Alles, was du jetzt über Netflix wissen musst, und warum Weihnachten dieses Jahr (höchstwahrscheinlich) ausfällt

Vermutlich habt ihr die Netflix-Nachrichten der letzten Tage gebannt verfolgt und habt jetzt viele Fragen. Keine Sorge, ich bin hier, um sie zu beantworten.

Die erste Frage lautet verständlicherweise: Stimmt es, dass der sympathische Entertainment-Monopolist jetzt auch Lebensmittel im Angebot hat? Die Antwort lautet: Ja, aber sie kosten extra. Da ich neulich gesundheitlich etwas angeschlagen war, habe ich sie alle durchprobiert, wegen der ausgewogenen Ernährung.

Die zweite Frage lautet: Und wie schmecken die jetzt? Antwort: Ganz gut, obwohl es nun, einige Tage später, bereits etwas schwierig ist, sich an Einzelheiten zu erinnern. Wie bei einem Netflix-Actionfilm mit irgendeinem Chris.

Als erstes probierte ich die 3-Minuten-Terrine. Ist am längsten her, deshalb am wenigsten im Gedächtnis. Da ich aber das Experiment nicht gleich danach abgebrochen habe, gehe ich davon aus, dass sie recht süffig war. Ich erinnere mich sehr wohl, dass ich ein Foto vor dem Hintergrund der Bedienoberfläche des Netflix-Konkurrenten Hulu geknipst habe (Abb. oben), für ein launiges Jux-Posting in den sozialen Medien. Unter uns kann ich es ja verraten: Das Foto ist gestellt. Ich habe zur Netflix-Suppe sehr wohl Netflix geschaut. Hulu ist voller Filme, die man unbedingt „irgendwann mal“ gucken möchte, nur kommt dieses Irgendwann halt nie. Und wenn doch, dann ist bis dahin garantiert der Film wieder weg, denn nichts streamt ewiglich. Und dann kichern die unverbesserlichen Scheibenhorter gehässig in ihre Fäustchen und sagen: „Hab ich doch gesagt.“ Darauf antworte ich lediglich mit einem sehr erwachsenen Geräusch, mit meiner Zunge zwischen meinen Lippen produziert.

Mazesoba steht drauf, aber es handelt sich eher um hundsgemeines Yakisoba, so etwas wie die japanische Bratwurst im Brötchen. Gehört zu Volksfesten irgendwie dazu, also isst man es, ohne groß einen Gedanken daran zu verschwenden, ob es einem nun Genuss bereitet oder nicht. Hauptsache Bier dabei und Getöse umzu. Und warum auch nicht. Hat natürlich zu Hause ohne Bier und Getöse nicht dieselbe Strahlkraft.

Bei der Appetitlichkeit dieser fotografischen Inszenierung habe ich alter Food-Stylist ein bisschen nachgeholfen, denn das Mayonnaise-Herz ist selbstverständlich mit dem beigefügten Mayonnaise-Aufreißtütchen nicht zu erreichen, sondern nur mit einer separat erhältlichen Mayonnaise-Quetschflasche. Ich habe die Mayonnaise aus dem Tütchen vor dem Verzehr trotzdem noch dazugegeben, denn zu viel Mayonnaise geht ja kaum. Ist wie mit Remoulade, Speck und Parmesan. Ohoho. Das sind ja die drei großen Aufreger-Themen der vorgeblichen deutschen Geschmackselite. Die regt sich nämlich unentwegt und ungefragt darüber auf, dass „die Deutschen“ bei allem zu viel Remoulade, Speck und/oder Parmesan rantäten. Im letzten Jahrhundert hätte noch Maggi in diese Reihe gehört, doch inzwischen ist selbst dem unreflektiertesten Motzer aufgegangen, dass „die Deutschen“ so gut wie gar kein Maggi mehr verwenden. Die unverwechselbaren Fläschchen mit dem hohen Nostalgiefaktor werden nur mehr von Auslandstouristen kofferweise eingekauft, die das für „herrlich deutsch“ halten. Die Deutschen selbst haben inzwischen mehrheitlich eingesehen, dass Maggi tatsächlich so scheußlich ist wie sein Ruf. Warum sie trotzdem weiterhin auf Remoulade, Speck und Parmesan schwören, hat einen guten Grund: schmeckt einfach super.

