Meine schönsten Tokyo-Marathon-Momente 2013

… wie dieser Typ (gestreift) seine Tuba nicht nur 42,195 Kilometer im Laufschritt getragen, sondern auch noch mit den Motivationskapellen am Wegesrand gejamt hat. Und mich (ich selbst ohne Tuba) trotzdem jedes Mal wieder überholte.

… wie ich mit meiner Modeentscheidung den Vegesacker Jungen in ein Land brachte, in dem lokale Maskottchen willkommen sind wie in keinem zweiten.

… wie ich es bis zum Ende geschafft und damit bewiesen habe (in erster Linie mir selbst), dass das erste Mal kein reines Glück gewesen war. Dass ich trotz (subjektiv) besseren Laufens eine (objektiv) schlechtere Zeit gelaufen sein soll, werde ich eventuell anfechten. Ich erwäge rechtliche Laufschritte bis nach Karlsruhe. Oder ich glaube einfach das, was sich dieses Jahr alle einreden: Es war der starke Gegenwind.

Aber letztendlich sind Fortsetzungen ja immer ein wenig enttäuschend (außer Der Pate 2 und Subspecies 2). Was ich im Zusammenhang des überschriebenen Mottos eigentlich sagen wollte:

… wie eine Auswahl der besten Menschen der Welt hinterher im Restaurant Kleine Hütte traditionelle deutsche Spezialitäten wie Brat-Weißwurst (im Bild), Jägerschnitzel, Sauerbraten, überbackene Austern und Kartoffel-Curry-Pizza mit Beck’s Bier, Salvator, Radeberger und Löwenbräu herunterspülte und es entsprechend unterhaltsam war.

Mehr Buch, (noch) weniger Blog

Sicherlich hat man es mir in den letzten Wochen schon an der Nasenspitze angesehen: Ich bin wieder schwanger. Es wird ein Buch, und es kommt, inshallah, im Frühjahr 2014. Nun muss ich mich eine Weile ganz auf das Ungeborene konzentrieren und den Blog nach Rabenmanier vernachlässigen.

Wegen fortschrittlicher Internet-Technologie wird dieser Eintrag bis zur Entbindung an oberster Stelle stehen. Das heißt nicht, dass es seitdem rein gar nichts zu bloggen gab. Bitte schauen Sie ein Fach tiefer nach etwaigen Aktualitäten.

Zum neuen Buch später mehr, nur so viel schon mal: Es basiert auf einer wahren Geschichte. Es handelt von einem kleinen Kätzchen, das sich sagte: Ich möchte in die Welt hinausgehen und vier Milliarden Euro pro Jahr verdienen, bevor ich 40 bin. Und das Kätzchen ging in die Welt hinaus, und es machte seinen Traum wahr. Eine Geschichte über Geld, Sex, Mord, Betrug, Revolte, Hass, aber vor allem über Liebe und Freundschaft. Mit vielen prominenten Gastauftritten, u. a. von Lady Gaga, Walter Benjamin, der Rockgruppe Kiss und Einsatzkräften der Polizei von Hongkong, Taiwan und Thailand.

Update 30. 4.: Jetzt ist schon wieder was passiert

Wie ich gerade erfahre, muss ich bis Frühjahr 2014 nicht eins, sondern zwei Bücher fertigschreiben. Mein Kriminalroman Yoyogi Park hat ebenfalls eine Heimat gefunden. Mach ich gerne, nur wird sich der Blog nun noch etwas länger gedulden müssen.

Heute schon an Weihnachten denken

Falls Sie immer noch nicht alle Weihnachtsgeschenke beisammen haben, möchte ich darauf hinweisen, dass mein Buch Gebrauchsanweisung für Japan am 12. März in einer komplett überarbeiteten und erweiterten Neuauflage erscheint. Wenn Sie rechtzeitig zuschlagen, haben Sie noch rund neun Monate Zeit mit dem Geschenkpapier.

