Servus, mach’s guad, und vielen Dank für den Steckerlfisch

Ich ziehe bald um, die Sentimentalität setzt bereits ein. Zwischen Überseekisten, Exportdokumentation und Inventarlisten bleibt derweil kaum Gelegenheit für ausgiebige Introspektion. Vielleicht schreibe ich mal ein Buch über München, wenn ich in Tokio bin, ging umgekehrt schließlich auch. Heute möchte ich im Schnelldurchlauf schon mal rekapitulieren, was eigentlich in den letzten rund 18 Jahren so passiert ist.

Als sich in Bremen 1998 zum ersten Mal jemand am Telefon mit „Grüß Gott!“ bei mir meldete, hielt ich das für einen Scherzanruf. Ich kannte diesen Ausdruck nur aus Heimatfilmen und wusste wirklich nicht, dass er noch irgendwo im aktiven Gebrauch war. Außerdem hielt ich Bayern insgesamt für rechtsradikal (CSU) und München für die Hauptstadt der Rechtsradikalen (dass die bayrische Landeshauptstadt die sicherste Sozi-Hochburg der Republik ist, weiß außerhalb Bayerns leider so gut wie niemand, zu mächtig ist die finstere Reputation des Umlandes). Trotzdem hatte ich mich dort für einen Job beworben, weil ich an der Uni die Übersicht verloren hatte und nicht glaubte, dass ich da noch mal hingehen würde. Und weil ich meinte, ich könnte mich an einem fernen Ort ganz neu erfinden (Spoiler: das ging nicht, das geht nie. Es liegt nicht in der Natur des Menschen, sich selbst jemals neu zu erfinden.) Die Grüß-Gott-Stimme am Telefon teilte mir mit, man habe meine Bewerbung erhalten und würde mich gerne zum Vorstellungsgespräch einladen.

Das Vorstellungsgespräch war die reinste Katastrophe. Es ging um eine Redakteursstelle bei einer Illustrierten für Computerspiele. Ich besaß erst seit ungefähr einem Jahr einen Computer, und die einzigen Spiele, die ich kannte, waren Duke Nukem 3D und Sam & Max. Die fand ich immerhin so toll, dass ich die Zukunft der Unterhaltung, der Kunst und des Erzählens im Bereich der Computer- und Videospiele sah, womit ich ja auch recht hatte. Ich log faustdick, was meine Qualifikationen anging, und die meisten Lügen flogen noch während des Gesprächs auf.

Noch überraschter als vom ersten Grüß-Gott-Anruf war ich vom zweiten, der mir mitteilte, dass ich den Job hätte, so ich ihn wollte. Ich habe zwar keine Ahnung von der Materie, aber man wolle mal jemanden mit einem „journalistischen Background“ ausprobieren.

Klassische Computerspiele-Illustrierte haben allerdings keinen Bedarf für Journalismus. Die haben nur Bedarf für Buchhalter, die Formulare mit Testergebnissen ausfüllen. Ich kündigte noch vor Ablauf der Probezeit. Eine Panikreaktion, weil ich die Schande einer Kündigung durch den Arbeitgeber entgehen wollte. Rückblickend betrachtet war meine Anstellung wohl nicht so gefährdet, wie ich damals angenommen hatte, meine Arbeit war eigentlich anständig. Die richtige Entscheidung war es dennoch, denn ich war todunglücklich. Wo man einem Chefredakteur wirklich den Begriff ‚Pornomusik‘ erklären muss, und er es dann immer noch nicht versteht, kann man sein lyrisches Federkleid nicht allzu schillernd spreizen.

Eine neue Arbeitsstelle ist freilich stets schnell gefunden. Ich log und schleimte mich in eine PR-Agentur, selbstredend mit schlechtem Gewissen. Zum journalistischen Selbstverständnis gehört es, PR als die dunkle Seite der Macht zu sehen. Ich bekam den Job, weil die Agentur jemanden mit einer „flotten Schreibe“ suchte.

PR-Agenturen haben allerdings keinen Bedarf für „flotte Schreibe“. Die, die ausdrücklich danach suchen, sind die, die am wenigsten Ahnung davon oder Verwendung dafür haben. Eines Tages fragte einer der Agentur-Kunden meine Chefin in vollem Ernst und echter Verzweiflung, ob der Neuenkirchen „vielleicht geisteskrank“ sei, nachdem ich eine seiner Pressemitteilungen mal ohne Mehrkosten etwas „flotter geschrieben“ hatte.

Lange durfte ich dann nicht mehr bleiben. Dennoch erachte ich es bis heute als einen meiner größten beruflichen Triumphe, dass der Schwindel erst neun Monate und zwei Gehaltserhöhungen später aufgeflogen ist.

Falls wer meint, tiefer als PR-Agentur könne man nicht sinken: zwischenzeitlich habe ich noch schwarz bei einer namhaften Werbeagentur gearbeitet. Ich schrieb Rundfunkreklame für eine Möbelhauskette. Es ging um ein Geheimagentenpaar auf der Suche nach überirdischen Angeboten. Die Spots wurden produziert, aber nie gesendet.

Nächster Stopp: eine Verlagsneugründung, dort insbesondere ein sogenanntes Lifestyle-Magazin mit Schwerpunkt Unterhaltungselektronik. Unterhaltungselektronik ist nicht gerade das majestätischste Steckenpferd in meinem Stall, ist allerdings ein Thema, das man sich als geübter Blender schnell aneignen kann. Wegen „flotter Schreibe“ durfte ich in gewissen Bereichen des Heftes machen, was ich wollte, also war ich verhältnismäßig glücklich. Eigentlich bin ich ja ein genügsamer Typ.

Leider sind Menschen, denen die Wahl der richtigen Unterhaltungselektronikkomponenten extrem wichtig ist, in der Regel genau die Menschen, die extrem wenig lesen. Nach 1 ½ Jahren war das Magazin am Ende, ein halbes Jahr später der ganze Verlag. Lag vielleicht auch daran, dass der Verlag relativ wenig Skrupel hatte, wenn es um die Erstattung von Reisekosten ging. Eine Zeit lang war meines ein herrliches Leben im Klischee, ein Leben zwischen Deutschland, Marokko, Spanien, Italien, Großbritannien und Japan. Besonders Japan hatte es mir angetan. Sogar so sehr, dass ich eines Tages bei Edeka im Olympia Einkaufszentrum knapp zwei Euro locker machte und mir das Buch Gebrauchsanweisung für Japan von Gerhard Dambmann vom Grabbeltisch kaufte und mir vornahm: ‚Wenn ich einmal groß bin, möchte ich auch so ein Buch schreiben.‘

Nach der Abwicklung des Verlages ging ungefähr die gesamte Belegschaft zu Amazon. Amazon war mir als Unternehmen schon immer sympathisch. Auf einer Party anlässlich der Angebotserweiterung um Video- und Computerspiele, zu der ich einmal als Pressevertreter eingeladen war, gab es leckeres Dosenbier und gelbe Amazon-Badehandtücher als Geschenk. Meines hat extrem lange gehalten und war stets sehr flauschig. Also hatte ich mich gleich dreifach dort beworben: als Redakteur für Bücher, als Redakteur für Videokassetten und notfalls als Redakteur für Unterhaltungselektronik. Letzteres bin ich dann erst mal geworden, wohl wegen beruflicher Vorbelastung.

Meine knapp 15 Jahre bei Amazon brachen endlich den Fluch meiner Reputation als beruflich flatterhaft, die mir mein dreifacher Wechsel in nicht mal drei Jahren eingebracht hatte (dabei war nur der erste Wechsel komplett auf meinem eigenen Mist gewachsen). Ich würde die Amazon-Ära folgendermaßen bilanzieren: 7 magere Jahre, 7 fette Jahre, und eines, in dem ich schon nicht mehr so richtig da war (würde ich auch in der Kategorie ‚fett‘ sehen). Insgesamt keine schlechte Bilanz für ein Arbeitsverhältnis, finde ich. Arbeit ist schließlich Arbeit, und Ponyhof ist Ponyhof, und wenn man nicht gerade auf einem Ponyhof arbeitet, sind das zwei sehr unterschiedliche Dinge. Diesen Umstand habe ich nie als skandalös empfunden.

Selbstverständlich besteht das Leben nur zu einem Bruchteil aus Arbeit, der Rest ist Ponyhof. Das Büro meines frühen Lifestyle-Jobs war passenderweise in der Nähe von Straßenstrich und Kunstpark Ost. Letztere Nähe nutzten die Kollegen und ich recht ungehemmt. Zum Trinken, aber mitunter sogar zum Tanzen. Der Kunstpark war sozusagen unser Ponyhof. Hier feierte ich angstfrei meinen 30. Geburtstag unter Kollegen, die mir Freunde geworden waren, darunter auch CSU wählende Bayern. Einer von ihnen ließ zu vorgerückter Stunde gerne mal die Fäuste sprechen. Vor allem dann, wenn jemand sich anschickte, den Ausländern in unserer Gruppe blöd zu kommen. Sein Wahlverhalten heiße ich trotzdem nicht gut, das kann man auch anders lösen.

