Als ich vor gut vier Jahren mit widerwilligem Zähneknirschen diesen Blog begann, war ich ein zorniger junger Dreikäsehoch von knapp vierzig Jahren. Was wusste ich schon vom Leben. Stein und Bein habe ich damals geschworen, dass der Blog mein einziges Zugeständnis an die Online-Idiotie bliebe, ich den ganzen Quatsch mit sozialem Netzwerkheckmeck und Dauergezwitscher nicht mitmachen würde. Das war meine damalige Online-Strategie.
Meine neue Online-Strategie lautet: Ich mach den ganzen Quatsch doch. Jetzt, wo es jeder macht, ist es so uncool, dass es schon wieder cool ist. Aber ich werde die Sache langsam angehen, erst mal nur den großen Zeh reinhalten. Der erste Schritt meines großen Online-Love-Ins: Heute gebe ich diesen Blog für Kommentare frei. Weitere Phasen folgen, aber ganz bestimmt nicht mehr diese Woche, ich muss mich jetzt erst mal von meinem eigenen Ungestüm erholen. Frei heißt freilich nicht völlig frei, wo kämen wir da hin. Alle Kommentare guck ich mir erst mal an, bevor sie freigegeben werden, und das kann dauern, wir sind ja hier nicht im Internet. Beiträge, die mir nicht in den Kram passen, werden nicht freigeschaltet. Das, liebe Kinder, ist keine „ZENSU-HU-HU-HUR!!!“, sondern Ausübung meines Hausrechts, also ein durch und durch demokratischer Akt. Kraftausdrücke werden in Maßen toleriert, aber niemals honoriert. Die deutsche Sprache hat genügend Worte, um auch leidenschaftliche Zustände deutlich zu benennen, ohne sprachlich in die Gosse zu greifen. Wer Fragen hat, die nicht die ganze Klasse etwas angehen, darf sie mir per E-Mail schicken, die Adresse steht irgendwo rechts (von Ihnen aus). (Kleiner Tipp dazu: Viele Fragen können auch von Internetsuchmaschinen beantwortet werden.) Unbezahlte Anzeige:Bin weg und weiß nicht wo
Gut Ring will Weile haben
„Herr Ober, bitte verzeihen Sie diese sinnlose Überschrift, aber ich stehe gerade etwas neben mir. Da ist ein langes schwarzes Haar in meinem Milchmixgetränk …“
„Keine Sorge, mein Herr! Das ist nur von der untoten Hexe, die da gerade aus dem Brunnen gekrochen ist!“ „Ach, wie putzig! Na denn, wohl bekomm’s!“Japan hat gewählt: Es ist ein Mädchen!
Ganz unkontrovers ist das Wahlergebnis nicht, doch es ist eindeutig: Die 16-jährige Fuka Koshiba wird die Kiki in der Realverfilmung von Kikis kleiner Lieferservice spielen (in der Zeichentrickversion einer der besseren Filme von Hayao Miyazaki).
Jetzt geht’s los: Mein erstes Mal im Fußballstadion
Die Schlagzeile muss gleich einmal relativiert werden. Richtiger müsste es heißen: Mein erstes Mal freiwillig im Fußballstadion. Noch richtiger: Mein erstes Mal freiwillig im Fußballstadion ohne Bruce Springsteen. Und los geht schon mal gar nichts, ich muss gleich ins Bett.
Gestern aber war ich tatsächlich zum ersten Mal aus freien Stück, als Initiator und Kartenbesorger sogar, in einem Fußballstadion wegen eines Fußballspiels. Zu sagen, dass mich im Fußball nur Frauenfußball interessiert, wäre etwas übertrieben. Mich interessiert im Fußball nur japanischer Frauenfußball. Gestern gastierte die japanische Nationalmannschaft der Frauen in der Allianz Arena bei München, wo sie unhöflich von der anderen Mannschaft geschlagen wurde. Folgendes habe ich herausgefunden: So sieht es in einem Fußballstadion von innen aus:Unchained & Reloaded: Katastrophen und andere Kleinigkeiten
Ehe der Monat ganz ohne Wortmeldung verstreicht, schnell der Hinweis, dass ich jüngst noch ein Buch besprochen habe, und zwar Schöne Ruinen von Jess Walter.