Häufig gestellte Fragen

Ich habe mitgezählt: Es gab ja schon vier Auflagen. Was ist noch neuer an der fünften?

Das ganze Buch wurde nicht nur Wort für Wort durchgegangen und im Detail aktualisiert, es gibt auch etliche längere noch nie dagewesene Passagen, zum Beispiel:

  • Die Entspannung der Nachrichtenlage: Erweitertes Vorwort
  • Ein komplett neues Kapitel: Alles daijoubu nach 3/11?
  • Fünf komplett neue Unterkapitel: Fußball: Die schönste Frauensache der Welt, Der Hashist von Osaka, Panda-Diplomatie in der Krise, Der fliegende Ausländer: Eine neue Spezies?, 48 Freundinnen sollt ihr sein, mindestens
  • Raus aus der Undankbarkeit: Erstmals mit Danksagungen
  • Jede Menge Ergänzungen zu Bestandskapiteln, zum Beispiel zu den Themengebieten Gangster, Bier, Waschtoiletten und Instantnudeln
  • Ein schönes neues Cover und ein noch schöneres neues Backcover

Ich habe das Buch schon in einer der älteren Auflagen gelesen und es hat mir gut gefallen. Lohnt sich die Anschaffung der neuen Auflage für mich?

Weiß ich nicht – lohnt sich aber auf jeden Fall für mich, haha. Ganz ohne Flachs: Als Leser der Bücher anderer habe ich die Erfahrung gemacht, dass Neuausgaben sich für mich nicht nur wegen der neuen Passagen lohnten, sondern auch, weil sie mir Gelegenheit gaben, Altes neu zu lesen, Bekanntes neu kennenzulernen.
Ich will Sie aber nicht in was reinquatschen.

Ich habe das Buch schon in einer der älteren Auflagen gelesen und fand es großen Schwachsinn. Wird die neue Auflage meine Mundwinkel von unten nach oben zaubern?

Vermutlich nicht, aber Sie sollten es drauf ankommen lassen.

Bei all den Ergänzungen ist das Buch ja bestimmt dicker geworden?

Ja, 16 Seiten.

Ich hätte mehr erwartet …

Bitte formulieren Sie Ihre häufig gestellte Frage als eine Frage.

Hätte dabei nicht noch mehr rauskommen müssen?

Um die Handlichkeit des Buches nicht zu gefährden, mussten ein paar der älteren Texte zart gekürzt werden.

Aber doch wohl nicht das ohnehin viel zu kurze Film-Kapitel?!

Natürlich nicht, keine Sorge.

Ich kann es kaum erwarten, irgendeine Gebrauchsanweisung für Japan zu lesen, doch bis zum 12. März kann ich nicht warten. Lohnt es sich denn noch, die alte Fassung zu kaufen?

Ja freilich. Eben weil da noch einiges drinsteht, worauf zukünftige Auflagen verzichten müssen, ohne dass es mangelnder Qualität, Aktualität oder Liebe geschuldet wäre. Am sichersten liest es sich mit beiden Büchern.

Okay, gekauft. Soll ich das gedruckte Buch oder das E-Book nehmen?

Sowohl als auch. Das E-Book für zu Hause, das gedruckte Buch für unterwegs. E-Books lesen in der Öffentlichkeit sieht immer so doof aus.

Die überarbeitete Neuauflage ist ja schön und gut. Aber wann kommt denn endlich mal ein ganz neues Buch von Ihnen?

Das erzähle ich morgen um dieselbe Zeit.

Umziehen mit Rod McKuen and the Ants

Wenn man bei einem Wohnungsumzug lange genug die Ruhe selbst gewesen ist, kommt zwischen Kistenpacken und Telekommunikationskundendiensthotlineheckmeck doch irgendwann der Zeitpunkt, an dem man merkt: Oh je, ich werde gerade ein kleines bisschen wahnsinnig. Dann ist es gut, wenn man schöne Musik hören kann, die einen daran erinnert, dass außerhalb brauner Kisten das Leben weitergeht und man wieder daran teilhaben wird, über kurz oder lang. Solch schöne Musik ist auf dem Album Marvelous Clouds von Aaron Freeman, das überraschend dieser Tage in mein Postfach flatterte. Ich hatte es zwar selbst aus einer Laune heraus importieren lassen. Da Import aber manchmal etwas dauert, hatte ich es zwischenzeitlich vergessen.