Später wurde der Kunstpark umbenannt in Kultfabrik und wurde genauso schrecklich wie dieser Name. Man ging dann nur noch notgedrungen und widerwillig zu unverzichtbaren Konzerten hin und danach schnell wieder weg. Als das Areal im letzten Jahr komplett geschlossen wurde, war es einem schon gänzlich egal. Bei meinem letzten Besuch wurde ich auf dem (kurzen) Weg vom Ostbahnhof zur Kultfabrik dreimal von unterschiedlichen Händlern angesprochen, ob ich gerne Drogen kaufen würde. Nein, wollte ich nicht, will ich nie. (Kleine Randnotiz für besorgte Bürger: Kein Grund zur Besorgnis; die fliegenden Händler waren allesamt weiße Milchgesichter in teurer Marken-Ghetto-Garderobe). Der Zweck meines Besuches war ein Konzert von Peter Murphy gewesen, ihm ging es an dem Abend auch nicht so gut. Hatte sich vielleicht auf dem Weg was andrehen lassen.

Zweimal musste ich in München eine Wohnung suchen, beide Male war es ein Kinderspiel. Ich kenne die epischen Horrorgeschichten anderer Wohnungssuchender und komme nicht umhin, ihnen eine Mitschuld zu geben. Sie scheinen an ihren eigenen Ansprüchen zu scheitern. Offenbar besteht jeder auf ein geräumiges Apartment im Glockenbachviertel oder in Schwabing oder sonst wo direkt über der eigenen Stammszenekneipe, selbstverständlich Altbau mit Parkettboden, und selbstverständlich technisch und hygienisch auf dem neuesten Stand und bitteschön bezahlbar vom Praktikumsgehalt. Ich hingegen habe rund 18 Jahre in Moosach gut und günstig gewohnt. Zuerst mit Teppichboden, bin ich auch nicht dran gestorben. Einer meiner Vermieter war besser als der andere, in Ordnung waren beide. Ich habe nie eine Wohnungsbesichtigung erlebt, bei der mehr Interessenten als meine Frau und ich anwesend waren. Ich habe es nicht als Zumutung empfunden, ein paar Stationen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren zu müssen, wenn ich etwas mehr Aufregung haben wollte, als Moosach zugegebenermaßen zu bieten hat. Tatsächlich glaubte ich, dass die Distanzüberwindung im Begriff ‚Ausgehen‘ mitschwingt (für viele ist das aber wohl nur ein Synonym für ‚vor die Türschwelle treten‘).

Meine Zeit in München war nicht zuletzt eine Zeit stetiger Gesundung. Das mag mehr an der Zeit und der zunehmendem Alterseinsicht liegen als am Ort, im Bewusstsein wächst es trotzdem zusammen. Während ich eines Silvesters alleine zu Hause saß, so wie ich es gerne tat, und den Film Elementarteilchen schaute, sagte ich mir: ‚Wie wäre es, wenn ich mir nach dieser fast leeren Zigarettenschachtel nie wieder eine neue kaufe?‘ Und so kam es, dass ich mich bezüglich Elementarteilchen in erster Linie daran erinnere, dass ich während des Schauens meine letzte Zigarette geraucht habe. Ob ich sie rauchte wie Houellebecq, weiß ich nicht mehr.

Zu illegalen Drogen hatte ich in Bremen stets ein Verhältnis wie zu Toffifee: Ich habe mal ein oder zwei genommen, wenn welche auf dem Tisch standen; ich wäre aber nie auf die Idee gekommen, mir selbst welche zu kaufen (der Fachterminus ist wohl ‚Schnorrer‘). Da in München nie jemand welche auf meinen Tisch gestellt hat (Drogen, nicht Toffifee), durchlebte ich den unspektakulärsten kalten Entzug aller Zeiten.

Mein Alkoholkonsum, das muss ich eingestehen, blieb lange Zeit auf einem hohen Niveau, das bei aufgekratzten Teenagern vielleicht niedlich ist, bei Volljährigen allerdings eher traurig und beunruhigend. Ich war überrascht, wie einfach die Lösung war: Sport. Als aufgekratzter Teenager hatte ich stets gehässig über all die gut gemeinten Gesundheitskampagnen gekichert, die sogenannten ‚Kids‘ weismachen wollten, dass Sport viel mehr Böcke mache als Drogen, Alter. Das Problem dieser Kampagnen, so weiß ich inzwischen, ist nicht, dass die Aussage nicht stimmt. Das Problem ist, dass die Kids das nicht glauben. Könnt ihr aber, Kids.

Natürlich trinke ich weiterhin Alkohol, ich bin ja nicht blöd. Allerdings inzwischen auf familienfreundlichen Niveau.

Das war nun also in sehr groben Zügen Episode 2: München. Und so vieles wurde noch nicht mal angerissen. Etwa wie ich einmal Gefangener einer religiösen Sekte war. Oder wie ich eine Bande mallorquinischer Poker-Betrüger verklagte. Und die Familienwerdung scheint mir auch nicht ganz unerheblich.

War diese Episode besser oder schwächer als Episode 1: Bremen? Schwer zu sagen, sie war halt anders. Vielleicht ein kleines bisschen erwachsener, also mit mehr Längen. Jetzt freue ich mich auf jeden Fall auf Episode 3: Tokio.
(Die Bilder dieses Beitrags stammen übrigens von der verehrungswürdigen Quasi-Ko-Autorin meines nächsten Buches Matjes mit Wasabi.)

Ichi, ni – g’suffa [Kaiho-Kolumne]

In der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Bayern ist meine aktuelle Kolumne Panama Geisha und das harte Brot des Heimwehs zu lesen. Dabei handelt es sich um eine etwas kürzere Version eines Textes, der im Internet bereits hier zu finden ist. Drum wird er in diesem Blog nicht noch mal erscheinen, bei Drittverwertung ziehe ich die Grenze. Hier allerdings gibt es nun die vorletzte Kolumne für alle Welt in Zweitverwertung.

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Seit sich einmal während der Oktoberfestsaison auf dem Münchner Hauptbahnhof ein blümeranter Rolltreppenbenutzer von oben auf mich herab übergeben hat, gehe ich nur noch in Ausnahmesituationen aufs Oktoberfest. Zugegebenermaßen bin ich vorher auch nur in Ausnahmesituationen aufs Oktoberfest gegangen. Die Musik entspricht nicht meinen Neigungen, vor Karussells habe ich auch von außen Angst und Bier trinke ich lieber in gemütlicher Runde als in ungemütlicher Reihe. Aber seit dem Bahnhofrolltreppenereignis habe ich wenigstens eine launige Anekdote als Bonusbegründung, warum ich der alljährlichen Narretei in den meisten Jahren fernbleibe.

Dieses Jahr ist allerdings nicht wie die meisten Jahre. In diesem Jahr war ich bereits zweimal auf dem Oktoberfest. Nun gehe ich davon aus, dass diese Kolumne im Juli erscheint, geschrieben wurde sie jedenfalls im Juni. Da darf man sich als kritischer Leser rechtens fragen: Dieses Jahr schon zweimal auf dem Oktoberfest – wie macht er das bloß?

Ganz einfach, ich habe nicht die ganze Wahrheit gesagt: ich war nicht zweimal auf dem Oktoberfest, ich war zweimal auf einem Oktoberfest. Noch genauer gesagt war ich jeweils einmal auf zwei verschiedenen Oktoberfesten. Zuerst auf dem im Hibiya Park, dann auf dem im Komazawa Park.

In Japan gibt es rund 30 verschiedene Oktoberfeste, die meisten davon sinnvoll in den verlässlich warmen Monaten platziert. Da kann es schon mal zu Ballungen kommen, weshalb ich innerhalb weniger Wochen zweimal in derselben Stadt, Tokio, an unterschiedlichen Orten in den Genuss kommen konnte. Der Genuss mag ein fragwürdiger sein, denn selbstredend zeigt sich die deutsche Küche hier nicht immer von ihrer appetitlichsten Seite, und ich befürchte auch nicht immer von ihrer authentischsten. Ich könnte schwören, bei meiner Currywurst war Bockwurst unter dem Curry. Anständiges Essen mag freilich eh nicht die allerhöchste Priorität bei einem Oktoberfestbummel haben. Beim Bier geht es authentischer zu, zumindest authentisch deutscher, nicht unbedingt authentisch bayrischer. Ich weiß nicht, wie viele Maß Kölsch auf dem Münchner Oktoberfest erfolgreich verkauft werden. Auch das Markenreinheitsgebot sieht man nicht so eng. Als ich an der ausdrücklichen Beck’s-Bude für eine Begleitung ein alkoholfreies Bier bestelle, bekomme ich tatsächlich ein alkoholfreies Radler von Paulaner. Daraufhin erkläre ich meiner japanischen Gesellschaft, dass das in Deutschland auf keinen Fall möglich wäre. Dass die Brauereien dort wie verfeindete Yakuza-Clans seien, die jeden Wirt einen Kopf kürzer machen, der trotz Treueschwur das Bier eines anderen ausschenkt.

Es stellt sich heraus, dass meinen japanischen Bekannten das relativ egal ist. Sie freuen sich an gutem Bier, fragen nicht woher, mampfen fröhlich Currybockwurst und ringen sich ein paar Komplimente dazu ab („Interessant!“), schaukeln zu „Ro-sa-mundäää!“ und lassen sich pünktlich alle 30 Minuten von der japanischen Zeremonienmeisterin im Dirndl animieren: „Mina-san – guten Tag!!!“ Deren hauptsächliches Anliegen ist es selbstverständlich, auf die Verkaufsstände mit Oktoberfestandenkenartikeln hinzuweisen.

