Hatoyama muss im Hemd bleiben!
In der Post-Koizumi-Ära ist es Tradition, dass sich ein japanischer Premierminister keinesfalls länger als ein Jahr im Amt breit macht. Jetzt hat auch Yukio Hatoyama seinen Rücktritt angekündigt, er ist schließlich schon seit letztem September dabei. Das war ein großes Hallo damals, als seine DPJ die seit gut 50 Jahren durchregierende LDP ablöste. Aber in letzter Zeit sind Hatoyamas Umfragewerte in kaum noch messbare Bereiche abgesunken, weil er in einem halben Jahr nicht alle Missstände aus 50 Jahren LDP-Regierung beseitigen konnte, und weil es ihm nicht gelungen war, alleine die Amerikaner aus Okinawa zu vertreiben.
Ich habe Hatoyama immer gemocht. Er war bescheiden und manierlich, um nicht zu sagen liebenswert schüchtern, seine Frau ist mal mit Tom Cruise im UFO geflogen oder so (fragen Sie sie selbst), und er hatte seine ganz eigene Vorstellung von Modebewusstsein. Viele seiner Hemden sind legendär, eines wurde erst jüngst als Replikat in limitierter Auflage für Liebhaber nachgeschneidert:
Ob Hatoyama politisch ein großer Verlust ist, kann man schlecht sagen, wir hatten ja kaum Zeit, ihn und seine drei Vorgänger richtig kennenzulernen. Modisch muss er aber auf jeden Fall weitermachen. Dieses Hemd darf sein Land nicht im Stich lassen.
Die hiesige Presse hatte übrigens richtig beobachtet, dass Hatoyama zuletzt bei TV-Interviews direkt in die Kamera sprach anstatt die Interviewer anzuschauen, wie er es zuvor getan hatte. Diesen Wandel hatte man auch bei seinen Vorgängern beobachten können, kurz bevor sie zurücktraten. Es war heute Morgen also kein allzu großer Schock. Ich weiß nicht, wohin Horst Köhler bei Interviews zuletzt geschaut hat. Ich bekomme hier sowas nur am Rande mit, und meistens sind die Nachrichten aus Deutschland mehr Lena als Horst.