ich mir noch ein Schnickschnack-Bier im Schnickschnack-Bier-Laden oder einen Eismilchkaffee vom Convenience Store gönnen sollte, entschied mich in beiden Fällen aber dagegen, denn man gönnt sich ja sonst so viel. (Hätte ich mich anders entschieden, hätte ich womöglich meinen Fehler früher bemerkt.)

Dann arbeitete ich an den vorerst letzten Schliffen meines im Frühjahr erscheinenden neuen Kriminalromans, bereitete das Abendessen zu (Teriyaki-Huhn; für mehr reicht es während heißer Romanarbeitsphasen nicht), aß mit meiner Familie zu Abend, komplimentierte meine Tochter ins Bett, arbeitete ein bisschen weiter, holte mit meiner Frau ein paar Folgen der wunderschönen neuen Daily-Morning-Soap Boogie Woogie nach, komplimentierte meine Frau ins Bett, ärgerte mich allein ein bisschen mit dem Film Fistful of Vengeance herum (schade, dass der nicht von meinen Steuergeldern finanziert wurde, sonst könnt ich mich noch mehr aufregen), fand schließlich selbst zur Ruh. Ich hatte einen Traum, in dem meine Tochter endlich ihre Gestaltwandler-Fähigkeiten entdeckte und damit am Esstisch allen gehörig auf die Nerven ging. Viel zu früh brach der neue Tag an. Also alles wie immer.

Am nächsten Morgen hatte meine Tochter zwar äußerlich noch ihre alte Form, aber ansonsten war sie ein bisschen schlapp, weshalb ich ihr nach Familienkonferenz schulfrei gab und zwischen Hätscheln und Arbeit multitaskte. Als ich gegen Mittag schnell mal eben zum Convenience Store wollte, um etwas zu essen zu kaufen, sagte ich beiläufig zu meiner Frau, die an jenem Tag zum Glück ‚Home-Office machte‘: „Ich kann mein Portemonnaie nicht finden.“

So weit immer noch so normal. Nur konnte ich es, anders als sonst, selbst nach elaborierten Suchaktionen nicht finden. Selbstverständlich sah ich auch im Kühlschrank und im Backofen nach, denn man kommt so langsam in das Alter. (Backofen war natürlich extrem unwahrscheinlich, da meine Frau darauf besteht, dass wir den nur in äußersten Notfällen benutzen, weil er nicht uns gehört, da wir nur zur Miete wohnen. Mein Argument, dass wir nach dieser Logik die Toilette ebenfalls nicht benutzen dürften, überzeugt sie nur teilweise.)

Schließlich musste ich erklären: „Es könnte unter Umständen eventuell sein, dass ich es gestern im Supermarkt liegen gelassen habe.“ (Tatsächlich war ich mir zu annähernd 100 Prozent sicher, schon bevor ich den Backofen geöffnet hatte.)

Nun ist die Anzahl der Unmenschen in Japan äußerst gering. Falls ich es wirklich im Laden vergessen hatte, würde jemand es beim Supermarkt-Personal oder im Polizeihäuschen gegenüber abgegeben haben. Im Normalfall. Aber Normalfall ist ja auch nicht immer. Deshalb wurde mir schon ein bisschen mulmig. Neben einem Bargeldbetrag in mittlerer Höhe waren alle meine japanischen Existenzberechtigungen, diverse internationale Kredit- und andere Geldkarten, einige Vokabelspickzettel und (besonders unersetzlich) unzählige Café- und Kaufhaus-Treuepunktekarten in der Geldbörse.

Da meine Frau noch besser japanisch spricht als ich, rief sie im Supermarkt an. Sie war ganz begeistert, wie nett und hilfsbereit die am Telefon waren, aber von meinem Portemonnaie wussten sie leider nichts. In Panik guckte ich noch mal hinter dem Backofen und unter dem Kühlschrank nach. So ein Verlust inklusive enormen Verwaltungsaufwand kommt sicherlich nie gelegen, aber gerade jetzt, wo ich kürzlich festgestellt hatte, dass ich meinen Roman zwei Wochen früher abgeben muss als ursprünglich gedacht, passte er ganz besonders schlecht in meinen Kram.

Meine Frau versuchte unser nachbarschaftliches Polizeihäuschen. Da hatte ich keine große Hoffnung, gerade weil ich wusste, wie gewissenhaft die Guten dort arbeiten. Einmal bestand meine Tochter darauf, dass wir eine Brosche, die sie auf dem Schulheimweg gefunden hatte, dort ordnungsgemäß abgäben. Sie hatte im Unterricht gerade das Konzept der Polizei als Freund und Helfer durchgenommen, und ich habe den Verdacht, dass sie mit Adleraugen den Boden abgesucht hat, nur um irgendetwas zu finden, das man zur Polizei bringen könnte. Obwohl ich kein Broschenexperte bin, hatte ich das Stück schnell als billigen Tand erkannt, den bestimmt niemand vermissen würde. Trotzdem wollte ich mein Kind nicht enttäuschen. Im Polizeihäuschen stellte sich das Abgeben nicht als ein einfacher Hallo/hier/tschüs-Vorgang heraus, sondern war mit allerlei Papierkram, schwierigen Fragen, Faltkartenstudium und lustigen Pocketalk-Maschinenübersetzungdialogen gespickt. Man war wirklich wild entschlossen, die rechtmäßige Besitzerin des billigen Plastikteils zu finden. Wenn die mein Portemonnaie hätten, so dachte ich, hätten die mich längst informiert; Adressdaten waren schließlich enthalten.

Gar so groß ist das Servicebewusstsein der Lokalpolizei nun anscheinend auch wieder nicht. Ja, sie hätten ein Ausländer-Portemonnaie erhalten, auf das die Beschreibung zuträfe, wurde meiner Frau mitgeteilt. Die Sache war aber eine Nummer zu groß für unser schnuckeliges kleines Polizeihäuschen, deshalb hatte man das Fundstück bereits zum nächsten vollwertigen Polizeirevier im benachbarten Himonya geschickt. Nun hätte ich sagen können: „Boah, echt ey?! Das sind ja 17 Minuten zu latschen, Alter!“ Stattdessen sagte ich sinngemäß: „Oh mein Gott oh mein Gott oh mein Gott super toll spitze irre mega!“ Man gab mir eine Bearbeitungsnummer, mit der ich bevorzugt behandelt werden würde, und empfahl mir, bis 16:30 Uhr aufzukreuzen, weil man sonst wg. Feiertag erst am Dienstag wieder für mich da sein könnte (das erinnerte mich durchaus ein bisschen an meine alte Heimat).

Ca. 17 Minuten später betrat ich zum ersten Mal in meinem Leben ein japanisches Polizeirevier. Es unterschied sich zum Glück nicht wesentlich von den Mutmaßungen in meinen vier in Tokio spielenden Polizeiromanen (recherchiert hatte ich freilich schon). (Ich möchte keine Namen nennen, aber es gibt einen Tokio-Krimi von einem anderen deutschen Autor, in dem behauptet wird, man müsse in japanischen Polizeirevieren die Schuhe ausziehen. Das habe ich stets bezweifelt, und Einheimische, die ich dazu befragt habe, zweifelten ebenso, obwohl die zu unbescholten waren, um es abschließend beurteilen zu können. Nun weiß ich: Wir lagen richtig.) Das einzige, was mich wunderte, war, dass doch etliche der Officers Schusswaffen trugen. Eigentlich heißt es ja immer, und ich hatte das selbst in Fiktion und Non-Fiktion kolportiert, dass dem in Japan nicht so sei. Vielleicht an jenem Tag ausnahmsweise, weil ich da war.

