Who put the H in daijoubu?

Es geht in der Welt weitaus Gewichtigeres schief, aber es ist mir dennoch ein Anliegen: Womöglich haben Sie meinen Essay Das Lächeln hinterm Mundschutz im Japan-Extraheft gelesen, das der Ausgabe 11/12 des Focus beilag, und sich gewundert, dass der Begriff ‚daijoubu‘ darin durchgehend mit einem Fantasie-H zu ‚dahijoubu‘ gemacht wird. Nicht? Ach so. Ich hab mich schon gewundert. Man soll nicht mit dem Finger auf Menschen zeigen, deshalb halte ich meine Handflächen nur abwehrend vor den Körper und sage mit Shaggy: It wasn’t me! In meinem Originalmanuskript findet sich nur die korrekte romanische Schreibweise.

Aber ist in Ordnung.

An anderer Stelle gibt es ein paar neue Filmbesprechungen:

Bad Blood – Fight Without Mercy

City of Life and Death

I Saw the Devil

Kite – Angel of Revenge

Voyage of the Rock Aliens

Aktualisierung 23. 4.: auch das noch

Barfuß durch die Hölle

Crossfire

Fighting Beat 2

Higanjima – Insel der Vampire

Ip Man Zero

Macabre

Japan jetzt erst recht: Ohne mich geht mein Yen nirgendwo hin (oder: Ich hab noch Guthaben auf meiner Pasmo)

Seit meiner letzten Rückkehr aus Japan im Dezember habe ich 9000 Yen in meinem Portemonnaie. Ich hatte sie zunächst aus reiner Zerstreutheit nicht zurückgetauscht, später dachte ich mir: Ich lass die jetzt so, das nächste Mal kommt bestimmt.

Und das tut es auch. Jetzt erst recht. Lieber morgen als übermorgen, wenn es nach mir ginge. Japan ist stärker als die Katastrophe. Das Beste, was mir im Leben widerfahren ist, ist mir in Japan widerfahren, und das Beste davon in Tokio. Ich bin viel zu selbstsüchtig, um dieses Kapitel abzuschließen, und viel zu bequem, mir eine neue Passion zu suchen. Ich bin noch nicht fertig mit Japan und den Japanern, und ganz bestimmt nicht mit Tokio. Das ist das, woran ich jedes Mal denke, wenn ich jetzt irgendwo zur Kasse gebeten werde und die Yen in meiner Brieftasche sehe. Die bleiben da, wo sie sind, bis ich sie in ihrer natürlichen Umgebung aussetzen kann, wo sie mit anderen ihrer Art spielen und sich vermehren können.

Wo werde ich sie auf den Kopf hauen? Ich muss nicht lange nach Möglichkeiten suchen. Wie jeder Mensch (oder Mann?) räume ich in meinem Portemonnaie nur alle drei Schaltjahre auf, und so finde ich dort bei jeder Fahrkartenkontrolle durch den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund als erstes meine japanische Tower-Records-Treuekarte.

Ich werde meinen Treueeid auf jeden Fall vor dem vorläufigen Verfallsdatum Ende des Jahres erneuern.

Oder verprasse ich die Yen doch lieber beim Schnick-Schnack-Schnuck mit fremden Mädchen, obwohl das seinerzeit als einmaliges Experiment gedacht war?

Gerne würde ich auch noch ein paar Hemden zu der sympathischen Dame in Sangenjaya bringen, an die ich das Waschen und Bügeln outgesourcet hatte, als ich in der Gegend wohnte. Es ist nicht so, dass ich unbedingt meine Reinigungsrabattstempelkarte vollbekommen müsste. Wichtiger wäre mir die Gewissheit, dass es der Dame und ihrem angenehm duftenden Geschäft gut geht.

Den vorvergangenen Freitag verbrachte ich verpackt in die Watte aus Schock und egoistischer Erleichterung, dass mein unmittelbarer Freundes- und Bekanntenkreis mit ein paar heruntergefallenen Bildern und zerbrochenen Spiegeln davongekommen war. Inzwischen hat freilich die Erkenntnis eingesetzt, dass der Schrecken noch nicht vorbei ist, und dass auch jenseits des eigenen Tellerrandes Menschen (hoffentlich) leben.

Viele, sehr viele solcher Menschen überholten mich regelmäßig, wenn ich dauerlaufend meine Runden um den Kaiserpalast in Tokio zog. Den einen oder anderen Menschen überholte ich selbst, aber viele waren es nicht, und vielleicht waren das doch eher Spaziergänger als Jogger. Wie dem auch sei, ich hoffe, dass wir uns noch häufiger überholen und überholen lassen werden. Nicht umsonst habe ich immer meine Besucherkarte der Runsta (Runner Station) nahe des Palastes dabei, wo man sich umziehen, duschen und widerliche Promo-Getränke hinter die Binde kippen kann. Die Stempelei wird weitergehen. Bis ich meinen Gratis-Besuch zusammenhabe.

Da habe ich mir ja viel vorgenommen. Und wie komme ich da überall hin? Kein Problem, es ist noch Geld auf meiner Pasmo-Geldkarte für Bus und Bahn und mehr. Das lasse ich nicht verkommen, so bin ich nicht erzogen.