Wer auf den japanischen Oktoberfesten ein Weilchen nüchtern bleibt (allzu betrunken wird man angesichts der Preise eh nicht), wird schnell ein unheimliches Déjà-vu-Erlebnis haben: immer die gleichen Buden, die gleiche Musik, die gleiche bayrische Showband mit Originaloktoberfestgütesiegel (jetzt weiß man wenigstens, was diese Band den Rest des Jahres macht). Und wenn man ganz genau hinsieht: dasselbe Personal in den Buden, dasselbe Posterdesign, dasselbe Programmheft. Es gelingt mir ohne Weiteres, einen übriggebliebenen 100-Yen-Coupon vom Hibiya Park im Komazawa Park einzulösen. Ja, im Grunde sind diese vermeintlich verschiedenen Oktoberfeste doch ein einziges. Sie sind eine Marke, die Starbucks-Version von German Gemütlichkeit. Haben die Buams und Madels ihre Zelte in Komazawa abgebaut, ziehen sie weiter zur nächsten japanischen Grünfläche (Nara, geschlussfolgert anhand des Tourneeplans auf der Homepage der Band Die Kirchdorfer).

Ich hatte nie ein gesteigertes Bedürfnis, mit dem Zirkus davonzulaufen. Doch vielleicht laufe ich eines Tages mit dem Oktoberfest davon. Ich lasse mich in 100-Yen-Coupons bezahlen und ernähre mich von Bockwurst und alkoholfreiem Radler, wenn ich genügend Coupons gesammelt habe. Ich habe keine Gewissensbisse, den Japanern ein einseitiges Bild vom Deutschen an sich zu vermitteln. Die sollen sich lieber an den freundlichen Bierbankschunkler halten, als an den deutschen Supermarktkassierer oder Busfahrer.

Was alles los ist, wenn hier nichts los ist

Davon auszugehen, dass sich gleich jemand Gedanken oder gar Sorgen macht, nur weil einer mal nicht bloggt, hat ja etwas leicht Anmaßendes. Ich möchte mir auf keinen Fall etwas anmaßen. Andererseits wäre es auch traurig davon auszugehen, dass das alles eh gar niemanden interessiert. Deshalb möchte ich mich heute auf den eigentlich gar nicht so schmalen Grat zwischen Selbstüberschätzung und Selbstverleugnung begeben und diejenigen beruhigen, die sich eine oder mehrere der folgenden Fragen gestellt haben:

  • Ist ihm etwas zugestoßen?
  • Hat er sich in einem komischen Land eine unkomische Krankheit geholt?
  • Hat er sich eine von diesen Schreibblockaden eingefangen, die gerade grassieren?
  • Oder hat der feine Herr etwa nach nur sechs kurzen Jahren schon wieder das Interesse an diesem Blog verloren und möchte jetzt lieber ein Pony?

Die Antwort auf jede dieser Fragen: I wo! Mir und diesem Blog geht es prächtig, wir haben nur momentan nicht so viel Zeit füreinander. Wir führen eine offene Beziehung, die auf Vertrauen und Ehrlichkeit beruht, deshalb sage ich ganz ehrlich: ich habe mich in letzter Zeit auch mit anderen Blogs getroffen. Etwa mit dem Magazin des Conbook Verlages, für das ich während meines Japanaufenthalts im Mai und Juni über das Reisen mit Halbblut, die Sache mit der Mehrwertsteuer und das harte Brot des Heimwehs geschrieben habe. Man kann also nicht mal sagen, dass ich zuletzt deutlich weniger gebloggt hätte als üblich. Ich habe es nur anderswo getan.

Generell habe ich in den letzten Tagen, Wochen, Monaten eher mehr denn weniger als sonst geschrieben. Es sollen nach Möglichkeit Bücher draus werden. In der Vergangenheit habe ich genau zweimal den Fehler gemacht, meinen übersprudelnden Enthusiasmus nicht für mich zu behalten und öffentlich über Bücher sprechen, die vertraglich noch nicht komplett spruchreif waren. In beiden Fällen ist dann kurz vor knapp doch nichts draus geworden. Seitdem halte ich mich mit entsprechenden Details bedeckt. Spruchreif ist selbstverständlich der dritte Yuka-Sato-Roman, der gerade meine Hauptschreibarbeit ist. Zum ersten Mal in dieser Reihe möchte ich den Titel verschweigen, bis es soweit ist. Ich habe ihn nämlich selbst gerade kopfmäßig von einem total langen Drei-Wörter-Arbeitstitel zu einem knackigen Ein-Wort-Arbeitstitel geändert. Wer weiß, was mir noch so alles einfällt. Anvisiert ist jedenfalls ein Erscheinen im Herbst nächsten Jahres. Ja, das macht die Wartezeit etwas länger als die zwischen den ersten beiden Bänden, und nein, auch das hat nichts mit Blockade oder Unlust zu tun. Sondern damit, dass es der Herbstroman wird, wie aufmerksame Leser wissen. Am liebsten wäre es mir, wenn jeder der vier geplanten Romane in der Jahreszeit erschiene, in der er spielt. Das geht leider nicht ganz, denn auf dem Buchmarkt gibt es nur zwei Jahreszeiten (Frühling und Herbst).

Sollte sich bei den anderen Buchprojekten etwas konkretisieren, werde ich es auf meiner Autorenseite bei Facebook sofort herausposaunen und irgendwann ausführlicher auch hier. Bis dahin werde ich viel an diesen Blog denken. Obwohl ich weiß, dass er vom Denken nicht voll wird. Doch es gibt eine Zeit für Gedanken, und es gibt eine Zeit für Taten. Und es gibt eine Zeit, in der man eine Sache tut, und an eine andere Sache nur denkt. Und es kommt die Zeit, in der sich dieses Verhältnis wieder umkehrt. Aber jetzt ist die Zeit, in der ich keine Zeit mehr habe, weil ich versprochen habe: nur eine halbe Stunde, Schatz!

Mit dem Beagle-Bus ins Natto-Land [Kaiho-Kolumne]

In der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Bayern ist meine aktuelle Kolumne Ichi, ni – g‘suffa zu lesen. Drum gibt es die vorletzte Kolumne nun hier für alle Welt in Zweitverwertung.

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Zwei der Initiationsriten, mit denen Außenstehenden die höheren Weihen der japanischen Lebensweise erfahren, sind Bus fahren und Natto essen. Möglichst nicht beides auf einmal, das wäre unschicklich. Schon beides für sich ist mit gewissen Unsicherheiten verbunden. Netz- und Fahrpläne sowie das Bezahlsystem von Buslinien sind weniger selbsterklärend als die Äquivalenzen im Schienenverkehr, das kann schon abschrecken. Und wie kann man einer Abschreckung am effektivsten entgegenwirken? Mit unwiderstehlicher Niedlichkeit! Mir nahm ein Beagle die Angst vorm Bus. Es handelte sich um das gezeichnete Maskottchen der lokalen Buslinie im Tokioter Bezirk Bunkyo, in dem ich eine Zeit lang wohnte. Der Bus wurde freilich Beagle-Bus bzw. Biguru-Basu genannt. Der freundliche Hund verschönte die Haltestellen und die blauen Sitzpolster der Fahrzeuge, auf denen er in verschiedenen Posen, bei verschiedenen Aktivitäten und in unterschiedlichen Gemütsverfassungen abgebildet war. Mal hatte er eine kleine Beagle-Freundin dabei, mal weinte er ganz alleine dicke Tränen. Vielleicht hatte ihn seine kleine Freundin da gerade verlassen. Es war bestimmt nur vorübergehend. Mir jedenfalls gab der Beagle Sicherheit: mit einem so süßen Hund an meiner Seite kann ich mich gar nicht verfahren. Und falls doch, wird es schon nicht so schlimm sein. Stattdessen wird ein kleines Abenteuer draus, mit klassischer Besetzung – ein Junge und sein Hund.

Maskottchen machen eben einiges leichter, auch im lukullischen Bereich. An einer Baustellenfassade in Schwabing las ich unlängst ein von Narrenhänden hinterlassenes Graffito: „NO NATO!“ Da ich gedanklich immer ein bisschen in Japan bin, hatte ich mich zuerst verlesen und meinte, dort stünde: „NO NATTO!“ Ich dachte: „Ach, ich bin auch kein großer Freund der fermentierten Sojabohnen, aber man kann sich dran gewöhnen. Kein Grund, seine Abneigung auf Öffentliches zu schmieren.“ Tatsächlich verlief meine erste Verköstigung der klebrigen Spezialität, die in Japan eine von ca. 2 Millionen Nationalspeisen ist und als ungemein (und unrealistisch) gesund gilt, genauso, wie Japaner es sich wünschen: ich keuchte und ächzte, ich konnte mein Tellerchen nicht aufessen; dabei bin ich wirklich kein komischer Esser. Solche Reaktionen freuen die Einheimischen, denn sie sehen sich und ihre Nationalgerichte gerne als etwas ganz Besonderes, so wie alle anderen Menschen auf der Erde auch. Nach weiteren Begegnungen mit Natto machte ich meinen Frieden damit, obwohl ich weiterhin der Auffassung bin, dass die, die behaupten, Natto regelrecht zu mögen, schlichtweg lügen.

Die Akklimatisierung meines Gaumens brauchte ein paar Jahre, so lange können japanische Natto-Produzenten jedoch nicht warten. Es gibt eine Natto-Krise. Die Konsumenten brechen weg, weil die Reiskonsumenten wegbrechen (nur mit Reis ist das Zeug nämlich genießbar, wobei ‚genießbar‘ zu viel gesagt ist). Deshalb ist man bemüht, ins Ausland zu expandieren. Insbesondere Frankreich hat man im Visier, denn in Frankreich gelten schon andere verdorbene Lebensmittel als Delikatesse (so wird es nicht wörtlich ausgedrückt, aber sinngemäß). Für die Eroberung des deutschen Markt hätte ich gleich einen Tipp: Da der Deutschen Reis das Brot ist, könnte man die Bohnen mit Billigschokolade vergären und als Brotaufstrich Nattella ins Regal bringen.