Vom freundlichen jungen Mann am Empfang bekam ich einen Besucherausweis und den Auftrag, mich im zweiten Stock zu melden. Die freundliche junge Dame dort rief bei meinem Anblick sofort: „Saifu!“ (Portemonnaie) Ganz kurz musste ich mich gedulden, dann händigte mir ein freundlicher älterer Herr mein Portemonnaie aus.

Ich war schockiert, dass es nur die nackte Geldbörse war, ohne irgendwas drin. So hatte ich mir Japan nicht vorgestellt.

Doch dann ging die Übergabe ordnungsgemäß weiter, in thematisch geordneten Stapeln. Die Kreditkarten, die Ausweis- und ausweisartigen Dokumente, die Spickzettel und (ein Glück!) die Treuepunktekarten. Schließlich die Geldscheine und die Münzen. Selbstverständlich alles da. Natürlich musste ich noch ein Formular ausfüllen, obwohl ich am Empfang schon eines ausgefüllt und meine Frau davor bereits alle Daten zum Mitschreiben diktiert hatte. Wir dürfen aber auch die Bedürfnisse der japanischen Papier- und Stempelindustrie nicht vergessen.

Ich versprach, dass es nicht wieder vorkommen würde, was dem älteren Beamten große Freude und Erleichterung zu bereiten schien (das Gefühl kannte ich von kurz vorher nur allzu gut), und ging mein wie-neues Geld auf den Kopf hauen.

Zu Hause nötigte mich meine Frau zuzugeben, wie toll solche Dinge in Japan funktionierten (ich habe nie etwas anderes behauptet). „DARÜBER solltest du mal was schreiben!“, meinte sie. Habe ich in der Vergangenheit bereits öfter getan. Kann man aber ruhig noch mal schreiben.

Drei Träume (zweimal Mais, einmal Spice)

Wenn hippe junge Dinger wie ich ein gewisses Alter erreichen, ignorieren sie zusehends ungenierter die alteingeführte Anstandsregel, dass es nichts Langweiligeres gibt als die nacherzählten Träume anderer Leute. Akira Kurosawa hat mit Anfang 80 einen Film über seine Träume gemacht, Martin Walser mit Mitte 90 ein Buch über seine geschrieben. Ich behaupte jetzt einfach mal: Ich bin zwar weder der neue Kurosawa noch der neue Walser, aber 52 ist ganz eindeutig das neue Anfang 80 / Mitte 90. Also hier die drei Träume von neulich, die mir am lebhaftesten in Erinnerung geblieben sind.

Mais-Traum No. 1 (kleiner Kolben)

Ich ging eine Straße entlang und hatte plötzlich Appetit auf Babymaiskolben, also zog ich mir eine Tüte aus dem nächsten Automaten. Als ich Babymaiskolben knabbernd weiterging, merkte ich, dass die Tüte wohl schon etwas zu lange im Automaten gewesen war und der Kolben in meinen Mund innerliche Fäule aufwies. Reflexartig spuckte ich ihn auf die Straße.

Ein älterer Herr hatte das interessiert beobachtet. Ich dachte: Ach, jetzt hält er mir gleich einen Vortrag, dass man hier nicht einfach so innerlich angefaulte Babymaiskolben auf die Straße spucken könne, man sei ja nicht in China.

Doch in der Miene des Mannes war mehr Erleichterung als Missvergnügen. Als er den Mund öffnete, tat er das nicht, um mich zu rügen, sondern um sich im großen Stile auf den Bürgersteig zu erbrechen. Er hatte offenbar nur gewartet, dass jemand anderes den Anfang machte.

Nun wollte ich ihn meinerseits maßregeln, dass man mein dezentes Spucken ja wohl kaum mit seiner Riesenschweinerei gleichsetzen könne. Aber da wachte ich auf.

Mais-Traum No. 2 (großer Kolben)

Es handelte sich um einen dieser Meta-Träume, in denen man träumt, dass man nicht einschlafen kann. Ich lag also genau auf dem Futon, auf dem ich wirklich lag und konnte nicht einschlafen (träumte ich). Das lag nicht an dem großen Maiskolben, den ich in der Hand hielt, sondern daran, dass sich etwas anderes Großes recht penetrant rücklings an mich schmiegte. Es war kein Familienmitglied, denn die waren alle außer Haus; der Traum fand während eines meiner notwendig gewordenen Mittagsschlafe statt. Dem Knurren nach zu urteilen war das in meinem Rücken ein riesiger Kampfhund. Ich wollte mich allerdings nicht zur Vergewisserung umdrehen, um ihn nicht zu provozieren. Man soll Hunden ja nie in die Augen gucken, wenn einem das Leben lieb ist, habe ich mal gehört.

Fürs erste knurrte er nur, aber ich fand die Situation trotzdem nicht ideal. Ich wollte, dass er wegging. Also holte ich aus und warf den Maiskolben so weit fort, wie ich nur konnte.

Die Rechnung ging auf: Der Hund (es war tatsächlich einer) erhob sich und lief dem Gemüse hinterher. Ich sollte nicht erfahren, wie nachhaltig diese Lösung war, denn unversehens wachte ich auf. Erleichtert, dass da weder ein Hund noch ein Maiskolben war. Mais mag ich nicht, Hunde finde ich tendenziell in Ordnung. Kommt auf den Hund an.

Traum No. 3: Old Spice

Ich träumte, die Spice Girls gingen mal wieder auf Tournee, doch eine wollte nicht mehr mitmachen. Posh, wahrscheinlich. Ist ja immer Posh. Hält sich für was Besseres. Ist für den Traum allerdings irrelevant. Jedenfalls musste die Stelle neu besetzt werden. Man entschied sich schnell für eine Unterhaltungskünstlerin, die ich noch „von früher“ kannte. Ich freute mich sehr für meine Freundin, aber auch für mich selbst, denn der persönliche Draht würde mir bestimmt Exklusiv-Interviews und ähnlichen geldwerten Schnickschnack einhandeln.

Dann aber gab es irgendwelche kreative Differenzen oder Terminkonflikte, die Freundin flog wieder raus, und die Stelle musste erneut neu besetzt werden. Diesmal entschied man sich für meine bucklige, einäugige, schätzungsweise 90-jährige Nachbarin aus dem Haus gegenüber, deren Katze ich manchmal streichle, damit sie sich das nicht auch noch zumuten muss. Mit der alten Dame ist die Konversation trotz beidseitiger Sympathien oft schwierig. Meistens werfen wir uns nur gegenseitig das Adjektiv „kawaii!“ an den Kopf, wenn ihre Katze und meine Tochter dabei sind, was den beiden unangenehm ist. Keine guten Voraussetzungen für Exklusiv-Interviews.

Ich melde mich wieder, wenn das Drehbuch oder die Aquarelle fertig sind.

