Ich entschuldige mich sogleich für die Überschrift, sie hat nichts mit dem Inhalt zu tun. Sollte mal ein Romantitel werden, allerdings ist mir auch kein Romaninhalt dazu eingefallen.
Aber wo ich Ihre Aufmerksamkeit habe: Ich glaube, ich bin letzte Woche ein paar Prozentpunkte blöder geworden, denn ich habe durchschnittlich einen Film der Filmserie Freitag, der 13. pro Tag gesehen. Und das kam so: Wir haben jetzt wieder Hulu. Wir hatten schon vorher zweimal Hulu gehabt. Das erste Mal, als es das nur in Amerika gab und alles ganz neu und aufregend war. Dann Hulu Japan versucht, weil es attraktive Hulu-Eigenproduktionen zu geben schien. Das war jedoch ein Irrtum; es gibt keine attraktiven Hulu-Eigenproduktionen. Schon gar nicht in einem fernsehkulturellen Dritte-Welt-Land (ich würde Entwicklungsland sagen, wenn es nur echte Anzeichen gäbe, dass sich da mal was entwickelt). Wo ich gerade Dritte-Welt-Land gesagt habe, wechsle ich schnell das Thema (Freitag, der 13. gibt eh nicht so viel her): Wo wäre denn Deutschland in diesem TV-Weltbild zu verordnen? Ich würde sagen: Locker Zweite Welt. Gibt sich stets große Mühe. Wegen meiner sprachlernwilligen Frau muss ich mir immer wieder aktuelle deutsche Produktionen ansehen, und oftmals bereue ich es nicht. Aaaaber … mir ist just aufgegangen, nach genauer Analyse, was das Problem deutscher Fernsehautoren ist: Sie glauben, ihre Charaktere müssten so reden, wie die Leute wirklich reden. Weil das dann ‚realistisch‘ ist, vielleicht sogar ‚authentisch‘. Realismus und Authentizität allerdings gehen so gut wie immer auf Kosten von Niveau und Unterhaltungswert. Im englischsprachigen Raum wissen die Autoren, dass Charaktere sprechen müssen, wie die Leute sprechen sollten. Deshalb gibt es dort oft geschliffene, tollkühne Dialog-Akrobatik, während es in Deutschland bloß bei „Fuck, Alter, wie krass ist das denn?!“ bleibt. Das ist schade, denn Plot, Figuren und Ästhetik hat das deutsche Fernsehen inzwischen durchaus drauf. Aber zurück zu Hulu. Wir kamen unlängst wieder angekrochen, in erster Linie wegen Columbo und Nizi Project. Wir haben uns nämlich vorgenommen, mehr über NiziU in Erfahrung zu bringen, als unsere Eltern damals über Adam and the Ants wussten. Aufhalten können wir sie eh nicht. Ich möchte nie ins Schleudern geraten müssen, wenn meine Tochter mich nach meinem Lieblings-NiziU-Girl fragt. (Nina, natürlich. Aber auf ihre Arten sind sie alle toll, obwohl ich zuerst Dings und Bums nicht recht auseinanderhalten konnte. Deren Namen lerne ich auch noch.) Columbo und Nizi Project haben uns voll und ganz befriedigt, doch dann kam Jason. Beim Stöbern im Filmangebot des Streaming-Services fand ich die Filme der Freitag, der 13.-Serie, zumindest die Teile eins bis acht und das Remake. Aus nostalgischer Trunkenheit (vielleicht auch bloß Trunkenheit) setzte ich sie auf meine Warteliste, abgesehen von Teil 1, bei dem ich bereits kürzlich im Linearfernsehen widerwillig hängengeblieben war, und dem Remake, weil gar so trunken war ich nun auch wieder nicht. Auf der Liste beließ ich sie erst mal, bis sie kollektiv den Warnhinweis trugen: Ablaufdatum in einer Woche. Ich musste es schaffen! Ich war völlig vernagelt. Ich machte es zu meinem Projekt. Ich stellte mir Outlook-Aufgaben, wie für alles andere in meinen Leben von „2 Minuten Zähne putzen“ über „Einwohnersteuer bezahlen“ bis „5 Seiten über Olympia (ohne Corona)“. Ich hake halt gerne Sachen ab. Also: „Diese Aufgabe ist heute fällig: Rest von Freitag, der 13. IV: Das letzte Kapitel gucken, mindestens halbe Stunde von Freitag, der 13. V: Ein neuer Anfang.