Um den Erfolg im Ausland zu befeuern, hat man sich zwei Strategien überlegt. Die eine ist eine neue Rezeptur, die Natto weniger klebrig macht. (Wer mal vom Natto genascht hat, mag einwenden, dass die Klebrigkeit eigentlich nicht das grundlegendste Problem von Natto ist.) Die zweite Strategie ist natürlich: ein Maskottchen. Glücklicherweise gab es bereits eines, das den Natto-Kreuzzug bereitwillig auf sich genommen hat. Nebaaru-kun, ein unförmiges Häufchen aus der Präfektur Ibaraki, macht gerne Natto-affine Wortspiele (neba heißt klebrig) und ist gerade drauf und dran, weit über Ibaraki hinaus ein Star der Maskottchen-Szene zu werden.

Dennoch war Neebaru-kun vermutlich noch niemals in New York. Sein ärgster Konkurrent unter den aufstrebenden Lokal-Maskottchen Funassyi, ein birnenförmiger Repräsentant der Stadt Funabashi, schon. Er ist die vierte japanische Persönlichkeit, die als Foto ins Empire State Building gehängt wurde, nach dem Kronprinzen, dem Botschafter und Yoko Ono. Aber die meiste Zeit wird Funassyi zukünftig wohl in Funassyiland verbringen, einem eigenen Laden in einem beliebten Einkaufszentrum nahe Tokio.

Die Fans von Funassyi und Neebaru-kun sind nicht gut auf das jeweils andere Maskottchen zu sprechen, in der Maskottchen-Szene geht es alles andere als kuschelig zu. Ihr Star ist zweifelsohne der große dicke Bär Kumamon, der 2011 zum beliebtesten Lokal-Maskottchen Japans gewählt wurde und seitdem allgegenwärtig ist. Möglicherweise möchte man aber gar nicht in der ersten Reihe stehen, wo das Rampenlicht am hellsten und unerbittlichsten strahlt. Jüngst bekam Kumamon Ärger, weil er es trotz gegenteiliger Versprechungen nicht geschafft hatte abzuspecken. Gemeinsam mit Ikuo Kabashima, dem Gouverneur der Präfektur Kumamoto, für die Kumamon wirbt, wurde im Oktober 2014 eine Diät begonnen. Der Gouverneur ging fortan zu Fuß ins Büro und verlor tatsächlich knapp 5 Kilo. Kumamon hingegen wurde beim heimlichen Verspeisen von Valentinstagschokolade erwischt und nahm kein bisschen ab. Das hatte Konsequenzen: Er wurde vom Verkaufsleiter zum Verkaufsleiter-Assistenten heruntergestuft. Vielleicht sollte er es mal mit Natto probieren.

Gebratene Ente unter anonymen Genitalien [Kaiho-Kolumne]

In der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Bayern ist meine aktuelle Kolumne Mit dem Beagle-Bus ins Natto-Land zu lesen. Drum gibt es die vorletzte Kolumne nun hier für alle Welt in Zweitverwertung.

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Über Weihnachten letzten Jahres war Megumi Igarashi auf Bewährung draußen. Zuvor war sie zweimal in relativ kurzen Abständen verhaftet worden. Die Taten, die ihr zur Last gelegt werden, bestreitet sie nicht. Sie bestreitet lediglich, dass es sich bei diesen Taten um Verbrechen handelt.

Sie wollte doch nur ein Kajak. Sie wollte es noch nicht mal stehlen, sondern es selbst bauen. Auch das kostet Geld, deshalb startete sie eine Crowdfunding-Aktion, sie sammelte also Projektspenden im Austausch gegen kleine Geschenke und Gefälligkeiten. Eine dieser Gefälligkeiten hatte durchaus mit ihrem Intimbereich zu tun, war aber weniger intim, als man glauben könnte: War die Spende groß genug, schickte sie dem Spender Koordinaten ihres Geschlechtsteils, zur Reproduktion über einen 3D-Drucker.

Eine niedliche Idee, eigentlich. Fand die japanische Justiz aber nicht. Igarashi wurde wegen der Verbreitung obszönen Materials im Juli zum ersten Mal verhaftet. Erst nach sechs Tagen wurde sie vorübergehend freigelassen, nachdem man zu der Einsicht gekommen war, es bestehe weder Flucht- noch Verdunklungsgefahr. Schließlich steht Igarashis Vagina im Zentrum all ihrer Arbeit (dreimal darf man raten, welche Form sie sich für ihr Kajak wünschte). Da kann man nicht so einfach nach dem alten Spießerspruch verfahren: Ist das Kunst, oder kann das weg?

Im Dezember wurde sie erneut verhaftet, als ihr gutes Stück, beziehungsweise ein Replikat davon, öffentlich ausgestellt wurde. Beziehungsweise relativ öffentlich, in einem Geschäft für Ehehygiene, wie wir Kinder des letzten Jahrtausends sagen. Also an einem Ort, zu dem die jugendliche Unschuld eh keinen Zutritt hat, und wo es kaum Kunden geben dürfte, die das Ausgestellte nicht zumindest auf Abbildungen schon einmal gesehen haben. Fraglich ist in diesem Zusammenhang, wer gepetzt hat. Vermutlich stand das Kunstwerk vor der polizeilichen Entdeckung schon zwei oder drei Monate ohne Zwischenfall im Laden.

Zugegeben: Ich bin normalerweise nicht empfänglich für Künstler, die ihre Geschlechtsteile zu Kunstwerken ausloben und kein anderes Thema kennen. In der Regel ist deren Kunst faul, vorhersehbar, nicht sonderlich weit gedacht. Deshalb hatte ich die Causa Igarashi schnell wieder in die hinteren Winkel meines Unterbewusstseins verbannt. Von dort kam sie aber neulich schlagartig wieder hoch, als ich unter einer riesigen Vagina saß und versuchte, mich aufs Essen zu konzentrieren. Für eine Buchrecherche (ich schiebe gerne jeden Unsinn auf Buchrecherchen) hatte ich mich in das Chinese Café Eight in Roppongi begeben, das dafür bekannt ist, 24 Stunden am Tag gebratene Ente zu servieren und „originell dekoriert“ (Reiseführer) zu sein. Ich hatte eine vielleicht etwas extremere Version des üblichen China-Restaurant-Kitsches mit Rot und Gold und Drachen erwartet. Tatsächlich erwartet mich ein großes weibliches Geschlecht, gestanzt in eine schmiedeeiserne Glocke, in der Mitte des Raumes von der Decke hängend. Keineswegs nur angedeutet, sondern anatomisch ziemlich eindeutig. Genauso wie der ebenfalls von der Decke hängende große, goldene Penisschlegel, der Kurs auf sie genommen hatte.

Warum durfte man hier, ganz öffentlich mit Kind und Kegel, unter riesigen entblößten Geschlechtsteilen gebratene Ente essen, während es erwachsenen Privatmenschen untersagt war, Reproduktionen des Geschlechtsteils von Frau Igarashi anzuschauen oder herzustellen? Liegt es daran, dass die Glocke im Chinarestaurant nur eine anonyme Vagina zeigt, und nicht die einer bestimmbaren Person? Oder schützt ihre unrealistische Größe sie vor der Verfolgung? Ist demnach ein Geschlechtsteil in Originalgröße obszöner als ein riesengroßes? Oder ist das von Frau Igarashi in jeder Größe überdurchschnittlich obszön? Oder liegt es daran, dass speziell in Roppongi eh so einiges rumhängt, und man dort eher mal ein Auge zudrückt?

Selbstverständlich ist ein Geschlechtsteil überhaupt nicht obszön. Nicht die unbeanstandete Glocke ist der Skandal, sondern die Skandalisierung und vor allem die Kriminalisierung von Megumi Igarashi und ihrer Kunst. Man muss kein Fan sein, um zu erkennen, dass ihre Werke verspielt, fröhlich und bisweilen sogar originell sind; keine lärmende und spritzende Pennäler-Provokation, wie bei so vielen anderen Genitalherzeigern im Kunstbetrieb. Und selbst wenn es sich um lärmende und spritzende Pennäler-Provokation handelte, wäre das kein Grund, gleich die Polizei zu rufen. Kunst darf alles, auch doof sein.

So weit ist man allerdings in der japanischen Rechtsprechung noch nicht. Megumi Igarashi ist zwar wieder auf freiem Fuß. Ihr Ziel aber, ihre Vagina vom Gericht für nicht obszöner als andere erklären zu lassen, hat sie nicht erreicht. Sie wurde zu einer knackigen Geldstrafe verdonnert.

Möglicherweise geht sie nun öfter mal im Chinese Café Eight essen, ein eher preiswertes Lokal. Und möglicherweise tun sich dabei ganz neue Möglichkeiten der gastronomisch-künstlerischen Zusammenarbeit auf. Ich hoffe es sehr.

The Making of Roppongi Ripper

Gerne möchte ich ein paar Schnurren von der Entstehung meines aktuellen Romans Roppongi Ripper teilen. Ehe ich allerdings wieder großspurig eine Serie anfange, an der ich dann doch irgendwann das Interesse verliere, wenn draußen die Sonne oder in seinem Bettchen das Kindlein lacht, mache ich diesmal alles in einem Abwasch.