Der Zen-Moment zur Weihnachtszeit: Ein Kaffee am Meer

Als ich heute ein Stündchen zur freien Verfügung hatte, setzte ich mich in ein Café, um Bohnenkaffee zu trinken und mich der Lektüre hinzuschenken. Der Kaffee war gut, das Buch war gut, die Musik durchaus angenehm. Das erste Stück, das mir bewusst auffiel, war eine Softjazz-Nummer von einem Album, das ich selbst besaß. Ich hatte es einst in meiner Softjazz-Phase gekauft. Die ist zwar vorbei, und ich kann mir nicht mehr recht zusammenreimen, wie sie überhaupt passieren konnte (vermutlich irgendwas mit Mädchen), aber heute freute ich mich über das Wiederhören. Ich musste allerdings feststellen, dass es sich nicht ganz um die Version handelte, die ich von zu Hause kannte. Die, die im Café lief, war ganzheitlich mit sanftem Meeresrauschen unterlegt. Das war zwar etwas nah am Kitsch, passte aber vielleicht gerade deswegen ganz gut.

Ich schmunzelte ein wenig, als ich merkte, dass auch die Lieder, die danach kamen, und die ich mehrheitlich nicht kannte, mit diesem Meeresrauschen akustisch aufgehübscht waren. Wahrscheinlich, so dachte ich, handelte es sich um eine spezielle Meeresrauschenkompilation. Man hätte schon von seltsameren Dingen gehört. Möglicherweise wurde so etwas extra für die Einlullungsgastronomie zur Verfügung gestellt, und warum auch nicht.

Erst als ich nach abgelaufener Freizeit aufstand und mich zum Gehen wandte, bemerkte ich meinen Wahrnehmungsfehler. Das Meeresrauschen war keinesfalls eine bewusste, nur unter Studiobedingungen von ihr zu trennende Beigabe zur Musik. Ich saß lediglich in der Nähe der Toiletten. Was ich hörte, war das künstliche Wasserrauschen, mit dem häufig in öffentlichen japanischen Bedürfniskabinen belastende Töne übertüncht werden. Meistens muss man diese Geräuschkulisse selbst hinzuschalten. Manchmal allerdings, wie in dem Café, das ich gewählt hatte, läuft sie dauerhaft, und der Nutzer hat allenfalls eine Opt-Out-Option.

Corona-Weltmeisterschaft: Deutschland gegen Japan

Ich war neulich in Deutschland, um die dortigen Corona-Maßnahmen zu überprüfen und mit denen in Japan zu vergleichen. Hier die Ergebnisse.

Disziplin 1: Trockene Hände

Deutschland hat die trockeneren Hände. Nicht weil so viel feuchtigkeitsentziehender Desinfektionsalkohol auf die Fingerchen gesprüht würde (dazu sogleich mehr), sondern weil die Heißlufthandtrockner in öffentlichen Bedürfnisanstalten weiterhin fröhlich blasen, als hätten sie von dieser Corona-Sache gar nichts mitbekommen. Ich möchte bei dieser freundlichen Weltmeisterschaft nur kalte Fakten ohne Lob und Tadel benennen (mir ist das dröge Doppelgespann aus reflexartigem Herkunftsort-Bashing und unreflektierter Wahlheimatverherrlichung genau so zuwider wie der umgekehrt gelagerte Fall), aber darüber war ich schon ein wenig schockiert. Die Dinger galten bereits vor der Pandemie als menschenfeindliche Virenschleudern (obwohl die Handtrockner-Lobby behauptete, dass das nur die Papiertücher-Lobby behauptete). In Japan war deren landesweite Abschaltung das erste, was an Maßnahmen durchgesetzt wurde. (Kritiker behaupten, es blieb auch das einzige.) Es sieht nicht so aus, als würden die Geräte jemals wieder angeschaltet werden. Das stört auch niemanden, denn der Japaner an sich trägt eh immer sein eigenes Handtüchlein mit sich. Der Zugereiste irgendwann ebenso. Und wenn er es mal vergisst, kauft er sich halt schnell am nächsten Bahnhofskiosk ein neues. (Falls Sie ebenfalls so viele Exemplare mit demselben Bahngesellschaftsmaskottchen haben, können wir vielleicht mal tauschen.)

Disziplin 2: Desinfizierte Hände

Vielleicht hat Japan doch die trockeneren Hände, denn vor jedem Restaurant, Laden und öffentlichem Gebäude steht ein Händedesinfzierer – entweder in Form einer elektronischen beziehungsweise mechanischen Konstruktion mit Sensor beziehungsweise Pedal oder als ein sympathischer Mini-Jobber mit einer Sprühflasche in der Hand. In der Disney-Store-Niederlassung in Shibuya betreibt man besonderen Aufwand: Dort empfängt einen eine freundliche junge Dame, die eine Micky-Maus-Puppe hält, welche die Sprühflasche hält.

Nun spüre ich, wie man in Deutschland nervös auf dem Hosenboden herumrutscht und sich nicht recht entscheiden kann, ob man nur verwirrt oder bereits empört reagieren sollte. Jedenfalls möchte man einwerfen: „Aber das ist doch in Deutschland nicht anders! Gut, abgesehen von der Micky Maus vielleicht!“

Stimmt, in Deutschland wird auch an jedem einigermaßen öffentlichen Eingang desinfiziert. Das wusste ich aber noch nicht, als ich über diese Disziplin am Frankfurter Flughafen zu schreiben begann. An jenem aeronautischen Verkehrsknotenpunkt stehen nirgendwo Desinfektionsspender. Zumindest auf meinen langen, gewundenen Wegen sind mir keine aufgefallen. Bremen-Vegesack, Bremen-Walle und Bremen-City hingegen: Vorbildlich. (Ja, ich habe schon während des Transitaufenthalts auf dem Frankfurter Flughafen im Verlauf meiner Hinreise mit dem Verfassen dieser gewissenhaften Analyse begonnen. Wenn die Flughafenpressebuchhandlungen nichts außer Tichys Einblick und den Stephen-King-Roman, den ich bereits zu Hause heimlich gelesen hatte, zu bieten haben, muss man sich eben selbst was schreiben.)

Disziplin 3: Soziale Distanz

Hm, ungefähr gleich. Wird hüben wie drüben ohne Unterlass gefordert und gelegentlich praktiziert. Auch die Tatsache, dass in bedenkentragenden Randgruppen darüber diskutiert wird, ob man nicht lieber ‚physische Distanz‘ sagen sollte, findet sich im Westen wie im Osten. Dazu sage ich klipp und klar: Ist mir egal. Wenn es hilft, warum nicht.

Disziplin 4: Personal hinter Plastik

Noch etwas, bei dem man den Frankfurter Flughafen nicht als Spiegel der Gesellschaft hernehmen sollte. Dort keinerlei Schutz für die Menschen hinter den Kassen, im Rest der Republik (oder in dem Teil der Republik, den ich bereist habe) hingegen ähnliche Verhältnisse wie in Japan. Vielleicht liegt es daran, dass der Frankfurter Flughafen so überdurchschnittlich sauber ist. Das wäre dann aber neu.

Disziplin 5: Masken, und wie und wo man sie trägt. Und welche.