“ Es war trotzdem nicht leicht. Diese Filme waren damals nicht gut, und sie sind heute unter aller Kanone. Jeder einzelne, abgesehen vom fünften oder sechsten, weiß nicht mehr genau, jedenfalls der, der sich gekonnt darüber lustig macht, wie unter aller Kanone diese Filme eigentlich sind. Früher haben meine Herrenbekanntschaften und ich bei diesen Filmen Salzgebäck verzehrt, mit Alkohol experimentiert, vom Schalk beseelt Tote gezählt und uns dabei hin und wieder in die Haare bekommen, ob Kakerlaken und Telefonleitungen auch zählten. Heute sind davon nur das Gebäck und der Suff geblieben. Anders ist es nicht zu schaffen. Ich bin in jener Woche also nicht nur merklich blöder geworden, sondern auch deutlich dicker. Zu den gelungeneren Aspekten der Serie gehört, dass die Teile sukzessive schlechter werden (abgesehen s. o.), wodurch rückwirkend der vorangegangene dann doch wieder vergleichsweise gelungen wirkt, und man sich sagt: „Hach, das war was, damals, gestern, bei Teil 3. Ob sich dieses Hochgefühl noch einmal reproduzieren lässt? Versuchen wir es doch mal morgen mit Teil 5.“ Ich möchte nun nicht jeden Film einzeln besprechen, das würde den Schmerz lediglich verlängern. Dennoch ein gut gemeinter Hinweis an die Macher: Der achte wäre vielleicht (ein ganz kleines bisschen) weniger enttäuschend, wenn er im Untertitel nicht Jason Takes Manhattan hieße sondern Jason auf einem Boot, das erst eine halbe Stunde vor Schluss in Manhattan ankommt. Wie in jedem Film eines gewissen Budgets wird Manhattan natürlich von Vancouver gespielt. (Kleiner indiskreter Industriegeheimnisverrat: Die meisten Szenen in Film- und Fernsehproduktionen, die auf Tokios bekannter Shibuya Crossing spielen, wurden in einem Studio in China gedreht, in dem eine perfekte Nachbildung steht.)Schlagwort-Archive: China
Endlich: Ip Man gegen Ninja
Es ist jetzt schon so lange her, dass ich eine Scheibe nur für mich allein in den heimischen Blu-ray-Player legen konnte, dass ich befürchtete, als ich es neulich doch einmal wieder tat, ich könnte ungefähr so eine Botschaft auf dem Bildschirm angezeigt bekommen:
Warning: There was a problem with your disc. This is not a Biene Maja disc. Are you sure you want to continue? [Yes] [No] [Hü-hüpf] Der Film, den ich mir anstatt Willi zieht aus oder Knacks im Schneckenhaus an meinem freien Vormittag gönnen wollte, war Ip Man 3. Natürlich nicht den ganzen Film auf einmal, so frei sind meine freien Vormittage nun wieder auch nicht, irgendwann muss ich schließlich diese blöden Bücher schreiben, so lautet die Abmachung. Mein Plan war: Eine Hälfte jetzt, wo die Familie aus dem Haus ist, eine Hälfte später, wenn die Familie im Bett ist. So muss niemand etwas davon mitbekommen, dass ich noch immer einen freien Willen habe, ahahaha! Nur für die, die sich nicht gewohnheitsmäßig mit Kung-Fu-Legendenbildung und Kung-Fu-Kino auseinandersetzen: Ip Man war ein chinesischer Kung-Fu-Meister, der heute vor allem als Lehrer von Bruce Lee bekannt ist. In den letzten Jahren vermehrt Gegenstand von Spielfilmen, die drei mit Kampfkunstkinosuperstar Donnie Yen sind darunter die beim einfachen Volk beliebtesten, wenn auch nicht die künstlerisch gelungensten.Porno-Marathon in Ketten (oder: Schmecke meinen Fruchtriegel der Rache, Vol. 1)
