Damit konnte keiner rechnen: Die erste geöffnete Kirschblüte im Großraum Tokio wurde erst für morgen offiziell vorausgesagt, aber es blüht jetzt schon ganz ordentlich. Leider hat man davon noch nicht viel, denn das Wetter ist heute schlecht, morgen soll es schlechter werden und übermorgen endlich richtig grausig. Ich kann es aber gar nicht erwarten, der Kirschblüte zu huldigen, deshalb trinke ich heute nur offizielle Kirschblüten-2010-Vermarktungsgetränke. Zum Beispiel dieses Schaumweinlimonadenmischgetränk aus dem Hause Suntory:
Riecht wie Kaugummi. Das ist als kulinarische Faustregel kein gutes Zeichen, wenn etwas kein Kaugummi ist. Ist im Glas sehr sprudelig und einen Hauch rosa, aber in erster Linie klar. Schmeckt spritzig und nur leicht süßlich, keinesfalls penetrant. Beim ersten Schluck ist man positiv überrascht, der zweite bestätigt die Trinkbarkeit, aber beim dritten fragt man sich doch: Muss ich das wirklich austrinken? Allerdings eher aus Langeweile denn aus Ekel, das ist immerhin etwas. Klar muss ich das austrinken. Solange ich die Füße unter meinen Tisch stelle, trinke ich, was auf den Tisch kommt. Zum Beispiel: Kirschblüten-Wein. Japan und Wein, immer ein ganz schwieriges Thema. Fast wie Japan und China. Andererseits: Japan und Kirschblüte, immer super Thema. Diese Halbliterflasche hat tatsächlich Kirschblüten unten drin: Die ersten, die ich dieses Jahr sehe, ohne selbst nass zu werden. Wo haben sie die wohl jetzt schon her? Im letzten Jahr eingefroren? Genetisch herbeigeforscht? Oder einfach aus dem Süden, da war dieses Jahr schon. Oder sie sind gar nicht echt. Aber das in Japan? Sieht im Glas aus wie der Drink von vorhin, bloß ohne Blasen. Wichtigtuerisch dran geschnuppert: Pflaumiges Aroma. Davon gekostet: Schmeckt auch nach Pflaume, aber trotzdem nicht schlecht. Weniger zum Davonlaufen als die üblichen asiatischen Pflaumengetränke. Allerdings kein bisschen nach Wein. Das Kleingedruckte gelesen: 6% arukoro. Kein Wein, den ich kenne, hat 6%. Schmeckt wie sehr, sehr, sehr stark verdünnter Pflaumenschnaps für den Kindergeburtstag (oder was gab’s auf Ihren Kindergeburtstagen?). Gut, dann kann man ohne schlechtes Gewissen gleich das Bier hinterherkippen: Wieso habe ich denn gleich einen Sechserträger davon gekauft? Fällt mir jetzt erst auf. Bescheuert. Wehe, das schmeckt nicht. Sieht im Glas jedenfalls aus wie Bier: (Mit im Bild: Total süße Bärenfigur, dem Latexkiller aus dem Gewaltkrimi Black Kiss nachempfunden. Hab ich neu.) Schmeckt genauso wie Suntory Premium Malt’s, wahrscheinlich hat man nur die Packung saisonal redesignt. Gott sei Dank, ist ohnehin mein Lieblingsbier. Dann wird es ja doch noch ein ganz schöner Abend. Nichts sagt ‚Kirschblüte‘ besser als ein Sixpack Suntory Premium Malt‘s. Liebe Entscheiderinnen und Entscheider der ehrenwerten Suntory-Marketing-Abteilung: Falls Sie mal ein neues Testimonial brauchen – ich würde das auch in eine Kamera sagen, mit einer Dose in der Hand, einem Schaumbärtchen im Gesicht und einer Kirschblüte im Haar (Perücke).