Aaron Freeman ist jemand aus einer wohl coolen Independent-Band von früher, ich komme jetzt nicht drauf welche, es war keine von meinen. Ist auch egal, denn ich wurde durch Rod McKuen auf dieses Album aufmerksam. Von dem kommen die Lieder, die darauf gesungen werden. Auf Rod McKuen wurde ich aufmerksam durch das von ihm verantwortete Sinatra-Album A Man Alone, das ich fand, als ich gerade in der Manneslebensphase war, in der man sich einbildet, unbedingt Frank Sinatra gut finden zu müssen.

McKuen ist in gewissen Kreisen als Kitschdichter verschrien, doch wir Menschen eines gewissen Bildungsniveaus wissen, dass ‚kitschig‘ nur ein anderes Wort für ‚schön‘ ist.

Mehr Worte dazu an dieser Stelle nicht. Nicht, weil ich nicht könnte. Ich könnte wohl, doch möchte ich nicht. Ich möchte lieber weiter Musik hören und Kisten auspacken. Was ich hingegen nie wieder hören möchte, ist der dumme Spruch, dass über Musik zu schreiben so wäre, wie über Architektur zu tanzen. Ich behaupte: Das sind völlig unterschiedliche Dinge. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass beides sehr gut geht. Ein Choreograf, der sein Geld wert ist, sollte ohne weiteres in der Lage sein, eine Wahnsinnschoreografie zu architektonischen Themen buchstäblich auf die Beine zu stellen. Genauso ist jemand, der schreiben, hören und denken kann, befähigt, etwas Vernünftiges über Musik zu schreiben. Wer anderes behauptet, ist bloß zu faul. Wie ich gerade, nur gebe ich es wenigstens zu.

Weniger gute Umzugsmusik als das Album von Aaron Freeman ist das neue Album von Adam Ant, Adam Ant is the Blueblack Hussar in Marrying the Gunner’s Daughter, was selbstverständlich keine Herabsetzung ist. Nicht jedes gute Album muss gute Umzugsmusik sein. Man kann von Glück sagen, dass mein erster Importversuch dieser CD fehlgeschlagen ist und sie nicht rechtzeitig zur heißen Phase des Umzugs eingeflattert war. Da meine Mutter im Auftrag meiner abwesenden Verlobten ein strenges weibliches Auge auf die ästhetische Qualität der Aus- und Einräumungsaktivitäten hatte, hätte sich vermutlich folgender Dialog ergeben:

Mutter: „Was ist das denn schon wieder für beknackte Musik?!“

Ich: „Ach Mama, das ist Adam Ant!“

Und dann wäre uns beiden schlagartig klar geworden, dass wir wieder genau da sind, wo wir vor 30 Jahren schon mal waren.

Adam Ant is the Blueblack Hussar in Marrying the Gunner’s Daughter wird in Antkreisen kontrovers diskutiert. Viele sind der Ansicht, es hätte vor der Veröffentlichung produziert werden müssen. Andere, Klügere, finden diese Ansicht spießig. Mir fällt die angebliche Unterproduktion kaum auf. Wie jeder, der seine Jugend vorbildlich genutzt hat, höre ich eh kaum noch was.

Verkürzt und völlig gerecht kann man sagen: An der Akzeptanz dieses Albums lassen sich die coolen Antfans von den uncoolen unterscheiden. Sollen letztere doch weiter motzen und Strip auf SACD hören. Wir hören ihnen gar nicht zu und können auch ohne sie glücklich sein.

Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, ich habe noch Kisten auszuräumen.