Meine große Bitte fürs neue Jahr an alle, die Texte für die Öffentlichkeit schreiben, ganz egal ob Zeitungskolumnen, Illustriertenartikel, Gedichte, Kochrezepte, Werbesprüche, Drehbücher, Strickmuster, Pressemitteilungen, Liedtexte, Produktbeschreibungen, Gebrauchsanweisungen, Tweets oder offene Briefe: Bitte, bitte, so verführerisch es auch sein sollte, und so umwerfend clever es Ihnen erscheinen mag – halten Sie unbedingt Abstand davon, jetzt jeden Ausdruck, jede Floskel, jede Schlag- und Titelzeile mit ‚Unchained‘ zu beenden. Wir haben dieses Elend schon mit ‚Reloaded‘ und ‚Quantum‘ durchgemacht. Wir haben es zwar überlebt, aber nur knapp. Bitte nicht Hanni und Nanni Unchained, Knaller-Angebote Unchained, Pommes mit Mayo Unchained. Es ist nicht clever. Jeder andere hatte die Idee auch schon. Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Meine große Frage ans neue Jahr: Warum haben es all die Pornografen plötzlich auf mich abgesehen? Ich habe die Kommentarfunktion dieses Blogs abgeschaltet, damit ich nicht ständig reinschauen und aufräumen muss. Allerdings habe ich die Trackback-Funktion angelassen, weil ich nicht weiß, was das ist, und es harmlos klingt. Es sind in den vergangenen Jahren nur wenige Trackback-Anfragen reingekommen, die ich alle abgelehnt habe. Die meisten waren grober Unfug, das Nachvollziehbarste war noch die Anfrage einer Seite mit Feuerwehr-News zu diesem Beitrag (jetzt kommt wahrscheinlich wieder eine, weil ich ‚Feuerwehr‘ gesagt habe). In den letzten Tagen jedoch wimmelt mein Briefkasten vor höflichen Trackback-Bewerbungen, überwiegend zu folgenden Themen: nude teens…, hardcore sex…, naked girls…, aber auch special occassion for anal…. Wussten Sie, dass es sowas im Internet gibt?! Ich zitiere das hier so ausführlich, weil ich mir davon optimale Suchmaschinenoptimierung und die Anlockung hochwertiger neuer Leser verspreche. Solche, wie die TV-Redakteurin, die mich unlängst zum Thema ‚Frauen, die Männer in Uniform lieben‘ einladen wollte – wohlgemerkt in der Annahme, ich sei so eine (Liebe Shakira …). Betroffen ist von der Porno-Attacke nur ein Artikel, und zwar dieser. Warum? Weil das Wort ‚Banane‘ darin vorkommt? Oder wegen ‚Pipifax‘? Umkleideraum? Fruchtriegel? Zum Thema jenes Artikels fällt mir ein, dass ich dieses Jahr zu meinem Erschrecken schon wieder dabei bin. Wir sehen uns dann dort. Beim Thema ‚Unchained‘ fällt mir ein, dass ich gerade inneren Frieden mit Quentin Tarantino geschlossen habe. Das freut Tarantino bestimmt sehr, denn er hat manche Träne in sein Kissen kullern lassen, weil ausgerechnet ich ihn nicht recht lieben mochte, ich konnte es spüren. Dabei hatte ich Reservoir Dogs seinerzeit sehrwohl geliebt, ich war im anfälligen Alter und hatte das passende Geschlecht. Bei Pulp Fiction musste ich schon ein bisschen lügen (nicht lieben war gesellschaftlich nicht akzeptabel). Nach dem sterbenslangweiligen (euphemistisch: sehr erwachsenen) Jackie Brown und dem albernen Kill Bill 1 plusterte ich mich auf und schwor mit der Bockigkeit des enttäuschten Liebhabers: Von hier an kommt mir kein weiterer Film von diesem Tarantino vor die Augen! Das war leichter, als gedacht. Ich ging fort und schaute nie wieder zurück, denn dieser Tarantino bedeutete mir nichts mehr, gar nichts, wirklich nicht, keinerlei Interesse, schnief. Letztens jedoch kam es zur Entplusterung. Nach einem heißen Bad, einer Massage und einem Schluck Schnaps folgte die Einsicht: Herrje, man muss doch nicht aus jedem Kleinscheiß gleich ein radikales Politikum machen! Weil mir der Trailer zu Django Unchained gegen alle Widerstände gut gefallen hatte, beschloss ich, es noch einmal mit Kill Bill zu versuchen. Mit meiner neuen, altersweisen ‚Ist-doch-nur-ein-Film‘-Einstellung konnte ich hinterher ohne schlechtes Gewissen zugeben: Hat gar nicht wehgetan, sondern gut unterhalten. Auf eine