Wo es hier um Dinge geht, die weitaus mehr Wert haben als ihren materiellen, fällt mir abschließend noch diese Episode ein: Gestern lief mir ganz plötzlich und ganz schlimm auf offener Straße die Nase. Ich durchtastete alle Taschen meiner Kleider, aber ich hatte keine Taschentücher hineingesteckt. Es war auch kein Laden in der Nähe, und kein Gegenstand, der sich zweckentfremden ließe. In lauter Verzweiflung warf ich einen Blick in meine Herrenhandtasche, obwohl ich wusste, dass der vergeblich sein muss, denn ich bringe darin niemals Taschentücher unter. Eigentlich. Aber uneigentlich fand ich:

Eine japanische Freundin hatte sie mir vor ein paar Wochen als Ironie-Omiyage dagelassen, als sie auf Deutschlanddurchreise war. Sie hatte gesagt: „Das sind die besten Taschentücher der Welt!“

Und das sind sie auch.

P.S. und ähem: Es sind noch Bücher da

Ich will nicht angeben, aber dieser Blog hat viele Leser, ich prüfe das. Die sind nur etwas schüchtern. Das ist überhaupt nicht schlimm, ich finde das attraktiv. Dennoch sollten Sie über Ihren Schatten springen, und sich den Beitrag, der gleich hinter diesem kommt, zu Gemüte führen und entsprechend handeln. Das eine oder andere Buch ist noch da. Vielen Dank an dieser Stelle denen, die schon mitgemacht haben. Waren alles Mädchen Damen, hihihi. Was ist los, Männer?

Geld gespendet, Buch geschenkt

Hier liegen noch 16 unangetastete Exemplare der vergriffenen ersten Auflage der Gebrauchsanweisung für Japan herum. Solange dieser Vorrat reicht, bekommt jeder eine handdekorierte Ausgabe geschenkt, der den Ladenpreis von 14,95 Euro oder mehr einer seriösen Organisation spendet, die Opfern von Naturkatastrophen in aller Welt hilft, zum Beispiel dem Deutschen Roten Kreuz. Die Spende muss nicht explizit für die Erdbeben- und Tsunami-Opfer in Japan sein, zumal momentan noch unklar ist, ob Japan internationale Hilfe anfordern wird. Wenn die Bücher weg sind, sind sie weg. Aber Ihre Spende bereuen Sie hoffentlich trotzdem nicht. Bitte schicken Sie einen Beleg für die Spende (z. B. einen Scan der Quittung oder einen aussagekräftigen Auszug aus der Bestätigungsmail der bedachten Organisation) und Ihre Postanschrift an chef@shakira-kurosawa.com.

Bitte erwarten Sie keinen Expressversand, ich muss noch neue Sticker kaufen. Auf Wunsch signiere ich Ihr Exemplar, aber ich möchte mich nicht aufdrängen.

Und wenn Sie gar kein Buch wollen, spenden Sie bitte trotzdem.

Hier spricht Doktor Horror!

Im Licht der jüngsten Ereignisse habe ich den Entschluss gefasst, meinen abgelegten Doktortitel bis auf Weiteres wieder zu führen. Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens seit dem Abendbrot.

Ist mir nämlich jetzt erst eingefallen: Ich brauch mir gar keinen Titel zu kaufen, ich hatte mir ja schon mal selbst einen ausgedacht! Bevor ich mit diesem seriösen und einflussreichen Polit-Blog begann, führte ich einen anderen Blog namens Doktor Horror, eine recht monothematische Angelegenheit zu meinem liebsten Steckenpferd, der Horrorunterhaltung, der zweitschönsten Nebensache der Welt nach Waldmeisterbrause. Wegen Burnout und Launenhaftigkeit legte ich den Titel eines Tages ab und löschte den Blog. Mir war auch das alberne Profilbild inzwischen ein wenig peinlich:

Sowas würde ich heute nicht mehr ins Internet stellen. Ich laufe auch nicht mehr so rum, denn ich will mich integrationsfähig zeigen und die Leitkultur nicht gefährden.

Aber meinen völlig aus der Luft gegriffenen Doktortitel, den führe ich jetzt gerne wieder. Denn ich habe gelernt: Berufliche Konsequenzen hin oder her – die breite Masse liebt Scharlatane und Betrüger. Warm werden sie umarmt und bepustet, wo es weh tut. Ins Ohr wird ihnen gesäuselt, dass gar nicht sie die Verbrecher sind, sondern all die anderen, die Intellelle … die Interle … die Inta … diese Oberschlaumeier!, die immer zwanghaft in jedem Verbrechen gleich ein Verbrechen sehen müssen. Ich habe mal durchgezählt: Die breite Masse, das sind ganz schön viele! Millionen! Ich möchte auch von Millionen umarmt, getröstet und verstanden werden, wenn ich mal beim Lügen und Betrügen erwischt werde.

Die Wiederannahme meines Doktortitels ist mit meiner Doktormutter abgesprochen (wir haben uns im Internet kennengelernt).

Bevor Sie mutmaßen: Ja, ich bin auf Droge! Auf einer Droge namens Doktor Horror! Ahahaha!

(Zu viel? Falls Sie sich nun Sorgen machen oder sowas auch haben wollen: Es gibt gar keine Droge namens Doktor Horror, das war nur eine clevere popkulturelle Anspielung, wie wir Blogger sie gerne innerhalb der Blogosphäre machen. Gäbe es diese Droge aber, dürfte nur ich sie nehmen, denn bei Ihnen würde sie zu ähnlich starken Nebenwirkungen führen wie die Droge namens Charlie Sheen. Denken Sie auch an Ihre Kinder.)

Bonus-Feature: Making of Doktor Horror

In einem Koffer auf einem Dachboden in Argentinien wurde noch ein altes, verworfenes Konzept zur Doktor-Horror-Alter-Ego-Visualisierung gefunden:

Da hatte ich mir gedacht: Kann ja keiner erkennen! Hatte ich auch recht gehabt.