In Japan trägt man überall außer in Privathaushalten einen Mund-Nasen-Schutz, in Deutschland nur in öffentlichen Innenräumen. In Japan darf es an den meisten Orten einfach irgendeine Art von Maske sein, in Deutschland sind hässliche Masken Pflicht. Als ich mit meiner modischen Maske in Japan das Flugzeug bestieg, musste ich erst mal beweisen, dass ich ebenfalls eine hässliche Maske mitführte (was der Fall war).

Auch wenn es mir unheimlich und ungewohnt war, ohne Maske durch die Bremer Fußgängerzonen zu schlendern, so beugte ich mich doch diesem gesellschaftlichen Diktat (ich wollte nicht der hervorstehende Nagel sein, der … Sie wissen schon). Nur um dann natürlich zu vergessen, die Maske wieder aufzusetzen, wenn ich ein Geschäft betrat. Prompt folgte stets vom Personal die freundliche wie bestimmte Frage: „Sind Sie befreit?“

Was für eine großartige Frage! Ein hoch auf das freiheitliche Europa! In Japan hat mir noch nie jemand eine derart existenzielle Frage gestellt. Gut, in Japan trage ich ja auch immer eine Maske. (Bitte den Satz noch mal lesen, aber diesmal inklusive Subtext. Heute wird übrigens der nächste Literaturnobelpreisträger bekanntgegeben.)

Ich bin mir sicher, die Gewohnheitsdeutschen haben sich bereits etliche Antwortoptionen voll Verve und Finesse zu dieser hochrangig aufgeladenen Frage ausgedacht, wie einst zu: „Sammeln Sie Herzen?“ Bei mir reichte es leider immer nur zu einem gestammelten: „Nein … Entschuldigung … bloß vergessen … lege sie sofort an.“

Was mich überrascht hat: In Deutschland sah ich mehr korrektes Maskentragen als dieser Tage in Japan. Hier begegnen einem jetzt zunehmend die sogenannten Penisgesichter; vor Monaten noch eine statistisch irrelevante Randerscheinung. Vielleicht ist es Maskenmüdigkeit. Oder Mode. Vielleicht haben die im Fernsehen gesehen, dass die das im Westen so machen, und wollten auch mal so cool sein.

Disziplin 6: Impfzertifikate

In Deutschland hat jeder eines auf seinem Mobiltelefon. Hat mal einer keines, fotografiert er es mit seinem Mobiltelefon vom Mobiltelefon seines Kumpels ab. So genau guckt da keiner hin. Im analogen Japan gibt es stattdessen ein unübersichtlich vollgeschriebenes DIN-A4-Dokument, das in einladend dunklen deutschen Gaststätten kein Mensch entziffern kann. Wird erfahrungsgemäß genauso durchgewunken wie die abfotografierte Digitalfälschung.

Menschen, die Japan in erster Linie aus Ghost in the Shell kennen, reagieren häufig perplex bis ungehalten, wenn man ihnen erklärt, wie technologisch rückständig das Land ist. Die denken, man wolle sie vergackeiern; es sei schließlich das Land, in dessen Städten man ständig mit Schwebetaxis an haushohen Werbehologrammen vorbeischwebe. Dabei tut man das in Wirklichkeit nur ganz selten. Der Alltag sieht eher so aus, dass E-Mails ausgedruckt und gefaxt werden, damit man sie bei Erhalt besser abstempeln kann. Das wird sich auch nicht ändern, solange die Fax-Lobby und die Stempelindustrie etwas zu sagen haben.

Disziplin 7: Apps

In Deutschland (vielleicht handelt es sich auch um eine regional unterschiedlich geregelte Ländersache) braucht man eine App, um seine Anwesenheiten in Gaststätten und ähnlichem zu dokumentieren. In Bremen gibt es zum Beispiel die Gast-Bremen-App. Allerdings nicht im japanischen Google-Store, an den ich selbst in Deutschland gebunden bin; so weit reicht die hanseatische Gastfreundschaft wohl auch wieder nicht. Ich musste mir eine gehackte Raubkopie aus dem Darknet besorgen. Die funktionierte oft besser als die offiziellen Versionen meiner lokalen Begleiter. Man darf nicht vergessen, sich beim Verlassen einer Lokalität wieder von dieser abzumelden. Die Zeitungen sind voller Glossen von Witzbolden, die offenbar tagelang in derselben Kneipe festsaßen ohne es zu merken. In Japan braucht man nur Apps, wenn man wiedereinreist, denn man muss in Quarantäne, weil Japan eines der wenigen Länder ist, die das japanische Impfzertifikat nicht anerkennen. Dann schweigt man sich unter anderem täglich mit einer künstlichen Intelligenz eine halbe Minute lang an, während die Telefonkamera Beweisaufnahmen davon macht, dass man zu Hause ist.

Disziplin 8: (Wieder-)Einreiseprozeduren

Das interessiert bestimmt viele, aber dafür fehlt mir jetzt die Zeit. Ich muss noch Schweinefleisch marinieren und Gurken schneiden.

Endergebnis

Abdulrazak Gurnah, herzlichen Glückwunsch.

Bonus-Content: Was ich in zwei Wochen Heimquarantäne über mich selbst gelernt habe

Zweierlei:

  • Wenn ich nicht zum Getränkeautomaten an der Ecke gehen kann, um eine Cola zu kaufen, muss ich auch keine Cola trinken.
  • Wenn ich nicht zum Convenience Store zwei Ecken weiter gehen kann, um Nachtisch zu kaufen, muss ich auch keinen Nachtisch essen.

Daraus folgt: Quarantäne ist, anders als oft angenommen, gut für die Figur.

Love Missile Betamax 3000

Ich entschuldige mich sogleich für die Überschrift, sie hat nichts mit dem Inhalt zu tun. Sollte mal ein Romantitel werden, allerdings ist mir auch kein Romaninhalt dazu eingefallen.

Aber wo ich Ihre Aufmerksamkeit habe: Ich glaube, ich bin letzte Woche ein paar Prozentpunkte blöder geworden, denn ich habe durchschnittlich einen Film der Filmserie Freitag, der 13. pro Tag gesehen. Und das kam so: Wir haben jetzt wieder Hulu. Wir hatten schon vorher zweimal Hulu gehabt. Das erste Mal, als es das nur in Amerika gab und alles ganz neu und aufregend war. Dann Hulu Japan versucht, weil es attraktive Hulu-Eigenproduktionen zu geben schien. Das war jedoch ein Irrtum; es gibt keine attraktiven Hulu-Eigenproduktionen. Schon gar nicht in einem fernsehkulturellen Dritte-Welt-Land (ich würde Entwicklungsland sagen, wenn es nur echte Anzeichen gäbe, dass sich da mal was entwickelt).