Das Hauptquartier der Tokioter Stadtpolizei in Kasumigaseki, wo Inspector Yuka Sato weiterhin arbeitet, wurde bereits anlässlich des Erscheinen des Vorgängerbandes Yoyogi Park ausführlich abgehandelt. In Roppongi Ripper wird ihr Partner Shun Nakashima unter mauscheligen Umständen in das vielbeschäftigte Polizeirevier Azabu in Roppongi versetzt. Es ist Folgendes:

Am Tore wacht das Polizei-Maskottchen Pipo-kun mit seiner Familie über das Viertel.

So darf man sich das Motorrad vorstellen, das im Finale des Romans die Distanz zwischen Jägerin und Gejagtem verkürzt:

Jenes Finale findet statt am Fuße von Roppongi Hills, einer Büro-, Einkaufs-, Vergnügungs- und Wohnsiedlung, die eine der Konsequenzen der sehr zu begrüßenden Gentrifizierung des Viertels ist, die in den Nullerjahren damit begonnen hat, Roppongi auch für anständige Menschen begehbar zu machen. Nur echt mit dem Mori-Turm und der Maman-Skulptur von Louise Bourgeois.

Ausgangspunkt des Finales ist die fiktive Residenz I, die auf der realen Residence A basiert, zumindest was das Äußere betrifft. Das Innere habe ich komplett erfunden, denn weiter als mit der Nase an die Scheibe bin ich nicht gekommen.

Die Sicherheitskameras fand ich leicht zu umgehen, aber vielleicht habe ich die sichersten übersehen.

Aus dem Türöffnungsmechanismus habe ich in Abwandlung der Realität einen Fingerabdruckleser gemacht, weil ich gerade einen Zeitungsartikel darüber gelesen hatte, wie jeder pensionierte Yps-Detektiv diese neumodischen Fingerabdruckleser austricksen kann, die momentan bei Mobiltelefonen und -computern so en vogue sind.

Im Roman nicht erwähnt habe ich, wie ich gerade zu meiner eigenen Überraschung feststelle, den Regenschirmtropfschutzspender am Eingang.

Dabei könnte ich schwören, ich hätte. Wahrscheinlich liegt das an dem Festplattenabsturz, den ich während meiner Recherche- und Schreibreise erlitt. Auf diesem Foto ist mein altes Netbook zum letzten Mal lebend zu sehen:

Nun gehöre ich selbst zu diesen Spießern, die ständig „Backup! Backup! Backup!“ predigen. Aber welcher Prediger hält sich schon an das, was er predigt. Wertvolle Teile von Roppongi Ripper waren jedenfalls in ihrer Urform für immer verloren und mussten reproduziert werden. Immerhin hat mich mein fruchtloser Besuch bei einer Computerreparaturwerkstatt in Shibuya zu einer kleinen Frotzelei im Roman inspiriert, die für den weiteren Verlauf der Serie große Wichtigkeit haben wird. Ich habe das bis vor kurzem selbst nicht gewusst.

Das oben abgebildete Foto wurde aufgenommen im Hotel Niwa, wo meine Frau und ich untergekommen waren, bevor es ein Jahr später vom Lebemännermagazin Monocle offiziell für weltweit cool erklärt wurde. Wollte ich nur mal erwähnen. Ein Jahr vorher schon. Dort habe ich auch diese Zeichnung vom ersten Tatort des Romans angefertigt:

Nun könnte man mit Recht sagen: „So eine Kinderkritzelei von einem sehr überschaubaren Ort kann man sich ja wohl auch einfach im Kopf machen!“ Empfinde ich ebenso. Dennoch habe ich festgestellt, dass zeichnen dabei hilft, die Orte im Kopf konkreter zu machen. Und wenn Sie diese Kritzelei kindisch finden, dann haben Sie noch nicht mein Storyboard für die Nazi-Razzia in Shin-Okubo gesehen. Werden Sie auch nicht.

Das Hotel Niwa befindet sich übrigens im Stadtteil Jinbocho, bekannt für seine hohe Dichte an antiquarischen Buchläden, was die Nachbarschaft recht inspirierend macht fürs Bücherschaffen. In einem kleinen Nudelrestaurant ganz in der Nähe des Hotels soll sogar der legendäre Kriminalautor Edogawa Rampo regelmäßig sein Süppchen geschlürft haben.

Ansonsten hat Jinbocho gar nichts mit Roppongi Ripper zu tun, deshalb schnell zurück nach Roppongi, in das gewöhnungsbedürftig eingerichtete Chinese Café 8, in dem Yuka und ihre Freundin Sam dinieren, nachdem Sam aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Inzwischen habe ich erfahren, dass das Restaurant fruchtbar geworden ist und sich gemehret hat. Ob die anderen Filialen ähnlich eingerichtet sind, weiß ich nicht.

Mit knurrendem Magen kommt Yuka anderntags nach Shin-Okubo, das koreanische Viertel Tokios. Dort observiert sie eine Parade von Rechtsradikalen in der Okubo-dori. Als ich dort war, war gottlob keine Parade.

In Shin-Okubo wird ein geheimnisvoller Fremder in Yuka Satos Leben treten, mit dem sie koreanisch grillen geht. In einem Restaurant, das frappierende Ähnlichkeit mit dem hat, in dem meine Frau und ich unseren Recherchebummel ausklingen ließen.

Apropos Frau: ihr ward dann bald ein Kind geboren (aus dem Restaurant, sogar aus Japan, waren wir inzwischen raus), weshalb ein Teil der Schreibarbeit in ein Münchner Krankenhaus verlegt werden musste.

(Im Bild übrigens auch mein nigelnagelneues Laptop, das ich mir aus bestimmten Gründen kaufen musste. Ich musste mit Erschrecken feststellen, dass es heutzutage so gut wie keine Netbooks mehr gibt, weil jeder Lümmel ein Tablet hat. Es muss aber nicht jeder Lümmel auf Reisen Bücher schreiben, Herrschaftszeiten!)

Vorher jedoch machte ich noch einen Abstecher nach Saitama-City, ein wichtiger Handlungsort von Roppongi Ripper. Leider hatte meine ortskundige Kontaktperson kurzfristig das Treffen abgesagt. So ist das halt manchmal bei kriminologischen Ermittlungen. Also irrte ich allein durch Stadt- und Wohngebiete und kam bald zu dem Schluss, dass ich lieber meine Erinnerung verblassen lasse und alles an fiktiven Orten ansiedle, um nicht irgendwelche Gegenden oder Institutionen in Verruf zu bringen. Quasi im Schreiben und Beschreiben eher der Seele Saitamas als der Geografie gerecht zu werden. So habe ich auch nur ein einziges Fotos gemacht, in einem Einkaufszentrum am Bahnhof Omiya.

Im heimischen Büro/Wickelzimmer füllt man schließlich die eigenen Erfahrungen mit Fakten aus Sekundärliteratur, Straßen-, Netz- und Geländeplänen (im Bild u.a.: Shin-Okubo, Saitama-City, Roppongi Hills).

Dann ist man irgendwann mit dem Schreiben fix und fertig und liest sich alles noch ein paar Tausend Mal durch, bis man ganz sicher ist, dass es das Allererbärmlichste ist, was man selbst oder sonst jemand jemals geschrieben hat. Dann druckt man alles aus und liest es ein letztes Mal durch, wobei man noch Tausend kleinere und größere, eingebildete und tatsächliche Fehler findet.

Dann liest es die Lektorin, die ein paar Tausend weitere findet. Dann wird es veröffentlicht, alle finden es gut und es verkauft sich wie Biolimonade in einer New-Economy-Kantine. So einfach ist das.

Wer einen Großteil der Bilder bereits kannte, hat vermutlich auf meiner Facebook-Seite die große, allgemeine „Gefällt mir“-Schaltfläche geklickt. Wer das nicht getan hat, kann es ja noch nachholen.

Eine Geschichte zweier Kuchen [Kaiho-Kolumne]

In der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Bayern ist meine aktuelle Kolumne Gebratene Ente unter anonymen Genitalien zu lesen. Drum gibt es die vorletzte Kolumne nun hier für alle Welt in Zweitverwertung. (Ja, ich habe zum Thema Esskastanienpüreegebäck in diesem Blog schon einmal gearbeitet, aber es ist ja auch ein Thema, dass uns alle irgendwann betreffen kann, deshalb lässt es sich gar nicht oft genug beleuchten. Dass sich die Schilderungen gleicher Ereignisse meines Privatlebens von Text zu Text ein wenig unterscheiden, liegt an gelebter künstlerischer Freiheit und Lügenpresse.)

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Will man in Deutschland Japanern begegnen, ist eine der sichersten Anlaufstellen die Baumkuchenbäckerei, die es bestimmt in jedem Ort gibt, der auf der Romantikstrecke der führenden japanischen Tourismusunternehmen steht. Ich bin von Haus aus kein Kuchenexperte, deshalb hatte ich keine größeren Gewissensbisse, dass ich den Baumkuchen allenfalls dem Namen nach kannte, bis ich mit einer Japanerin liiert war. Diese Japanerin wiederum war schwer schockiert von meiner Unkenntnis, hielt sie doch Baumkuchen für so stark mit der deutschen Volksseele verbunden wie Volkswagen und Sauerkraut. Als sie zum ersten Mal die Baumkuchenrepublik Deutschland bereiste, war sie ausgestattet mit einem Reiseführer, der gefüllt war mit Abbildungen von Lebensmitteln, von Weißwurst bis Happy Hippo, mit Kontrollkästchen daneben, nach Verzehr anzukreuzen. Beim Abhaken des Baumkuchens in der entsprechenden Spezialkonditorei fühlte ich mich mehr als Tourist als sie, waren die japanischen Kunden doch stark in der Überzahl.

