Der alte Menschheitstraum wird wahr: Bier mit Eiswürfeln

Letzte Woche war einen Tag Schweineherbst mit Wind und Wasser, dann hatte der Sommer Tokio wieder fest im Griff. Da half kein 0,135-Liter-Damenbier …

… auch die vergleichsweise gigantische 0,25-Variante erfrischte kaum ausreichend.

Es brauchte härteren Stoff, zum Glück hatten wir noch zwei ansatzweise normalgroße Dosen des dieses Jahr erfundenen Ice+Beer im Kühlschrank. Die japanische Großbrauerei Kirin hat es so süffig gebraut, dass es erst durch die Verdünnung mit Eiswürfelschwitzwasser seine optimale Genießbarkeit erfährt.

Und so geht’s

1. Füllen Sie das Bier aus der Dose in ein Glas ohne Eiswürfel. Lassen Sie genügend Platz für das Eis.

2. Entnehmen Sie Eiswürfel aus der automatisch Eiswürfel produzierenden Kühl/Gefrier-Kombination.

3. Geben Sie die Eiswürfel in das Glas mit dem Bier.

4. Würdigen Sie den Farbverlauf, ggf. mit einem Haiku.

5. Lassen Sie es sich schmecken.

Schmeckt aber leider nicht.

Das ebenfalls neue Ice+Wine probieren wir erst nächsten Sommer.

Today, in the world of freedom, the proudest boast is: Ich bin ein Nudelwesen!

Human beings are noodle beings.

So steht es als letzter von sehr vielen Sätzen auf der Souvenirladenkunststofftragetasche des Cupnoodles Museum in Yokohama. Auf der Heimfahrt nach Tokio hat man Gelegenheit sich die Tüte mal ganz durchzulesen, wenn man schnell liest. Gesagt hat die wahren Worte möglicherweise Momofuku Ando (1910 – 2007), der Steve Jobs der Heimgastronomie, dessen Leben und Werk das Museum ein Denkmal ist. Ando erfand im hungergeplagten und verarmten Nachkriegsjapan die Instantnudelsuppe und revolutionierte damit im Handumdrehen die Esskultur der ganzen Welt.

Im Museum kann man ihm und anderen großen Nudelwesen nahe sein:

Man kann Spaßfotos mit modernkünstlerischen Nudelexponaten knipsen:

Man sieht alle Nudelsuppen der Welt …

… und darf unter Laborbedingungen seine eigene Brühe kreieren und mitnehmen:

Nur wofür der schräge rote Raum gut ist, habe ich nicht herausgefunden.

Es ist mir ein Nudelrätsel.

Schanghai: Jetzt ist gut

Meine Zwischenlandung in Schanghai neigt sich dem Ende zu, morgen geht es weiter ins idyllische Tokio. Ehe einer meint, ich hätte hier nur über Nepper, Schlepper, Huper, Schaulustige gemosert und auf der Superior Business Suite Bier aus der Kaffeetasse gepichelt – nein! Ich habe alles gemacht, was man machen muss, und es war sehr schön:

Bund bei Tag

Bund bei Nacht

Bund von unten

Oriental Pearl TV Tower (links)

Altstadt

Yuyuan (ich lasse das ‚Garten’ altklug weg, weil ich weiß, dass ‚yuan‘ schon Garten heißt – Sie dürfen beeindruckt sein)

Stadtgotttempel

Jesuitenviertel

Franzosenviertel

… und noch einige Sachen, von denen es keine Fotos gibt, die aber TROTZDEM stattgefunden haben.

Aber jetzt befasse ich die eigene Nase, wenn ich sage:

Statt R.E.M.-Nachruf: Kein R.E.M.-Nachruf, sondern ein Fahndungsaufruf

Der Flug FRA-PVG ist eine gute Gelegenheit, sich mal wieder alle R.E.M.-Platten auf dem portablen Plattenspieler anzuhören.