Wo ich gerade Dritte-Welt-Land gesagt habe, wechsle ich schnell das Thema (Freitag, der 13. gibt eh nicht so viel her): Wo wäre denn Deutschland in diesem TV-Weltbild zu verordnen? Ich würde sagen: Locker Zweite Welt. Gibt sich stets große Mühe. Wegen meiner sprachlernwilligen Frau muss ich mir immer wieder aktuelle deutsche Produktionen ansehen, und oftmals bereue ich es nicht. Aaaaber … mir ist just aufgegangen, nach genauer Analyse, was das Problem deutscher Fernsehautoren ist: Sie glauben, ihre Charaktere müssten so reden, wie die Leute wirklich reden. Weil das dann ‚realistisch‘ ist, vielleicht sogar ‚authentisch‘. Realismus und Authentizität allerdings gehen so gut wie immer auf Kosten von Niveau und Unterhaltungswert. Im englischsprachigen Raum wissen die Autoren, dass Charaktere sprechen müssen, wie die Leute sprechen sollten. Deshalb gibt es dort oft geschliffene, tollkühne Dialog-Akrobatik, während es in Deutschland bloß bei „Fuck, Alter, wie krass ist das denn?!“ bleibt. Das ist schade, denn Plot, Figuren und Ästhetik hat das deutsche Fernsehen inzwischen durchaus drauf.

Aber zurück zu Hulu. Wir kamen unlängst wieder angekrochen, in erster Linie wegen Columbo und Nizi Project. Wir haben uns nämlich vorgenommen, mehr über NiziU in Erfahrung zu bringen, als unsere Eltern damals über Adam and the Ants wussten. Aufhalten können wir sie eh nicht. Ich möchte nie ins Schleudern geraten müssen, wenn meine Tochter mich nach meinem Lieblings-NiziU-Girl fragt. (Nina, natürlich. Aber auf ihre Arten sind sie alle toll, obwohl ich zuerst Dings und Bums nicht recht auseinanderhalten konnte. Deren Namen lerne ich auch noch.)

Columbo und Nizi Project haben uns voll und ganz befriedigt, doch dann kam Jason. Beim Stöbern im Filmangebot des Streaming-Services fand ich die Filme der Freitag, der 13.-Serie, zumindest die Teile eins bis acht und das Remake. Aus nostalgischer Trunkenheit (vielleicht auch bloß Trunkenheit) setzte ich sie auf meine Warteliste, abgesehen von Teil 1, bei dem ich bereits kürzlich im Linearfernsehen widerwillig hängengeblieben war, und dem Remake, weil gar so trunken war ich nun auch wieder nicht. Auf der Liste beließ ich sie erst mal, bis sie kollektiv den Warnhinweis trugen: Ablaufdatum in einer Woche.

Ich musste es schaffen! Ich war völlig vernagelt. Ich machte es zu meinem Projekt. Ich stellte mir Outlook-Aufgaben, wie für alles andere in meinen Leben von „2 Minuten Zähne putzen“ über „Einwohnersteuer bezahlen“ bis „5 Seiten über Olympia (ohne Corona)“. Ich hake halt gerne Sachen ab. Also: „Diese Aufgabe ist heute fällig: Rest von Freitag, der 13. IV: Das letzte Kapitel gucken, mindestens halbe Stunde von Freitag, der 13. V: Ein neuer Anfang.“

Es war trotzdem nicht leicht. Diese Filme waren damals nicht gut, und sie sind heute unter aller Kanone. Jeder einzelne, abgesehen vom fünften oder sechsten, weiß nicht mehr genau, jedenfalls der, der sich gekonnt darüber lustig macht, wie unter aller Kanone diese Filme eigentlich sind. Früher haben meine Herrenbekanntschaften und ich bei diesen Filmen Salzgebäck verzehrt, mit Alkohol experimentiert, vom Schalk beseelt Tote gezählt und uns dabei hin und wieder in die Haare bekommen, ob Kakerlaken und Telefonleitungen auch zählten. Heute sind davon nur das Gebäck und der Suff geblieben. Anders ist es nicht zu schaffen. Ich bin in jener Woche also nicht nur merklich blöder geworden, sondern auch deutlich dicker.

Zu den gelungeneren Aspekten der Serie gehört, dass die Teile sukzessive schlechter werden (abgesehen s. o.), wodurch rückwirkend der vorangegangene dann doch wieder vergleichsweise gelungen wirkt, und man sich sagt: „Hach, das war was, damals, gestern, bei Teil 3. Ob sich dieses Hochgefühl noch einmal reproduzieren lässt? Versuchen wir es doch mal morgen mit Teil 5.“

Ich möchte nun nicht jeden Film einzeln besprechen, das würde den Schmerz lediglich verlängern. Dennoch ein gut gemeinter Hinweis an die Macher: Der achte wäre vielleicht (ein ganz kleines bisschen) weniger enttäuschend, wenn er im Untertitel nicht Jason Takes Manhattan hieße sondern Jason auf einem Boot, das erst eine halbe Stunde vor Schluss in Manhattan ankommt. Wie in jedem Film eines gewissen Budgets wird Manhattan natürlich von Vancouver gespielt. (Kleiner indiskreter Industriegeheimnisverrat: Die meisten Szenen in Film- und Fernsehproduktionen, die auf Tokios bekannter Shibuya Crossing spielen, wurden in einem Studio in China gedreht, in dem eine perfekte Nachbildung steht.)

Apropos Macher. Man darf sich nichts in die Tasche lügen: Diese Filme wurden von Menschen gemacht, die Horror hassen. Es spielen Schauspieler und Schauspielerinnen mit, denen das schon damals unangenehm war und die heute nichts anderes vorzuweisen haben (Kevin Bacon und Crispin Glover haben’s eher trotz als wegen geschafft). Diese Produkte entstanden völlig ohne Liebe und haben keine Liebe zu geben. Deshalb stimmt es mich so traurig, dass sie von vielen so innig, oft ganz unironisch geliebt werden. Dass es Männer im besten Alter gibt, die sich nichts sehnlicher wünschen als 4K-Blu-ray-Komplettboxen mit allen Folgen und Schnittfassungen. Warum? Warum?! Wa-ru-hu-hu-hum?! Ist man mit dem Streaming nicht schon geschlagen genug?

Immerhin kamen mir alle Filme, die ich mir unmittelbar nach dieser verlorenen Woche anschaute, wie Citizen Kane auf Steroiden vor. Warcraft? Ein Fest für die Sinne! New Mutants? Zum Schluss ist da irgendwie ein Bär, mehr konnte ich mir nicht merken – aber genial! Fear Street 1994? Ich rief mit der Stimme und Lautstärke Reich-Ranickis: „Das ist miserabel!“

Huch, ich glaube, die Realität hat mich zurück. Vielleicht sind sogar ein paar Gehirnzellen nachgewachsen.

Billy Idolish singt japanisch und Papa wird Illustrator: Gesprächsfetzen ohne Zusammenhang

Ich unterhalte mich gerne mit meiner Frau beim Fernsehen, sie hat oft interessante Schnurren zu teilen. Einmal, es ist schon her, sahen wir einen vielfach preisgekrönten Film eines vielfach preisgekrönten Regisseurs. Als eine vielfach preisgekrönte Schauspielerin auftrat, rief meine Frau hocherfreut: „Die kenne ich, die hat mal Pornofilme gemacht. Meine Mutter ist gut mit ihr befreundet. Ich habe früher oft mit der Tochter gespielt, wenn sie auf der Arbeit war.“ Da hatte ich gleich wieder ein gutes Thema für den nächsten Besuch bei Schwiegereltern.