Mein Netflix-Gastro-Favorit ist vielleicht das Curry aus dem Kochbeutel. Ich habe es natürlich nicht mit Reis zubereitet, denn wer mag schon Reis. Ich habe es zur Pastasauce umfunktioniert. Küchen-Hack der Spitzenklasse: Einfach den Kochbeutel im Nudeltopf mitkochen lassen. Spart Topf, Wasser und Strom.

Voila.

Für die Abendunterhaltung gibt es Wasabeef-Chips, was wohl darauf hindeuten soll, dass sie Wasabi enthalten.

Sie schmecken aber trotzdem. Wasabi ist ein interessantes Gewürz, passt nur leider zu so gut wie nichts. Hier ist die Note jedoch so fein, dass sie nicht weiter stört. Genau wie das Chipsbegleitprogramm vom Streaming-Anbieter.

Darüber hinaus gibt es noch diverse Netflix-Süßigkeiten, die ich mir gespart habe, denn wer mag schon Süßigkeiten, gerade in der Weihnachtszeit.

Apropos Netflix und Weihnachten (ich lüge nicht, wenn ich anmerke, dass dieser superelegante Übergang so nicht geplant war): Gewohnheitsmäßig nutze ich diesen Blog in der Jahresendphase, um meine Meinung über das Weihnachtsfilmangebot der Streaming-Dienste mit der Welt zu teilen. Jedes Jahr starte ich voller Elan und ende mit dem Schwur, es im nächsten Jahr garantiert nicht wieder zu tun. Dieses Jahr muss ich (höchstwahrscheinlich) Wort halten. Der Grund ist recht dramatisch: Meine Frau ist abgesprungen. Nicht aus der Ehe, jedoch, schlimm genug, aus der Weihnachtsfilmguckerei. Sie hat es einfach nicht mehr ausgehalten. Wie Meatloaf einst sang, war sie eben doch nicht bereit, wirklich alles für die Liebe zu tun. Sie schaut lieber gute Filme, sagt sie. Ich bin da pflegeleichter. Das jugendliche „Abfeiern“ von „Trashfilmen“ ist mir zwar mittlerweile zu anstrengend, aber unter den richtigen gesellschaftlichen und getränklichen Voraussetzungen halte ich jeden Film aus. Film ist ja eh nur Berieselung. Im meist langatmigen Mittelteil wordlet man einfach ein bisschen. Wenn ich mehr als nur Berieselung möchte, lese ich halt ein Buch oder spiele ein Videospiel. Bin ich bei der Berieselung ganz auf mich allein gestellt bin, beriesele ich mich allerdings ebenfalls lieber mit guten Filmen. Vielleicht schaffe ich es noch, meine Frau umzustimmen, doch sie gibt sich schon sehr entschlossen, und uns läuft ein wenig die Zeit davon.

Nichtsdestotrotz habe ich mir selbstredend einen Überblick über die diesjährige Weihnachtsfilmauswahl verschafft, und ich muss sagen: Manchmal kann ich meine Frau verstehen. Ich glaube, dass dieses Jahr als ein entscheidendes, als ein Wendepunkt in die Weihnachtsfilmgeschichte eingehen wird, denn es ist weit und breit nichts zu finden, was auch nur annähernd nach professionell gefertigtem Kintopp aussieht. Die Menschen werden sich von ihren Sitzgarnituren erheben, die Fäuste gen Himmel schütteln und skandieren: „Das Maß ist voll! Nur noch viertklassiger Murks ist inakzeptabel! Wir brauchen mindestens zwei erträgliche Weihnachtsfilme pro Saison! Solche mit ein bisschen Budget, ein bisschen Liebe und ein bisschen Handwerkszeug! Nichts gegen Michelle Pfeiffer und Alicia Silverstone, irgendjemand muss ja die Lindsay-Lohan-Lücke füllen, aber wo sind die echten Stars von heute?! Wo ist Toni Collette oder, hier, wie heißt sie noch, die andere – Cate Blanchett?! Wir wollen Aaron Sorkin an der Schreibmaschine und Steven Soderbergh hinter der Flüstertüte anstatt anonymen Hallmark-Brainrot! Und falls das ein wenig zu viel verlangt ist, dann zumindest Carry-On 2: Airport Boogaloo! Wie kann es überhaupt angehen, dass der beste Weihnachtsfilm des letzten Jahres (und der zweiterfolgreichste Netflix-Film aller Zeiten) in diesem Jahr keine Fortsetzung bekommen hat?! KI-Versagen?! Algorithmus kaputt?! Arsch offen?!“

Genau das werden die rufen, Wort für Wort, und sie werden recht haben. Ob sie auch recht bekommen, wissen wir in einem Jahr.