Die Beliebtheit des Baumkuchens in Japan ist vermutlich weniger romantisch oder lukullisch begründet, als man annehmen möchte. Durch seine lange Haltbarkeit lässt er sich halt auch ohne Blitzversand in fernere Regionen exportieren und muss dort nach Erhalt nicht sofort blitzverzerrt werden. Inzwischen sind so viele Baumkuchen nach Japan ausgewandert, dass sie dort ihre ganz eigene Kultur entwickelt haben. Es ist eine Kultur, die sich in erster Linie im Untergrund abspielt; nämlich in den Glamour-Gourmet-Untergeschossen großstädtischer Kaufhäuser. Dort lässt sich sehen und kosten, dass die japanischen Baumkuchenbäcker mit dem deutschen Gebäck längst getan haben, was japanische Innovatoren gerne mit Importen tun: nicht einfach nur so gut imitieren, dass es so gut wie gar nicht mehr vom Original zu unterscheiden ist, sondern derart weiterentwickeln, dass das Original kaum noch zu erkennen ist. So sei dem japanischen Baumkuchen-Enthusiasten angeraten, vor dem Deutschlandbesuch die Erwartungen etwas herunterzuschrauben. Hat man hier nur die Wahl zwischen Baumkuchen mit Baumkuchengeschmack als ganzer Stumpf, als in Scheiben geschnittener Stumpf oder als in mundgerechte Happen gehackter Stumpf, so gibt es neben der größeren Formenvielfalt im Fernen Osten auch eine größere Geschmacksvielfalt, zum Beispiel Baumkuchen mit Tomaten- oder Spinatgeschmack. Und selbstverständlich ist das alles übersichtlicher portioniert. Eine einzelne deutsche Baumkuchenportion könnte schließlich einer ganzen japanischen Familie als Tagesproviant dienen.

Meine Unkenntnis in Sachen Baumkuchen war die erste, aber nicht die letzte Backwerk-Irritation zwischen mir und meiner japanischen Liaison, der ich zwischenzeitlich meinerseits das Eheversprechen gegeben und ihrerseits abgerungen habe. Zu späte Zweifel an meiner Heiratsfähigkeit hegte sie, als sich herausstellte, dass ich den Mont-Blanc nicht kannte. Den Berg schon, den Füllfederhalter auch, jedoch nicht den Kuchen. Dabei hatte ich ihn selbst entdeckt, zumindest für mich. Bei einem einsamen Frühstück in einem Tokioter Ketten-Café hatte ich gegen mein Naturell einen Kuchen zum Nachtisch bestellt. Auf den Namen hatte ich nicht geachtet, sondern bloß mit dem Finger auf das Exemplar in der Vitrine gedeutet: „Den da bitte.“ Also mit derselben Kompetenz geordert, mit der ich auch in Deutschland Kuchen bestelle. Dieser bestand im Wesentlichen aus Schlagsahne und aufgetürmten, in etwa bergförmigen Esskastanienpüree und schmeckte mir sehr gut. Rückblickend war dieser Ketten-Café-Mont-Blanc sicherlich nicht der Gipfel unter den Genüssen seiner Art, doch mich hatte er überzeugt. So sehr, dass ich meiner Frau davon erzählte. Da ich den Namen nicht wusste, beschrieb ich das Produkt. Offenbar nicht sehr gut, denn sie kam nicht dahinter, was ich meinte.

Etwas später sah ich den Mont-Blanc wieder, im Untergrund, also in einer dieser großstädtischen Edel-Bäckereien eines Kaufhaus-Kellers. Ich brachte ihn mit nach Hause und übergab ihn mit großem Brimborium meiner Gattin, die sofort aus allen Wolken fiel, weil ich um so einem Allerweltskuchen so ein Theater gemacht hatte: „Das ist ein Mont-Blanc!“, rief sie. „Den kanntest du nicht?!“

„Wie sollte ich den kennen? Ich kenne ja kaum die Namen von deutschen Kuchen …“

„Das IST ein deutscher Kuchen!“

Ich bezweifelte das ganz stark und das Gespräch wurde zu einem fruchtlosen Nein-Doch-Pingpong-Match, dessen Entscheidung vertagt wurde.

Tatsächlich sprachen wir das Thema fast genau ein Jahr lang nicht mehr an. Bis ich an ein Magazin kam, das in Tokio kostenlos an ausländische Touristen verteilt wurde. Darin war ein Artikel mit der Überschrift: Tastes of Tokyo. Dreimal darf man raten, welcher Kuchen dort in Text und Bild gewürdigt wurde. Ich präsentierte das Magazin meiner Frau stolzer, als ich ihr je eine meiner Tokyo-Marathon-Medaillen präsentiert hatte. Hier war der Beweis: der Mont-Blanc ist durch und durch japanisch, eine Kreation Tokios.

Noch genauere Recherche lässt daran allenfalls milde Zweifel aufkommen. Tatsächlich handelt es sich ähnlich wie bei Tempura und Popmusik um eine ausländische Erfindung, die von Japan eingemeindet und perfektioniert wurde. Das Grundrezept lässt sich in ein italienisches Kochbuch von 1475 zurückverfolgen, doch der Mont-Blanc, wie wir (bzw. die Japaner) ihn heute kennen, entstammt der gleichnamigen Konditorei in Jiyugaoka, einem Viertel Meguros. Ein ganz goldiger und sehr beliebter Laden mit Warteliste und Tischbeinen in bodenschonenden Söckchen, wo man die Haus-Kreation noch heute verköstigen kann, selbstverständlich in allen möglichen Geschmacksrichtungen.

Als meine Frau und ich das schließlich taten, war unser Streit längst vergessen. Sie beschäftigte jetzt der Gedanke, warum der Mont-Blanc sich bislang in Deutschland nicht durchsetzen konnte. Inzwischen ist sie bei einer Verschwörungstheorie angelangt, die etwas mit einer unterstellten deutschen Abneigung gegen Esskastanien in Süßspeisen zu tun hat. Ich arbeite derweil meine jüngste reichtumgarantierende Geschäftsidee aus: Baumkuchen mit Mont-Blanc-Geschmack.

Die verschuldeten Idole von Galapagos [Kaiho-Kolumne]

In der aktuellen Ausgabe der Mitgliederzeitschrift der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Bayern ist meine aktuelle Kolumne Eine Geschichte zweier Kuchen zu lesen. Drum gibt es die vorletzte Kolumne nun hier für alle Welt in Zweitverwertung.

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Erfinden Japaner etwas, was in Japan ganz wunderbar gedeiht, aber im Rest der Welt keinerlei Überlebenschancen hat, spricht man vom Galapagos-Syndrom, in Anlehnung an die gleichnamige Inselgruppe mit ihrem weltweit einzigartigen Tierleben und Pflanzenvorkommen. Meistens sind damit international nicht kompatible und schwer adaptierbare Technologien gemeint. Es fällt allerdings nicht schwer, den Begriff auf kulturelle und wirtschaftliche Eigenheiten Japans auszuweiten. Zum Beispiel auf den Musikmarkt. Man stelle es sich einmal vor: Japaner kaufen CDs. Deutsche übrigens auch, rund 70 Prozent der bezahlten Musik hierzulande wird weiterhin auf Polycarbonat ausgeliefert. In Japan sind die häufig totgesagten Datenträger jedoch noch beliebter: sie machen 85 Prozent des Musikmarktes aus – mit steigender Tendenz, denn der Downloadmarkt ist mittlerweile rückläufig. Ein krasser Gegensatz etwa zu den USA oder Schweden, in denen Compact Discs nur mehr 40 beziehungsweise 20 Prozent der Verkäufe ausmachen.

Japans Alleinstellung hat zwei Gründe: Sammelleidenschaft und AKB48. Egal, ob das dritte Best-of-Album einer vor zwei Monaten gegründeten Boyband oder die hundertste Neuveröffentlichung von Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band: alles wird schön verpackt, in Übergröße, mit Glitzerschmuck, Bilderbuch und Bonus-DVD, nicht selten bekommt man beim Kauf an der Kasse noch ein Poster in die Tüte und beim Verlassen des Warenhauses einen Button in die Hand gedrückt. Es gibt fast mehr anzuschauen als anzuhören. Das Prinzip solcher Sonderausgaben ist zwar in Deutschland nicht unbekannt, hier wirken sie jedoch häufig so liebevoll gestaltet, als hätte sie sich ein berufsmüder Vermarkter noch schnell zwei Minuten vor dem Wochenende ausgedacht. In Japan wirken sie so, als hätte eine Gruppe von Enthusiasten genau das Produkt entworfen, das sie selbst kaufen würden. Es funktioniert, ich spüre es am eigenen Leib (in erster Linie durch den leichter zu tragenden Geldbeutel). Schnürt unsere japanische Verwandt- und Bekanntschaft Carepakete, lässt meine Frau sich mit Vorliebe Lebensmittel einpacken. Ich mir CDs.