Nicht ganz so spektakulär die Enthüllung von neulich. Wir saßen im Homeoffice und schauten Frühstücksfernsehen, als dort Aki Yashiro auftrat, ein Urgestein der Enka-Szene, also der japanischen Schlagervolksmusik. Sie ist 70, sieht aber aus wie gestraffte 50 (Abb. unten nicht aktuell).

Meine Frau sagte: „Nach der wurde die Katze benannt, die ich als Kind hatte. Aki.“

„Du warst Fan von der?“

Leicht pikiert: „Mein Vater. Aber irgendwie ist sie schon bewundernswert. Sie ist gerade Youtuberin geworden, weil sie angesichts der Weltnachrichtenlage die Bühne so vermisst. Und neulich hat sie was von Billy Idol im Dialekt ihrer Heimat Kumamoto eingesungen.“

„Wirklich? Welches Lied denn?“

„Hm… mit Billy Idol kenne ich mich nicht so aus. Bad Man? Gibt es das?“

„Das klingt nach einer guten Beschreibung von Billy Idols Marketingstrategie, aber als Titel sagt es mir nichts. Vielleicht einer von den neueren.“

„Meine ich Billy Idol? Meine ich Bad Man?“

„Billy Idol ist so ein alter Pop-Punker, mit dem Hana eine gewisse Ähnlichkeit hatte, als sie noch ein Baby war. In erster Linie wegen der charakteristischen Schnute. Ist zum Glück rausgewachsen. Bei Hana.“

Da fiel es meiner Frau wieder ein: „Billie Eilish! Bad Guy!“

„Die kenne ich wiederum nur peripher. Irgendwann klinkt man sich halt doch aus, egal was man sich im Sturm und Drang hoch und heilig geschworen hat. Ist das nicht so ein murmelndes dünnes Mädchen?“

„Aki Yashiro kennt die. Und die ist 70.“

Falls ich mir was wünschen darf: Als nächstes bitte Rebel Yell.

Apropos Musik: Mit meiner sechsjährigen Tochter unterhalte ich mich ebenfalls sehr gerne, besonders auf dem Weg zum Kindergarten. Manchmal singen wir auch nur aus voller Brust, am liebsten ihr Lieblingslied, das Titelthema der Zeichentrickserie Kimetsu no yaiba. Das heißt, sie singt und ich ahme die Instrumente nach. Die Serie ist so eine Art Fantasy-Version von Tanz der Teufel, nur brutaler. Unter meinem Dach wird Hana sie frühestens mit 25 sehen dürfen, unter elterlicher Aufsicht. Das Lied kennt sie allerdings jetzt schon auswendig.

Morgens kann man das mal so machen, abends bevorzugen wir die Akustikversion.

Doch eines Morgens hatte Hana ein anderes Thema, das ihr keine Ruhe ließ: „Papa, als fun activity machen wir jetzt I Spy worksheets. Da gibt es auch I Spy Dad. Aber dein Beruf ist gar nicht dabei.“

„Mein Beruf ist nicht dabei? Wirklich nicht?“

„Nein! Kein Illustrator!“

„Nun … ich bin ja auch kein Illustrator. Ich schreib die Worte, die in den Büchern stehen.“

„Aber in Kawaii Mania sind viele Bilder.“

„Gut, die meisten davon habe ich selbst geknipst, aber …“

„Siehst du! Du bist Illustrator!“

„Äh …“

„Eine Arbeit von früher von dir ist allerdings doch bei I Spy Dad dabei: Mich auf dem Arm tragen.“

„Naja, das war doch keine Arbeit. Das habe ich gerne gemacht. Gut, manchmal war es schon Arbeit. Aber gute Arbeit.“

In tadelndem Ton: „Papa, schreiben ist auch gute Arbeit!“

Es muss manchmal gesagt werden. Wo wir gerade beim Thema sind: Zum Abschluss vier Titel, wie das Buch, das ich derzeit mit Buchstaben und Satzzeichen illustriere, NICHT heißen wird, obwohl mir diese fixen Ideen auch gut gefielen:

  • Gänsehaut-Garantie im Wohlfühlbereich
  • Wenn Influencer suboptimal abholen
  • Ich glaub, mein Storyteller kuratiert
  • Shitstorm in der Komfortzone

Wie es stattdessen heißt, verrate ich, sobald der Verlag es verrät.

Making of Kawaii Mania: Gegendarstellung

Glücklicherweise fehlt mir momentan die Zeit, die Making-of-Kawaii-Mania-Serie fortzuführen (das heißt nicht, dass sie nie fortgeführt werden würde). Allerdings habe ich gerade eine wichtige Information hereinbekommen, die nicht warten kann.

Mit ernstem Gesicht und Ton nahm mich meine fünfjährige Tochter heute beiseite: „Papa, ich habe mir noch einmal Kawaii Mania angesehen.“

„Das freut mich, Hana.“

„Da ist der Popo-Detektiv drin.“

„Ja, ich weiß. Vielen Dank, den hätte ich ohne dich gar nicht gekannt.“

„Aber der Popo-Detektiv ist nicht niedlich.“

„Nein?“

„Nein.“

Ende des Gesprächs.

Making of Kawaii Mania, Folge 2: Kuchen und Kartoffelsalat am laufenden Band

Ich muss gestehen: Ich kenne mich mit Kuchen nicht aus. Meine japanische Frau kennt mehr deutsche Kuchenbezeichnungen als ich. Wie jeder normale Mensch fotografiere ich zwar gerne Süßspeisen, aber mein Appetit in dieser Richtung hält sich in Grenzen.

Da ich kein Mitglied der internationalen Kuchenliebhaberszene bin, war es mir vor meinem Besuch des Maison Able Café Ron Ron in Harajuku nicht bewusst, dass es sich bei dem Lokal nicht etwa um einen Geheimtipp handelte, sondern um einen wohl recht bekannten Pilgerort. Als ich dort gegen 11 Uhr vormittags eintraf, wurde mir gesagt, das Café und die Warteliste seien fürs Erste voll. Ich bekam ein Ticket, das mich berechtigte, mich in zwei Stunden vor dem Eingang in die Schlange zu stellen. Toll, dachte ich, dann kann ich ja vorher noch ordentlich Mittag essen (siehe Folge 1).

Genau das war natürlich mein Fehler. Ins Maison Able Café Ron Ron geht man nicht mal eben so nach dem Essen. Ins Maison Able Café Ron Ron geht man, um aus deren Kuchen-Flatrate das bestmögliche Preis-Leistungs-Verhältnis herauszuholen. Männer zahlen im Fließband-Kuchenparadies mehr als Frauen. Als ich das im Vorfeld meiner Frau erzählt hatte, meinte die, dass das den armen, benachteiligten Männern gegenüber ungerecht sei. Iwo, sagte ich, das ginge schon in Ordnung. Schließlich können Männer mehr essen als Frauen.

Ich lernte: Generell vielleicht ja. Aber nicht Kuchen. Ich weiß nicht mehr, wie viele der kleinen Dinger ich geschafft habe. Es waren auf jeden Fall weniger als die, die die spindeldürren Mütter und kleinen Kinder, mit denen ich als einziger Mann die Tafel teilte, geschafft haben. Hier bin ich, wie man sieht, beim sechsten:

Die Mütter und Kinder waren da schon locker bei über zehn jeweils, ich schwöre. Und die waren noch lange nicht fertig, während ich mich so langsam geschlagen geben musste.

