Bill Nighy ist der singende Mops der Untoten

Letzte Woche war Betriebsausflug zu Men in Black 3, da bin ich mitgegangen, weil ich schon die Kohlfahrt geschwänzt hatte. Mit dem Film waren für mich keinerlei Ängste oder Wünsche verbunden. Von den Vorgängern hatte ich lediglich in grauer Vorzeit die erste Hälfte des ersten gesehen, bis ich mir sagte: „So ein Unsinn – Außerirdische!“

Ich konnte damit nichts anfangen, damals. Umso mehr wunderte es mich in der Folgezeit, dass ich bei meiner Gemeindearbeit immer wieder (auch nicht mehr ganz so) jungen Menschen begegnete, die Men in Black mit Klauen und Zähnen verteidigten, als ginge es um Ghostbusters. Dabei ging es doch gar nicht um so etwas Erhabenes, sondern bloß um eine Hollywood-Komödie, in der coole Typen mit eigentümlichen Geräten und flotten Sprüchen Monster in New York jagen. Da merkte ich huch: Diesen jüngeren, aber auch nicht ganz so jungen Menschen war Men in Black ihr Ghostbusters. Wäre ich nur etwas später geboren, hätte es mich auch treffen können.

Von dieser Erkenntnis milde gestimmt und geistig verjüngt, besorgte ich mir vor Teil 3 die anderen beiden und „zog mir die Streifen rein“. Diesmal konnte ich „voll abschmunzeln“. Zumindest hier und da. Mir ist es übrigens schleierhaft, warum alle Welt immer den zweiten Teil disst. Wenn überhaupt ist er ein bisschen besser als der erste. Andererseits fand ich das auch bei Iron Man 2 und kein Stück bei Batman Begins 2, also sollte man mir in dieser Angelegenheit nicht trauen.

Der dritte Film reiht sich da schmunzelig gut ein, möglicherweise ist sogar eine weitere leichte Steigerung zu erkennen. Wenn nun MiB-Vollblutnostalgiker maulen, der neue Film sei gar nicht so lustig wie früher, dann liegt das möglicherweise daran, dass man sich als 30er oder Schlimmerer nicht mehr über die Sachen vor Lachen wegschmeißt, bei denen einen als Twen oder gar Teen das Brüllen ankam. Das ist nicht die Schuld des Films, das ist nicht die Schuld des Zuschauers, das ist einfach so. Wenn das nicht so wäre, hätte ich längst die Petition für die Herausgabe der Police Academy Legacy Edition unterschrieben.

Auf meinem langen Weg zum Verständnis von Men in Black fragte ich viele Jünger, was in aller Welt sie denn an dem Quatsch so toll fänden. Ganz oft kam als Antwort: „Der Hund ist so süüüß!“ (gut, ich habe größtenteils JüngerInnen befragt)

Da ist was dran! Frank, der sprechende und singende Mops aus dem Weltall, ist eine der sympathischsten Figuren der Saga. Sein Fehlen in Teil 3 wird häufig kritisiert, und das zu recht. Der Film ist komischer und klüger, als die orthodoxen Hardliner wahrhaben möchten. Aber ohne sprechenden Hund fehlt ihm was.

Eine andere Filmserie, für die ich eigentlich zu alt bin, ist Underworld. Sie wurde mir wider Verstand und Willen zur Obsession, als ich jüngst für ein Vampirbuchprojekt recherchierte. Aus dem Projekt wurde nichts, aber Kate Beckinsale als blutsaugende Lederwurst ist mir geblieben, schönen Dank auch. Als ich, ein paar Abende nach Men in Black 3, den aktuellsten Underworld-Teil im Heimkino sah, wurde mir bewusst, dass auch diese Reihe einen schwer verzichtbaren Mops hat: den Ober-Vampir Viktoria äh Viktor, gespielt vom gottgleichen Bill Nighy. Beckinsale ist immer noch ein Schnuckel in ihrer Pelle, aber Underworld ist einfach nicht dasselbe ohne Nighy, der im Kleidchen durchs Gemäuer hüpft und flötet: „Tatü-tata – ich bin die fesche Königin äh der mächtige König aller Vampire!“ (aus dem Wunschgedächtnis zitiert)

Ich sehe ein, dass Viktor inzwischen sowas von ununtot gemacht wurde, dass man ihn für Teil 4 nicht plausibel zurückbringen konnte (und Plausibilität wird in den Underworld-Filmen ganz, ganz groß geschrieben). Aber warum fehlt Frank in Men in Black 3? Selbst wenn der Ur-Mops-Darsteller inzwischen im Hundehimmel ist, hätte man die Rolle neu besetzen können. Mops ist Mops, das ist nicht so ein emotionales Thema wie die James-Bond-Nachfolge. Abseits vom Thema: Ich habe mir neulich mal Gedanken gemacht, welche Filmserienhauptfiguren tatsächlich so untrennbar mit ihren Darstellern verbunden sind, dass man sie unter gar keinen Umständen neu besetzen könnte. Gedankenergebnis: Nur ‚Dirty‘ Harry Calahan und John McClane (aus den Stirb langsam-Filmen). Außer Clint Eastwood und Bruce Willis ist eigentlich jeder ersetzbar. Man könnte auch mutmaßen, dass diese Figuren im Wesen so dünn sind, dass sie erst durch ihre Darsteller so etwas wie Persönlichkeit bekommen, nämlich die ihrer Darsteller. Aber das wäre Miesepeterei.

Kommen wir zurück auf den Hund. Anstatt Trübsal zu blasen, erinnern wir uns an die guten Zeiten mit Frank, dem singenden Mops:

Und erinnern wir uns an Viktor, die alte Queen der Verdammten. Hier nicht der köstlichste Auftritt, aber wenn man zu faul ist sich selbst die Hände schmutzig zu machen, muss man nehmen, was andere gestohlen haben:

Ich weiß gar nicht, wer von beiden knuddeliger ist. Ihre Abwesenheit ist auf jeden Fall ein herber Verlust für die jeweilige Serie.

Wo wir schon bei Filmen sind: Es gibt relativ frische Besprechungen meinerseits:

Elephant White

Pakt der Wölfe

Shaolin

Wo wir schon bei Besprechungen sind: Diese Bücher auch noch:

Ernest Cline: Ready Player One

Marie Hermanson: Himmelstal

Wo wir schon mit interaktiven Hypertextlinks um uns schmeißen: Bitte vergessen Sie nicht, rechtzeitig die Zwangszustellung der Bild-„Zeitung“ am 23. 6. abzubestellen.