Japans erfolgreichste Mädchenformation AKB48, nach letzter Zählung mit 79 Köpfen weit über das im Namen festgelegte 48er-Limit hinausgeschossen, legt auf den allgemeinen Verpackungswahn noch einen drauf. Ihre CDs beinhalten nicht nur die üblichen Sammlerstücke zum Anschauen, Anheften und Aufkleben, sondern auch Tickets für Auftritte und Stimmzettel zur Wahl des beliebtesten AKB-Mädchens, die zweimal jährlich in der altehrwürdigen Kampfsportarena Nippon Budokan ausgetragen und vom Fernsehen übertragen wird. Je mehr Einfluss man auf die Wahl nehmen möchte, desto mehr Stimmzettel sind vonnöten. Nicht wenige kaufen für diesen Zweck gerne mehr CDs, als für den reinen Musikgenuss genügen würden. Fraglich, ob sich dieses Konzept international adaptieren ließe und Fans dieselbe CD mehrfach kauften, um sicherzugehen, dass ihr Favorit die Wahl zum süßesten Boy von Sportfreunde Stiller gewinnt.

Die sogenannten Idole (japanisiert idoru) sollen Popstars zum Anfassen sein. AKB48 nehmen das mitunter ganz wörtlich. Nicht unbedingt im unsittlichen Sinne, aber inzwischen doch unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Regelmäßig ließen sie ihre Fans für Händeschüttel-Sessions anstehen, bis im Mai ein Teilnehmer die Säge zückte und zwei Mitglieder verletzte. Danach wurde das öffentliche Händeschütteln ausgesetzt. Inzwischen findet es wieder statt, mit einem Sicherheitsbeamten pro Mädchen, Sicherheitsabstand und Sicherheitsbarriere zwischen den Schüttelnden. Man könnte raunen, hier offenbare sich die Schattenseite des Idol-Kults. Dabei offenbart sich nur die Schattenseite der Menschheit. Jemand, der den Drang verspürt, andere mit einer Säge anzugreifen, braucht sicherlich nicht eine händeschüttelnde Sing- und Tanztruppe als Auslöser.

Mit ihrem eigenwilligen Gesamtkonzept, bei dem es mehr um Pop als um Pop-Musik geht, ebnen AKB48 den Weg für andere, noch eigenwilligere Gruppen des Idol-Genres, denen wohl ebenfalls das größere internationale Publikum (und Verständnis) vorenthalten bleiben wird. Im September stellten sich die Margarines der Öffentlichkeit vor, deren Alleinstellungsmerkmal ist, dass für sie die fetten Jahre vorbei sind. Jedes der neun Mitglieder ist hoch verschuldet. Insgesamt beläuft sich das Minus auf 127 Millionen Yen, teils aus Studentendarlehen, teils einem kostspieligen Lebenswandel verdankt. Im Internet kann der Fan mitverfolgen, wie viel davon durch die Pop-Arbeit schon getilgt wurde. Für den Dezember ist ein Album angekündigt. Wie tröstlich, dass man in Japan mit Musik noch Geld verdienen kann. Selbst wenn es dabei nur am Rande um Musik geht.

Nudeltechno in der Stadt, die ziemlich früh zu Bett geht [Kaiho-Kolumne]

Hatte ich ganz vergessen zu erzählen: Weil es eines Abends beim Stammtisch der Deutsch-japanischen Gesellschaft in Bayern so gemütlich war, habe ich mich breitschlagen lassen, fortan eine Kolumne für das Vereinsblatt Kaiho zu schreiben. Und irgendwann werde ich auch Mitglied, versprochen.

An dieser Stelle werde ich die Kolumnen mit Zeitverzögerung zweitverwerten. Immer dann, wenn es im Heft eine neue zu lesen gibt, darf alle Welt hier einen Blick auf die alte werfen. Im aktuellen Kaiho lesen geneigte Mitglieder dieser Tage die neuesten Folge Die verschuldeten Idole von Galapagos.

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Vor ein paar Jahren verbrachte ich einige Nächte in einem Hotel in Ikebukuro. In einer dieser Nächte bezeugte ich, wie eine verhältnismäßig junge Dame mit karibischem Teint, einem roten Glitzerkleid und einem passenden Hut mit beeindruckender Krempe an die Rezeption trat. Sie wirkte ein bisschen, als sei sie gerade frisch aus dem New Yorker Studio 54 herausgetreten, und sie fragte die Rezeptionistin, wo man hier nach der besten Clubbing-Gelegenheit suchen müsse.

Die Rezeptionistin geriet daraufhin gehörig ins Schwimmen. Das mochte ganz unterschiedliche Gründe gehabt haben. Vielleicht war gerade Clubbing gerade ihr Kompetenzgebiet nicht. Vielleicht nahm sie das „hier“ zu lokal, schließlich ist der Glanz von Ikebukuro als Ausgeh-Ort schon fast so lange verblasst wie der des Studio 54 (das stört freilich nicht, wenn man den ganz besonderen Schimmer verblassten Glanzes zu schätzen weiß). Vielleicht hatte sie bei ihrem Hadern aber auch nur die Gesetzeslage im Sinn. Dann hätte ihre Antwort mit einem Blick auf die Uhr lauten müssen: „Ach, das lohnt jetzt sowieso nicht mehr. Gehen Sie lieber morgen gleich nach dem Abendessen los.“

Das Motto der Stadt, die niemals schläft, entlehnen Anhänger diverser Großstädte überall auf der Welt regelmäßig vom rechtmäßigen Besitzer (New York) und veredeln damit ihre eigenen Lieblingsstädte. Ich habe nicht selten gehört, wie das unüberlegt sogar über die japanische Hauptstadt gesagt wurde: Tokio – die Stadt, die niemals schläft. Dabei wäre ein viel passenderer Slogan: Tokio – die Stadt, die ziemlich früh zu Bett geht. Oder falls es unbedingt schlaflos klingen muss: Tokio – die Stadt, die früh aufsteht und keinen Mittagsschlaf braucht. Wenn allerdings in anderen Weltstädten das Nachtleben vornehm spät beginnt, müssen Tokios Nachtfalter schon wieder die Flatter machen. Denn Aufgrund eines Gesetzes, das im Nachkriegsjapan der Prostitution Einhalt gebieten sollte, darf in japanischen Clubs ohne Sondergenehmigung nur bis Mitternacht getanzt werden. Also eine Zeit, zu der westliche Clubber erst so langsam anfangen, sich die Schuhe zu schnüren.

Inzwischen glaubt kaum mehr jemand, dass Tanzen die Einstiegshandlung zur Prostitution ist, doch das Gesetz blieb bestehen. Vermutlich, weil es einfach vergessen wurde. Jahrzehntelang hatte sich niemanden daran gestört – in den Clubs wurden die Nächte durchgetanzt, die Justiz hatte Wichtigeres zu tun. Seit einigen Jahren aber hat man wieder ein strengeres Auge auf das veraltete Spättanzverbot. Um Ruhestörung zu unterbinden, sagt die Polizei. Weil anständige Clubs leichter zu maßregeln sind als unanständige Rotlichtbetriebe, mutmaßen Polizei-Skeptiker. Es ist durchaus keine Unmöglichkeit, eine Sondergenehmigung zu bekommen. Doch das wollen die meisten Club-Betreiber nicht, denn damit würden sie automatisch den fuzoku eigyo zugerechnet, einem dehnbaren Sammelbegriff für irgendwie anrüchige Erwachsenenunterhaltung. Es wäre wie ein Eingeständnis, dass das Gesetz doch irgendwo recht hat.

Immerhin, inzwischen bröckelt die Rechtslage. Eine baldige Reform ist sehr wahrscheinlich, schon jetzt gibt es kreative Wege der Umgehung. Seit 2013 werden Techno-Udon-Partys immer beliebter. Dabei wird gemeinschaftlich der Teig für Udon-Nudeln geknetet, mit Füßen, auf einer Tanzfläche, zu Techno-Beats. Das darf bis spät in die Nacht gehen, denn gegen nächtliche Speisezubereitung gibt es kein Gesetz. Selbstverständlich werden die Nudeln am Ende der Veranstaltung sofort zubereitet und verspeist. Tanzen beziehungsweise Kneten macht halt hungrig.

Trotz juristischem Entgegenkommen und kreativen Umwegen wird Japan in Sachen Club-Kultur wohl noch einige Zeit Entwicklungsland bleiben. Kurios, wenn man bedenkt, wie meilenweit Japan in anderen Aspekten der Popkultur und des modernen Lebens die Nase vorn hat.

Selbst wenn nachts getanzt werden dürfte – wie sollte man hin- und wieder wegkommen? Die öffentlichen Verkehrsmittel machen selbst in Millionenstädten zu Mitternacht Schicht im Schacht, mit Nachtbussen wird nur zögerlich experimentiert (und das gegen den lautstarken Widerstand der Taxiunternehmer). Dabei ist das Tanzen in der Stadt noch immer sehr viel leichter und freier als das Tanzen am Strand. In den Strand-Clubs der Shonan-Region darf Musik seit kurzem nur aus offiziell von regionalen Ämtern verteilten und voreingestellten Lautsprechern kommen. Und auch das nur, wenn es sich nicht um ‚Club-Musik‘ handelt.

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Aktueller Nachtrag: Nach (aber vermutlich nicht wegen) des Erscheinens dieser Kolumne wurden die Gesetze gelockert. Inzwischen darf länger getanzt werden, wenn es im Tanzschuppen heller als in einem Kino ist.