Ron ron ist übrigens das Geräusch, das Katzen (Abb. unten) auf Französisch machen. Wahrscheinlich hatte man sich beim Namen für das Café gegen den japanischen Begriff (nyan nyan) entschlossen, weil der im Slang nicht nur für Katzen steht, sondern auch für Vögeln.

Auf dem Laufband ist nicht nur Kuchen. Das Überraschendste habe ich leider nicht solo fotografiert, aber es ist hier mit im Bild, auf dem sechsten Teller von links:

Eine umgestürzte Eiswaffel mit einem Inhalt, der optisch Vanilleeis oder Sahne sein könnte. Ich beobachtete, wie ein kleines Mädchen davon kostete, einen hysterischen Speianfall bekam und sich vom mütterlichen Taschentuch nach alter Sitte den Mundinnenraum säubern lassen musste, bis es sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Klar musste ich das auch probieren.

Es handelte sich um Kartoffelsalat.

Wirklich, wer macht denn sowas?

Das nächste Mal glaube ich dem Kind.

Am nächsten Tag ging es mir wieder gut genug, um im Eisbärencafé in Takadanobaba einzukehren.

Die Einrichtung basiert auf einem Manga, den ich nicht kenne. Meine Grizzly-Schnitzel-Stulle hat mir trotzdem geschmeckt.

Mumins-Cafés gibt es etliche in Tokio. Mir hat sich der Reiz der skandinavischen Kreaturen nie erschlossen, aber essen kann man’s mal.

In Yokohama sah ich mir bei Tokyu Hands an, wie man selbstzubereitete Speisen elegant verpacken kann.

Wieso denn Yokohama? Gibt es etwa kein Tokyu Hands in Tokio? Natürlich gibt es das. Ich war in erster Linie in Yokohama, um mir das Unko-Museum anzusehen, das sich die Verniedlichung menschlichen Kots auf die Fahnen geschrieben hat.

Und damit hätten wir auch wieder geschmackssicher den Bogen zum Kuchen geschlagen.

Making of Kawaii Mania, Folge 1: Harajuku

Gerne erinnere ich mich dieser Tage an die total 2019-mäßigen Probleme, die ich im letzten Sommer hatte: Ich konnte einfach keine anständigen Bilder für mein damals im Entstehen begriffenes Buch Kawaii Mania bekommen. Unanständige hätten es auch getan, aber selbst das war schwierig. Offizielle Pressevertreter relevanter Unternehmen konfrontierten mich mit langwierigen Verfahren, komplizierten Antragsformularen, furchteinflößenden Knebelverträgen oder der guten, alten kalten Schulter. Also löste ich das Problem auf total 2019-mäßige Weise: Ich verließ das Haus, stürzte mich ins soziale Gewimmel und knipste selbst. Gleich am ersten Tag ging mir dabei die Kamera kaputt, also machte ich es wie normale Menschen: Ich nahm das Mobiltelefon. Viele der Fotos kamen tatsächlich ins Buch. Etliche nicht. Eine kleine Auswahl der letzteren möchte ich in dieser Serie teilen.

Heute geht es erst mal ins Teenager- und Touristenviertel Harajuku, dort selbstverständlich in die Takeshita Dori.

Was es dort gibt, weiß man ja.

Ich hatte es in erster Linie auf die Purikura-Fotokabinen abgesehen, in denen sich ursprünglich Geschäftsleute Fotoaufkleber für ihre Visitenkarten erstellen lassen sollten. Es stellte sich aber heraus, dass darin viel lieber junge Frauen Fotoaufkleber für ihr Amüsement erstellen lassen. Man erahnt es inzwischen schon an der Aufmachung der Kabinen.

Dabei ist für die Älteren auch was dabei:

Noch ein Fotokabinenfoto? Na gut, wollen wir mal ein Auge zudrücken.

Gerne hätte ich einen dieser Lastwagen mit Reklame für die neuesten Produkte der Musikindustrie fotografiert, wie sie insbesondere durch Harajuku und Shibuya gurken. Allerdings immer, wenn ein guter kam, bekam ich nervöse Finger, und ich konnte nur noch das Nummernschild identifizieren. Ein besserer als dieser ist mir nicht vor der Linse stehengeblieben (und der ist leider vergleichsweise schlicht):

Den Appetit auf einen Hamburger im Kawaii Monster Café hat mir diese relative Fehlleistung nicht verdorben.

Zum Runterspülen gab’s auch was (das vollständige Getränk ist im Buch abgebildet).

Weitere Getränke hingen von der Decke.

Bei der Show zur Mahlzeit blieb ich lieber im Hintergrund, bevor man mich noch zum Freiwilligen-aus-dem-Publikum erklärte.

Den Nachtisch nahm ich im Rotationskuchencafé Maison Able Café Ron Ron ein. Das wurden allerdings so viele Kuchen, dass ich dafür eine neue Folge beginnen werde. Für heute sage ich erst mal tschüs und:

Wundertüten gibt es immer wieder

Letztes Jahr (gucken Sie hier) spazierte ich am dritten von eigentlich nur zwei Verkaufstagen in die internationale Kinokuniya-Buchhandlung in Shinjuku und hatte noch freie Auswahl zwischen mehreren Variationen der beliebten Neujahrswundertüten, in denen japanische Händler traditionsgemäß zum Jahresauftakt Überraschungssonderangebote zu Schleuderpreisen raushauen. Mein Anfängerglück nicht als solches erkennend, meinte ich, die Gerüchte um die Begehrtheit dieser Tüten seien stark übertrieben.

Also ahnte ich nichts Böses, als ich in diesem Jahr am Nachmittag des Erstverkaufstages mit betonter Lässigkeit ins Geschäft schlenderte. Diesmal wollte ich mehr als eine Tüte. Zwar habe ich von den Büchern aus der von vor einem Jahr bislang nur eines gelesen, aber darauf kommt es ja nun wirklich nicht an. Leider wird nur ein Beutel pro Nase ausgegeben. Deshalb hatte ich meiner Frau 2020 Yen zugesteckt und sie instruiert, sich ganz normal zu verhalten. Im Nullkommanichts würden wir den Laden mit zwei sogenannten Lucky Bags verlassen haben, und niemand müsse je erfahren, dass beide für mich bestimmt sind.

Doch, Schockschwerenot, auf dem Wundertütentisch standen nur noch die Ausverkauft-Schilder. Auf Anfrage versicherte man uns, dass es am nächsten Tag eine weitere Chance gäbe, wir uns allerdings gefälligst recht früh, also vor Ladenöffnung, vor dem Haupteingang im Erdgeschoss einfinden sollten, so uns die Sache wichtig wäre. Abkürzungen über andere Zugänge seien nicht erlaubt.

Wir fügten uns. Als wir um zehn vor zehn ankamen, warteten bereits ungefähr 20 andere auf ihr Glück.

Zuerst war alles sehr zivilisiert, wir Büchermenschen sind schließlich sanft und großmütig. Wir gönnen allen alles. Als sich aber nach dem Einlass die Fahrstuhltür schloss und einige Ansteher untransportiert zurückblieben, machte sich eine gewisse Unruhe breit. Auch bei mir, denn ich war ein Betroffener. Als ein Ordner den Tipp gab, dass es über die Rolltreppe schneller gehen könnte, rannten wir los. Mein Frau flehte mich an, ohne sie voranzupreschen, sie sorge sich um das Wohl des Kindes in unserer Begleitung. Doch ich zerrte beide mit. Entweder wir teilten den Triumph, oder wir gingen gemeinsam leer aus.