doofe Art zwar, aber wir sind doch alle ab und zu mal ein bisschen doof. Das Doofe bleibt derweil das, was am Phänomen Tarantino ein wenig bedenklich ist. Er selbst kann nichts dafür, doch handeln seine Verehrer seine Filme, als handele es sich um hohe Kunst mit Anspruch und Tiefgang. Da muss man klipp und klar sagen: Nein! Tarantinos Filme sind nicht gehaltvoller als die von Michael Bay. Sie betüdeln ein anderes Publikum, aber nicht unbedingt ein besseres. Tarantino mag sich bei Filmen bedienen, die mehr als nur Oberfläche zu bieten haben. Seine eigenen Filme allerdings übernehmen nur die Oberfläche. Kill Bill wurde hauptsächlich von den japanischen Rache-Dramen Sasori und Lady Snowblood inspiriert, das zeugt von gutem Geschmack. Nun verhandeln diese Filme durchaus große Themen wie den Zusammenhang von Chauvinismus und Nationalismus, oder die Balance zwischen politischer Offenheit und politischem Opportunismus. Das, und lesbische Leidenschaft hinter Gittern. Das einzige Thema von Kill Bill hingegen ist: Ey, guck mal die Alte mit dem Samurai-Schwert! Soll man ruhig gucken, die Alte. Aber wer danach nicht weiterguckt, bleibt doof. Schöner hätte ich es übrigens gefunden, wenn man den deutschen Titel von Lady Snowblood direkt vom Originaltitel Shurayuki hime übersetzt hätte: Schneemetzelchen. Heute rechne ich es Tarantinos Filmen hoch an, dass sie ihren Inspirationsquellen neue Aufmerksamkeit verschaffen. Immerhin macht er inzwischen selbst keinen Hehl aus seiner Arbeitsweise; das war bei Reservoir Dogs noch anders. Seinerzeit mussten findige Enthüllungsjournalisten von alleine drauf kommen, dass Prämisse und Figuren von Ringo Lams City on Fire abgekupfert waren. Kill Bill ist gut, die Sasori- und Schneemetzelchen-Filme sind besser. Ob es die heute ohne Tarantino-Unterstützung in liebevoll restaurierten, erschwinglichen Fassungen für zu Hause gäbe, ist stark zu bezweifeln.Bill Nighy ist der singende Mops der Untoten
Letzte Woche war Betriebsausflug zu Men in Black 3, da bin ich mitgegangen, weil ich schon die Kohlfahrt geschwänzt hatte. Mit dem Film waren für mich keinerlei Ängste oder Wünsche verbunden. Von den Vorgängern hatte ich lediglich in grauer Vorzeit die erste Hälfte des ersten gesehen, bis ich mir sagte: „So ein Unsinn – Außerirdische!“
Ich konnte damit nichts anfangen, damals. Umso mehr wunderte es mich in der Folgezeit, dass ich bei meiner Gemeindearbeit immer wieder (auch nicht mehr ganz so) jungen Menschen begegnete, die Men in Black mit Klauen und Zähnen verteidigten, als ginge es um Ghostbusters. Dabei ging es doch gar nicht um so etwas Erhabenes, sondern bloß um eine Hollywood-Komödie, in der coole Typen mit eigentümlichen Geräten und flotten Sprüchen Monster in New York jagen. Da merkte ich huch: Diesen jüngeren, aber auch nicht ganz so jungen Menschen war Men in Black ihr Ghostbusters. Wäre ich nur etwas später geboren, hätte es mich auch treffen können. Von dieser Erkenntnis milde gestimmt und geistig verjüngt, besorgte ich mir vor Teil 3 die anderen beiden und „zog mir die Streifen rein“. Diesmal konnte ich „voll abschmunzeln“. Zumindest hier und da. Mir ist es übrigens schleierhaft, warum alle Welt immer den zweiten Teil disst. Wenn überhaupt ist er ein bisschen besser als der erste. Andererseits fand ich das auch bei Iron Man 2 und kein Stück bei Batman Begins 2, also sollte man mir in dieser Angelegenheit nicht trauen. Der dritte Film reiht sich da schmunzelig gut ein, möglicherweise ist sogar eine weitere leichte Steigerung zu erkennen. Wenn nun MiB-Vollblutnostalgiker maulen, der neue