Von den beiden Büchern, die ich selbst gerade schreibe, erscheint eines im rührigen Conbook Verlag. Dort war man so gut, mir schon jetzt eine kleine Seite einzurichten. Ach, wo ich schon mal hier bin, muss ich doch noch etwas loswerden. Neulich wollte ich fernsehen und habe mir für diese herrliche Retro-Beschäftigung herrlich retro eine Programmillustrierte gekauft (ja, gibt es noch, hat mich auch gewundert). Ich schlug sie an einer zufälligen Stelle auf und ließ meine Augen an einen zufälligen Punkt wandern. Ich stellte fest, dass ich die Wahl hatte zwischen etwas namens Beziehungen und andere Katastrophen und Männer und andere Katastrophen. Ich weiß, dass ich nicht in der Position bin, Forderungen zu stellen, aber das hindert mich genauso wenig wie alle anderen Menschen vom Planeten Erde daran trotzdem welche zu stellen, wenn mir eine Laus über die Leber gelaufen ist: Ich fordere hiermit, dass keine Filme, TV-, Theater- und Audioproduktionen, Romane, Essays, Softwareapplikationen u. ä. mehr veröffentlicht werden, deren Titel ironisch auf „und andere Katastrophen“ oder – wo wir schon dabei sind – „und andere Kleinigkeiten“ enden. Es gibt bereits genug davon und es hat spätestens nach dem ersten Mal aufgehört, witzig zu sein. Diese niemals aussterbende Marotte erinnert unangenehm an den noch immer grassierenden Reloaded-Unfug, der vor Jahren durch einen Film in die Welt kam, den noch nicht mal irgendjemand mochte, wenn ich mich recht erinnere. Der Kleinigkeiten-Unfug kommt vielleicht von Verbrechen und andere Kleinigkeiten, einer von Woody Allens sechs besten Filmen (fragen sie nicht nach den anderen fünf, ich habe zufällig eine Zahl gewählt), der für seinen deutschen Titel nichts kann. Auf dem Buchmarkt scheint der Katastrophen-Kleinigkeiten-Unfug noch verbreiteter als auf dem Filmmarkt. Ganz besonders schlimm trifft es die Vampire: Es gibt sowohl Vampire und andere Katastrophen wie auch Vampire und andere Kleinigkeiten. Lesen möchte ich keins von beiden, der Titel versaut es mir, schönen Dank auch. Als ich übrigens in meiner Programmillustrierten den Titel Männer und andere Katastrophen sah, dachte ich spontan: Würg, könnte direkt ein Kerstin-Gier-Titel sein. Jetzt stelle ich bei meiner Recherche fest: Ist tatsächlich ein Kerstin-Gier-Titel (allerdings AUCH einer von einer gewissen Franziska Becker, während eine andere Autorin auf Mütter, Männer und andere Katastrophen erhöht). Rechtlicher Hinweis Ich gehe davon, dass Kerstin Gier ein tadelloser Mensch ist. Ich habe keines ihrer bestimmt zu Recht sehr populären Bücher gelesen, weshalb ich mir über deren Inhalte kein Urteil anmaßen möchte. Als objektive Tatsache kann ich nur feststellen, dass die Titel bekloppt sind.Männertag im Puppenmuseum
Was macht der frisch verheiratete Mann, wenn die Frau auf dem Trimm-dich-Pfad ist und er endlich mal Zeit hat für Dinge, für die sie kein Verständnis hätte? Er geht selbstverständlich in die Puppenausstellung. Den unlängst eröffneten Shibuya Pop-Culture Market in der mehrteiligen Shibuya-Filiale der Kaufhauskette Parco darf man als enttäuschenden Ramschladen gerne meiden (aber bitte nicht, weil er Popkultur kommerzialisiere – Popkultur ist zur Kommerzialisierung gedacht). Wenn man jedoch schon mal da ist, kann man sich im hauseigenen Museum die hinreißende Ausstellung koreanischer Pullip-Puppen und ihrer japanischen Kleider ansehen.
Da findet sich die Generation Umhängetasche genauso wieder wie die Generation Angeketteter Teddy:Fotoroman zum Schwärmen: Meine fette japanische Traumhochzeit
Am 18. 2. wollten wir noch am 19. 2. heiraten, aber am 19. 2. fanden wir, dass man sich 20. 2. leichter merken kann. Gab uns außerdem mehr Zeit, die Ja-Dokumente auszufüllen und meinen coolen neuen offiziellen japanischen Namensstempel (im Bild) drunterzusetzen.
Meine schönsten Tokyo-Marathon-Momente 2013
… wie dieser Typ (gestreift) seine Tuba nicht nur 42,195 Kilometer im Laufschritt getragen, sondern auch noch mit den Motivationskapellen am Wegesrand gejamt hat. Und mich (ich selbst ohne Tuba) trotzdem jedes Mal wieder überholte.
Mehr Buch, (noch) weniger Blog
Sicherlich hat man es mir in den letzten Wochen schon an der Nasenspitze angesehen: Ich bin wieder schwanger. Es wird ein Buch, und es kommt, inshallah, im Frühjahr 2014. Nun muss ich mich eine Weile ganz auf das Ungeborene konzentrieren und den Blog nach Rabenmanier vernachlässigen.