Fünf Stockwerke Möbelhaus rauschten an uns vorbei, was schon ein wenig wehmütig machte. Das war alles mal Buchladen, dachte ich. Die jungen Leute wissen’s gar nicht mehr. Inzwischen ist nur noch das internationale Stockwerk übriggeblieben. Das ist ja auch die Hauptsache. Aber trotzdem.

Schluss mit dem sentimentalen Gewäsch; wir konnten unsere Schnäppchen abgreifen. Ich eine Tüte ‚Literature‘, meine Frau eine Tüte ‚Japanese Literature‘ und meine Tochter eine Tüte ‚Children’s & YA‘. Perfekt durchdacht, ich weiß. „Die ist schwer!“, beklagte sich Hana auf dem Weg zur Kasse. Ich versicherte ihr, dass sie in ungefähr zehn Jahren an den Büchern in ihrer Tüte viel Freude haben würde. Solche Argumente sind Musik in den Ohren Fünfjähriger.

Als wir nach unserer Transaktion das Geschäft verließen, war nur noch ein einziger Beutel am Platz, aus der Kategorie ‚Self-Help‘. Ich hätte die unentschlossene Kundschaft gerne pfiffig aufgefordert: “Please, help yourself!“ Aber ich war zu schüchtern.

Kommen wir nun zur Auswertung.

Die größte Überraschung an der Überraschungstüte für Kinder und Jugendliche ist, dass lediglich ein Kinderbuch dabei ist, und auch das ist eher eins für ältere Vertreter der Gattung als wir eines daheim haben. In erster Linie war die Anschaffung eh für mich gedacht, nicht zuletzt aus Gründen der Marktanalyse.

Anstatt hier über den Lesespaß zu spekulieren, der mich zwischen den Deckeln genau dieser Bücher erwartet, möchte ich gerne etwas Allgemeines loswerden, was mir schon lange unter den Nägeln brennt (Blog-style, quasi): Ich verstehe die Attraktivität der Young-Adult-Kategorie für ihre Zielgruppe nicht. Es geht mir nicht um die Qualität der ihr zugeordneten Werke, da sind immer wieder dolle Dinger drunter, sondern um das Label als solches, also die Kategorisierung ‚Young Adult‘ als Marketing-Werkzeug. Bei mir war das so: Als ich ein Kind war, las ich Kinderbücher. Als ich mich dafür zu alt fühlte, griff ich zu Erwachsenenbüchern. Mit Lust und Genuss, oft heimlich. Eine Kompromisslösung hätte mich nicht interessiert. Hätte mir ein Buchvermarkter angeboten: „Ey, Alter, ich hab hier einen Mega-Lese-Hammer speziell für Kids wie dich: etwas für ‚junge Erwachsene‘, zwinker, zwinker!“, dann hätte ich genau um dieses Buch den größten aller denkbaren Bögen gemacht.

Sicherlich, Young-Adult-Titel gab es schon zu meiner Zeit. Sie hießen Jugendbücher, und ich möchte meine Argumentation keineswegs auf die billige Klage reduzieren, dass heute alles englisch heißt (obwohlistdochwahr). Der wesentliche Unterschied ist, dass Jugendbücher damals nicht von Jugendlichen gekauft wurden, sondern von ratlosen Eltern, Onkeln und Tanten. Jugendliche selbst ließen sich nicht vorschreiben, was für sie geschrieben wurde. Die heutigen Young Adults scheinen da beratungsaffiner zu sein. Doch ich möchte ebenfalls nicht das Klagelied anstimmen, die jungen Erwachsenen von heute seien so anders als die alten Kinder von früher. Ist zwar in der Sache richtig, allerdings kaum ein Grund zur Klage, denn anders muss ja nicht schlechter sein. Will nur sagen: Ich steck da nicht drin.

Ein ähnliches Problem habe ich übrigens mit dem japanischen Konzept der ‚Light Novel‘. Als schwerer Leser habe ich da immer Angst, ich würde nicht satt. Doch wenden wir uns der nächsten Tüte zu:

Jeder hat My Absolute Darling und Normal People schon gelesen und auf seine Jahresbestenliste gepackt, nur ich nicht. Ich freue mich, das bald nachzuholen. Lullaby scheint was Wüstes zu sein. Mal gucken, ob mich irgendwann mal eine wüste Stimmung überkommt. Das legt sich ja etwas mit dem Alter. Ich könnte mir vorstellen, dass ich genau dieses Buch gerne als ‚junger Erwachsener‘ gelesen hätte. Und nicht irgendwas mit Glitzercover und dystopischen Paralleluniversen.

All the Birds in the Sky habe ich bereits als E-Buch, doch, ach, es hat mir nicht gefallen. Die Geschichte um einen Zeitmaschinentüftler und eine Hexe war süß, so lange sie noch klein waren. Als sie sich jedoch zu erwachsenen Hipster-Kotzbrocken entwickelt hatten, sah ich keine Veranlassung mehr, weiterzulesen.

Außerdem zwei, die nach Historienschmökern aussehen. Da bleibe ich Snob, ich kann mir nicht helfen. Die werden wohl 1A-fabrikneu bleiben.

Weiter, japanisch (auf Englisch):

Asleep von Banana Yoshimoto habe ich jetzt dreifach. Schon auf Englisch gehabt, dann versehentlich noch mal deutsch gekauft, oder umgekehrt. Macht nichts, manche Bücher kann man ja mehrmals lesen. Den Murakami habe ich bereits in einer unvorteilhaften alten Ausgabe, die für den japanischen Englischunterricht gedacht war. Inzwischen vielleicht was wert. Könnte ich sie nur finden. Lese ich gerne noch mal in schönerer Übersetzung und ansprechenderer Aufmachung. Momentan befinde ich mich allerdings in einer Murakami-Pause von unbestimmter Dauer.

Von Kawabata und Soseki habe ich selbstverständlich bereits einige der Greatest Hits gelesen, allerdings kaum so viele, wie ich manchmal behaupte. Das kann ich nun korrigieren.

Sweet Bean Paste sagt mir nichts. Meine Frau meint, das gäbe es auch als Film. Das muss ja nicht gegen das Buch sprechen.

Von Yasutaka Tsutsui habe ich einige Bücher gelesen, und von The Girl Who Leapt Through Time einige Verfilmung gesehen. Ich habe aber noch nie das Buch The Girl Who Leapt Through Time von Yasutaka Tsutsui gelesen. Da schließt sich ein Kreis. Dann noch ein Buch mit Gedichten, es werden schon nicht alle schlecht sein. Der Neujahrswundertütengewinner 2020: japanische Literatur.

2019 war für mich kein gutes Lesejahr. Vieles begonnen, wenig beendet. Es lag nicht immer an den Büchern, es lag auch manchmal an mir. Dieses Jahr wird besser, das spüre ich. Dieses Jahr sage ich: Bücher sind die neuen Videospiele.