Film sei gar nicht so lustig wie früher, dann liegt das möglicherweise daran, dass man sich als 30er oder Schlimmerer nicht mehr über die Sachen vor Lachen wegschmeißt, bei denen einen als Twen oder gar Teen das Brüllen ankam. Das ist nicht die Schuld des Films, das ist nicht die Schuld des Zuschauers, das ist einfach so. Wenn das nicht so wäre, hätte ich längst die Petition für die Herausgabe der Police Academy Legacy Edition unterschrieben. Auf meinem langen Weg zum Verständnis von Men in Black fragte ich viele Jünger, was in aller Welt sie denn an dem Quatsch so toll fänden. Ganz oft kam als Antwort: „Der Hund ist so süüüß!“ (gut, ich habe größtenteils JüngerInnen befragt) Da ist was dran! Frank, der sprechende und singende Mops aus dem Weltall, ist eine der sympathischsten Figuren der Saga. Sein Fehlen in Teil 3 wird häufig kritisiert, und das zu recht. Der Film ist komischer und klüger, als die orthodoxen Hardliner wahrhaben möchten. Aber ohne sprechenden Hund fehlt ihm was.Schanghai: Jetzt ist gut
Meine Zwischenlandung in Schanghai neigt sich dem Ende zu, morgen geht es weiter ins idyllische Tokio. Ehe einer meint, ich hätte hier nur über Nepper, Schlepper, Huper, Schaulustige gemosert und auf der Superior Business Suite Bier aus der Kaffeetasse gepichelt – nein! Ich habe alles gemacht, was man machen muss, und es war sehr schön:
Bund bei TagBund bei Nacht
Bund von unten
Oriental Pearl TV Tower (links)
Altstadt
Yuyuan (ich lasse das ‚Garten’ altklug weg, weil ich weiß, dass ‚yuan‘ schon Garten heißt – Sie dürfen beeindruckt sein)
Stadtgotttempel
Jesuitenviertel
Franzosenviertel
… und noch einige Sachen, von denen es keine Fotos gibt, die aber TROTZDEM stattgefunden haben.
Aber jetzt befasse ich die eigene Nase, wenn ich sage:Der verblüffende chinesische Hotelkaffeetassentrick
Sieht aus wie lecker Crema:
Ist aber Starkbier mit Verwöhnaroma:
Wenn Sie auf Pro7 etwas über Grillen (zool.) sehen, glauben Sie es nicht
Interessantes Stellenangebot in enjoyshanghai weekly:
3 Germans for tvA tv production team in Shanghai is looking for 3 Germans for a film about crickets (the animals) that will be broadcasted on Germany’s Pro7 tv program. Role: play a team of 3 people participating in the China national cricket fight competition from october 3rd – 6th. All costs are covered. Please call Ingo. (alle inkorrekten Kleinschreibungen sic) Wenn also demnächst der Galileo-Mann behauptet, man habe drei Kampfgrillen-Enthusiasten aus Duisburg begleitet, wie sie sich endlich ihren lebenslangen Traum erfüllen und am Grillenwettkampf im fernen und fremden China teilnehmen, glauben Sie ihm kein Wort. (Ich werde leider keiner der drei Deutschen sein, ich bin dann schon weg.)
Katastrophenbericht mit Bildverweigerung
Gestern war ich in der malerischen Schanghaier Altstadt, in der es noch sehr gut erhaltene Häagen-Dazs- und Pizza-Hut-Filialen aus der Ming-Dynastie gibt, und wollte ganz schnell wieder weg. Am besten so, wie ich gekommen war, nur umgekehrt, mit der U-Bahn-Linie 10 ab Yuyuan. Ich fand es etwas ärgerlich, dass genau in diesem Moment die Fahrkartenautomaten an meinem Eingang kollektiv abgeschaltet wurden. Noch ärgerlicher: Dasselbe Bild am anderen Eingang. Die menschenbesetzten Schalter machten auch zu. Am Zugang zu den Gleisen gab es erregte Diskussionen zwischen Bahnhofspersonal und potentiellen Fahrgästen. Dann verließen die Fahrgäste ungefahren den Bahnhof, und der Zugang zu den Gleisen wurde ganz abgesperrt. Er wurde aber wieder aufgesperrt für die Feuerwehrleute, die jetzt im Laufschritt den Bahnhof stürmten.