Ich würde so gerne mal wieder ein Buch kaufen

Und zwar bei dir, lieber stationärer Buchhandel. In letzter Zeit kaufe ich Bücher wieder verstärkt übers Internet. Dabei teile ich sie, all die romantischen Vorstellungen, von denen jetzt überall wieder so viel zu lesen ist (pikanterweise gerade im Internet): die von der kleinen, freundlichen, mit Liebe sortierten Buchhandlung an der Ecke ebenso wie die von dem sonnenlichtdurchfluteten City-Megastore mit Cappuccino-Sitzecke und mehrsprachiger Monsterauswahl. Beides toll, in der Theorie. Ich hätte auch durchaus keine Gewissensbisse, den Internethandel nicht mehr genügend zu unterstützen, wenn ich meine Bücher nicht dort bestellte, wo ich meine Windeln abonniere (also nicht direkt meine Windeln … Sie verstehen schon). Ich unterstütze den Internethandel schon in genügend anderen Bereichen, da kann ich Kulturgüter gern an kulturell wohlfeileren Orten kaufen. Denn die romantische Vorstellung vom Kulturgut Buch teile ich auch, immer noch, trotz der ganzen Lehrerkinder-, Katzenberger-, Torwart- und „Glaub an dich, dann glaubst du an dich“-Bücher da draußen. Die segensreiche Preisbindung kann man meinetwegen gerne auf andere Kulturgüter (Musik, Film, Hörbuch) ausweiten, den Kulturschaffenden und somit auch den Kulturkonsumierenden wird es nützen. Ich hatte in den letzten Jahren durchaus schöne Erlebnisse in real existierenden Buchhandlungen, bin selten ohne Transaktion aus einer hinausgegangen – ob in Bangkok, Barcelona, London, Paris, Seoul, Singapur, Taipeh oder Tokio.

Warum nur kommt das in München, Rothenburg oder Bremen nicht vor? Wieso finde ich dort weder die Dinge, die ich suche (und das ist wirklich selten allzu extravagant; ich bin simpler gestrickt, als ich es selbst wahrhaben möchte), noch Dinge, die ich spontan begehren kann? Die Bücher, die ich mir zuletzt in den Buchhandlungen der zuvor genannten internationalen Angeber-Städte gekauft habe, waren teils genau die, die meiner vorformulierten Kaufabsicht entsprachen, teils verheißungsvolle Zufallsentdeckungen, von denen ich noch nie zuvor gehört hatte, weder aus der Presse noch von Algorithmen oder Verlagsvorschauen. Letzteres, weil sie von Verlagen stammten, die ich nicht ohne Weiteres auf dem Schirm hatte.

Das wird in einer deutschen Mainstream-Buchhandlung nicht passieren (und nur um solche, vorgeblich breit aufgestellte Buchhandlungen geht es mir – dass es ganz wunderbare fachgebietspezialisierte Läden gibt, stelle ich nicht in Abrede), denn dort wird nichts ins Regal gestellt (geschweige denn auf den Tisch gelegt), was kleiner ist als Heyne. Die Hälfte aller Bücher sieht aus wie Dan Brown, und die Hälfte davon ist bei genauerer Betrachtung auch Dan Brown. Die andere Hälfte ist Pirincci und Sarrazin, also etwas, was ich bei einem Händler mit Gehirn und Gewissen gar nicht sehen möchte. Bei den Kettengeschäften ist das so, weil sie mit den Kettenverlagen kuscheln, beziehungsweise die mit ihnen. Bei den Kleinen ist das womöglich so, weil sie um ihre Existenz bangen und sich Bestseller im Zweifelsfall besser verkaufen als gute Bücher. Dafür vollstes Verständnis, macht den Zustand aber nicht besser. Es ließe sich bestimmt ein Mittelweg finden. Vielleicht mal ein oder zwei Bücher ins Sortiment nehmen, mit denen keiner rechnet. Das wäre ein Anfang, und es wäre bestimmt immer noch genug Platz für Darm mit Charme.

Am Rande sei darauf hingewiesen, dass ich in den meisten der im ersten Absatz erwähnten Auslandsstädte die Landessprache gar nicht genügend beherrsche, um in ihr andere als Miffy-Bücher fließend zu lesen (Abb. unten). Meine wunderschönen Einkaufserlebnisse beziehen sich also im Zweifelsfall lediglich auf die Abteilungen für englischsprachige Bücher in den betreffenden Häusern. Daraus lässt sich der Schluss ziehen: Deren Fremdsprachenabteilungen sind liebevoller bestückt als die Landessprachenabteilungen hiesiger Buchläden. Der Fairness halber sei gesagt, dass es sich in der Mehrzahl nicht um irgendwelche Buchläden handelte, die ich dort besuchte, sondern um bibliophil bekannte Vorzeigegeschäfte. Aber gerade drum sollte man sich an ihnen ein Beispiel nehmen. Wenn man nicht von den Besten lernt, wird’s nicht besser.

Es geht nicht darum, dass jeder Buchhändler jede Underground-Veröffentlichung aus jedem Independent-Knochenbrecher-Verlag vorrätig und im Schaufenster haben sollte. Es geht darum, kleinere Verlage, die genauso professionell arbeiten und anbieten wie jede Random-House-Abteilung, überhaupt in Betracht zu ziehen. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass das außerhalb von Spezialgeschäften geschieht. Ich demonstriere es gern einmal am eigenen Beispiel. Dabei begebe ich mich auf dünnes Eis, denn es klingt leicht jammerlappig, wenn sich Autoren über mangelnde Präsenz der eigenen Titel bei einzelnen Händlern beschweren: „Buhhuhu – die halten meine Bücher in Geiselhaft! Da muss schnell eine Petition/ein offener Brief/der Staat her!“ So ein Blödsinn. Hat’s ein Händler nicht, geht man halt zum nächsten. Ist ja nicht so, dass beim Handel mit Büchern in Deutschland irgendjemand auch nur annähernd ein Monopol hätte (die gegenteilige Unsinnsbehauptung wird auch durch ihre gebetsmühlenartige Wiederholung nicht wahrer; zu meiner Überraschung hat zuletzt ausgerechnet die Taz versucht, ein bisschen empirische Vernunft in eine Debatte zu bringen, in der die meisten nur diffus gefühlsduseln). Trotzdem kann es anstrengend sein, Händler um Händler abzuklappern, bis man ein Buch findet, das nicht von Dan Brown ist und in etwa vielleicht sogar dem Buch entspricht, nach dem man gesucht hat. Ich also bin wie jeder andere Autor auch: wenn ich in einer Buchhandlung bin, schaue ich erst mal unauffällig, ob meine eigenen Bücher vorrätig sind. Drei sind bislang veröffentlicht: eines in einem sehr großen Verlag, eines in einem relativ kleinen Verlag mit kuscheliger Anbindung an einen größeren Verlag, und eines in einem kleinen Verlag, der alles ganz alleine stemmen muss. Das Buch aus dem großen Verlag finde ich so gut wie immer. Das aus dem relativ kleinen Verlag mit guten Beziehungen finde ich angesichts des etwas abseitigen Themas überraschend häufig, auch wenn ich meistens etwas länger suchen muss. Das aus dem kleinen Verlag so gut wie nie. Es geht mir, wie gesagt, nicht um die himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass gerade mein Buch gerade nicht bei Hugendubel auf dem Tisch am Eingang liegt (da liegen ja meist eh die Mängelexemplare und scheinreduzierten Kochbücher). Es geht um das strukturelle Problem, dass dieses Buch – und andere Bücher anderer Autoren, anderer Verlage – im Handel komplett unsichtbar ist, abgesehen vom Internet-Handel. Da hilft auch nicht das ständig breitgetretene Argument, der Buchhandel könne ja jedes lieferbare Buch in Windeseile bestellen. Ich will gar nicht erst davon anfangen, dass man immer wieder auf Mitarbeiter trifft, die das offenbar nicht können. Oder davon, dass es schon etwas anderes ist, ob man ein Buch am nächsten Tag an die Wunschadresse geliefert bekommt, oder nach Feierabend noch mit dem Abholschein in die Stadt hetzen muss, bevor das Ladenschlussgesetz seine hässliche Fratze zeigt. (Ja ja – früher ging es auch ohne Internet und Lieferung frei Haus und ständige Verfügbarkeit von allem. Genauso wie es früher auch ohne Telefon/Heizung/Penicillin ging. Ansprüche ändern sich nun mal mit den Möglichkeiten, darüber gibt es kein Mokieren.) Es geht darum, dass ein Kunde nicht nach einem Buch fragen kann, von dem er gar nicht wissen kann, dass es existiert.

Man muss es so sagen: der große, böse Internet-Handel ist ein Segen für liebenswerte, kleine Verlage und deren liebenswerte, kleine Autoren. Egal, was die Verschwörungstheoretiker gerade behaupten: Algorithmen unterscheiden nicht zwischen opportun und inopportun, allenfalls zwischen gut lieferbar oder nicht so gut lieferbar. Da stehen klein und groß gleichberechtigt nebeneinander.

Ist dies also ein Plädoyer für den hemmungslosen Internet-Kaufrausch? Nein, ich plädiere dafür, dass der stationäre Handel gefälligst ordentlich arbeitet und zumindest ansatzweise die Vielfalt des deutschen Buchmarktes darstellt, verdammt noch eins. Dann klappt’s auch wieder mit uns. Ich komme demnächst zu einem unangekündigten Kontrollbesuch vorbei. Ich will, dass sich bis dahin was geändert hat. Und ich will, dass ich dann mit mindestens einem Buch (kein Kochbuch, kein Mängelexemplar) den Laden verlasse. Davon haben wir beide etwas, lieber, noch immer hochgeschätzter stationärer Buchhandel.