Für mehr als „ni hao“ hat es bei mir nie gereicht, also hatte ich keine Chance zu erfahren, was da los war. Nichts schlimmes, hoffte ich, vielleicht nur eine kurze Irritation, ein schnell gelöschter Brand. Beim Bahnhofspersonal war jedenfalls keine Panik auszumachen. Dass das Warten müßig wäre, konnte ich mir denken. So begab ich mich wieder an die Oberfläche auf der Suche nach Wegweisern, die mich zu Fuß meinem Ziel näher bringen mochten. Ich fand welche, aber ich bin in so was nicht gut und lief exakt im Kreis, kam wieder an der Metrostation Yuyuan an. Inzwischen waren die Eingänge komplett für Zivilisten gesperrt. Da war nicht nur Feuerwehr, sondern auch Polizei, Ambulanz und Fernsehen. Und nahezu die gesamte Bevölkerung Schanghais mit Foto-Handys im Anschlag. Einen verrückten Moment lang dachte ich wirklich, dass da vielleicht gleich ein Prominenter rauskommt, so sorglos wie die Menschen gafften, knipsten und filmten. Aber die Präsenz von Feuerwehr und Ambulanz und das näherkommende Sirenengeheul, das weitere Einsatzkräfte vermuten ließ, sprachen dagegen. Eine Zivilistin kam schnellen Schrittes aus dem Bahnhof, sie sah unverletzt aber aufgewühlt aus. Ein Reporter knallte ihr das Mikro vor das Gesicht, sie knallte es weg und ging ihres Weges. Gute Frau. Ich möchte nicht verhehlen, dass es mir selbst im Kamerafinger juckte, dies könnte schließlich ein historisches Ereignis sein. Die Assoziationen von katastrophalem Unfall bis Terroranschlag wollte ich gar nicht haben, aber ich hatte sie doch, und die Prominenten-Theorie verlor mehr und mehr an Boden. Ich mag aber keiner dieser widerlichen Snuff-Pornografen sein, die bei Elend in Verzug immer schön mit dem Handy draufhalten und es hinterher im Internet als ‚Aufklärung‘ verherrlichen. Im Zweifelsfalle soll mir das Wissen reichen, dass ich dabei gewesen bin, am Rande zumindest, in sicherer Entfernung. Aber auch darauf würde ich am liebsten verzichten. Ich lief nun nach dem Zufallsprinzip in eine Richtung, in der ich irgendwann eine weitere Haltestelle vermutete. Mir entgegen kamen weitere Fahrzeuge mit Sirenen und rennende Privatmenschen, die anscheinend schnell bessere Kameraausrüstung geholt hatten. Die nächste Haltestelle, an die ich kam, war Laoximen. Da Laoximen ebenfalls von der Linie 10 befahren wird, war hier dasselbe Bild: Ein gesperrter Bahnhof und ein Menschentraubenstrauch, zusammengesetzt aus Polizeitraube, Feuerwehrtraube, Sanitätertraube, Reportertraube und mehreren Trauben Schaulustiger. Mithilfe einer Straßenkarte machte ich die nächste Station ausfindig, die von einer anderen Linie bedient wird. Als ich die fand, gab es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Es war nicht die Station, die ich finden zu müssen meinte, an meinem Verhältnis zur Kartografie hatte sich also nichts geändert. Die gute: Es war die Station in der Nähe meines Hotels. Ich war zu Fuß „nach Hause“ gelaufen. Im Fernsehen wurde über das Ereignis berichtet, aber meine Sprachkenntnisse hatten sich auf dem langen Marsch nicht gebessert. Es waren Fahrgäste zu sehen, die Feuerwehrleuten durch einen U-Bahn-Tunnel folgten. Ein junger Mann lag auf der Sitzbank eines stehenden Zuges und hatte offenbar Schmerzen, aber keine sichtbaren Verletzungen. Das Geschehen war eine große Nachricht, aber die Fernsehkommentatoren diskutierten sehr gefasst darüber. Im Internet wusste es von allen sprachlich infrage kommenden Medien ausgerechnet die Bildzeitung als erste: U-Bahn-Kollision mit 40 Verletzten, keiner davon schwer. Die Bildzeitung klagte an, dass im chinesischen Internet schon blutige Bilder kursierten. Da war wohl jemand beleidigt, weil er keine abbekommen hatte. Ich erlaubte mir ein vorsichtiges Aufatmen. Das war zwar schlimm, und ich hoffte, dass es den 40 bald wieder gut ginge, aber meine ursprünglichen Befürchtungen waren in deutlich schlimmere Richtungen gegangen. Heute Morgen hat sich die Zahl der Verletzten auf über 200 erhöht, nicht alle ganz so leicht wie zuerst gedacht, aber offenbar dennoch keiner bedenklich schwer. Nach einem Signalausfall war ein langsam fahrender Zug auf einen stehenden Zug aufgefahren. Die Bildzeitung ist das einzige Medium, das den Unfall zur „Katastrophe“ und „Horror in der U-Bahn“ hochposaunt. An dieser Stelle keine Blutbilder aus dem chinesischen Internet, aber ein gut gemeinter Rat:Statt R.E.M.-Nachruf: Kein R.E.M.-Nachruf, sondern ein Fahndungsaufruf
Der Flug FRA-PVG ist eine gute Gelegenheit, sich mal wieder alle R.E.M.-Platten auf dem portablen Plattenspieler anzuhören.
So sollte mein versöhnlicher R.E.M.-Nachruf beginnen, den ich schon vorvorgestern hochdroben inmitten von Turbulenzen in meinem Notizblock krakelig vorskizziert hatte. Aber ich bin jetzt doch zu aufgewühlt dafür. Nicht, weil die Band, die zuletzt besser war als zuvorletzt und immer besser als ihr Ruf in der blasierten, gehörlosen Schweinepresse, sich aufgelöst hat, sondern weil mein iPod schanghait wurde! Ich benutze diesen schönen Ausdruck aus meiner Seefahrerzeit nur, weil er örtlich gerade so gut passt, wahrscheinlich walteten aber keine kriminellen Kräfte. Entweder im Flugzeug oder im Flughafentaxi liegen gelassen. Ich ringe keineswegs so sehr mit der Fassung, wie es richtige Materialisten in meiner Lage wohl täten, denn ich erinnere mich noch daran, dass Besitz dich besitzt. Aber ein klitzekleines bisschen ringe ich doch. Der iPod darf nicht in falsche Hände geraten. Keiner soll wissen, dass ich heimlich Spice Girls und Kasabian höre. Und woher die Mitschnitte von Maid Deka und Deka Wanko kommen, kann ich zwar erklären, aber nicht gut. Sollte Sie jemand auf der Nanjing Road (Abb.) ansprechen auf ein unverbindliches Interesse an „watch-dvd-iphone-massage“, sagen Sie bitte sofort verbindlich: „Aber ja! Her mit dem Zeug! Ich zahle jeden Preis!“ (mein Wertvoller Reisetipp des Tages) Fragen Sie gegen, ob dieser Fachhändler auch einen iPod Classic in geschmackvoller japanischer Gothic-Verkleidung mit schwarz-rotem Rosenmuster und farblich passenden Sony-Kopfhörern im Programm hat, dessen Abspiellisten von „… But Alive“ bis „Irgendwas mit Schriftzeichen“ gehen. Das ist meiner! Unscharfe Fotos finden Sie hier und hier. Ich bin bereit einen geringen, von Herzen kommenden Finderlohn zu zahlen. Oder eine DVD oder Massage.Was mich mehr bewegt als die Frage nach dem Verbleib des Plasteklumpens: Wenn R.E.M. sich getrennt haben, heißt das dann, dass U2 gewonnen haben?! Das darf doch nicht wahr sein!!!
Chinesisch von 0 auf 100
Ich kann plötzlich Chinesisch! Zumindest den Schanghai-Dialekt! Zumindest, wenn ich ein Auto hätte!
TRÖT-TRÖT-TRÖT-TRÖT-TRÖT (stark gekürzt) Ob es gut oder schlecht ist, dass man bei dem Getröte den eigenen Wecker nicht hört, weiß ich noch nicht. Hauptsache ist doch, dass man wach ist.