So sollte mein versöhnlicher R.E.M.-Nachruf beginnen, den ich schon vorvorgestern hochdroben inmitten von Turbulenzen in meinem Notizblock krakelig vorskizziert hatte. Aber ich bin jetzt doch zu aufgewühlt dafür. Nicht, weil die Band, die zuletzt besser war als zuvorletzt und immer besser als ihr Ruf in der blasierten, gehörlosen Schweinepresse, sich aufgelöst hat, sondern weil mein iPod schanghait wurde! Ich benutze diesen schönen Ausdruck aus meiner Seefahrerzeit nur, weil er örtlich gerade so gut passt, wahrscheinlich walteten aber keine kriminellen Kräfte. Entweder im Flugzeug oder im Flughafentaxi liegen gelassen. Ich ringe keineswegs so sehr mit der Fassung, wie es richtige Materialisten in meiner Lage wohl täten, denn ich erinnere mich noch daran, dass Besitz dich besitzt. Aber ein klitzekleines bisschen ringe ich doch. Der iPod darf nicht in falsche Hände geraten. Keiner soll wissen, dass ich heimlich Spice Girls und Kasabian höre. Und woher die Mitschnitte von Maid Deka und Deka Wanko kommen, kann ich zwar erklären, aber nicht gut.

Sollte Sie jemand auf der Nanjing Road (Abb.) ansprechen auf ein unverbindliches Interesse an „watch-dvd-iphone-massage“, sagen Sie bitte sofort verbindlich: „Aber ja! Her mit dem Zeug! Ich zahle jeden Preis!“ (mein Wertvoller Reisetipp des Tages) Fragen Sie gegen, ob dieser Fachhändler auch einen iPod Classic in geschmackvoller japanischer Gothic-Verkleidung mit schwarz-rotem Rosenmuster und farblich passenden Sony-Kopfhörern im Programm hat, dessen Abspiellisten von „… But Alive“ bis „Irgendwas mit Schriftzeichen“ gehen. Das ist meiner! Unscharfe Fotos finden Sie hier und hier. Ich bin bereit einen geringen, von Herzen kommenden Finderlohn zu zahlen. Oder eine DVD oder Massage.

Was mich mehr bewegt als die Frage nach dem Verbleib des Plasteklumpens: Wenn R.E.M. sich getrennt haben, heißt das dann, dass U2 gewonnen haben?! Das darf doch nicht wahr sein!!!

Ich bin Nummer 13191

Beim Pflegen meiner Korrespondenz ist es mir heute wieder eingefallen: Ich habe mich für den Tokyo Marathon im nächsten Februar angemeldet. Nun ist es mir ein Anliegen, dies öffentlich zu machen, um mir weniger Fluchtmöglichkeiten zu lassen.

Ende August lief die Anmeldefrist ab. Ich war lange unentschlossen, ob ich noch ein Jahr warten sollte oder nicht, aber man weiß ja, wie schnell aus einem Jahr zehn werden. Ich wollte nicht riskieren, dass mir die jüngst diagnostizierte Gicht (Abb. unten) noch den ganzen Fuß abbeißt, bevor ich die Chance habe, einmal im Leben bei diesem Unsinn mitzumachen.

Ich beschloss, mir im August die Seele aus dem Leib zu laufen, um so meine Verfassung zu prüfen und auf Grundlage dieser Prüfung meine Anmeldung abzuschicken oder nicht. Dann war es aber total heiß, und ich dachte mir: Ich bin doch nicht blöd! Mutige Entscheidungen kann man auch anders treffen, nämlich indem man auf dem Sofa liegt und so lange Bockbier in sich reinkippt, bis man alles unterschreibt. Das habe ich dann gemacht.

Abends noch zu heiß, abends schon zu dunkel, morgens zu viel Arbeit, Fuß kaputt (wir berichteten). Obwohl ich dank Zipperlein und Launen also noch nicht so intensiv im Training bin, wie man es sechs Monate vor dem Lauf sein sollte, fühle ich mich gut vorbereitet. Ich habe schon ein Buch über Marathonlaufen gekauft und rechne fest damit, dass ich es bald wiederfinde. Ich suche übrigens darüber hinaus auch noch nach Sponsoren (am liebsten Sanrio).

Einen Haken hat die Sache: es melden sich immer neunmal so viele Bekloppte an, wie letztendlich teilnehmen dürfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich wirklich von Regierungsgebäude bis Big Sight zu Fuß laufen muss, ist also zum Glück gering.

Weniger anstrengendes Thema: Ich alter Omega-Blogger habe mal wieder anderswo was Anderes geschrieben. Nämlich Filmbesprechungen:

Colombiana

Garden of Sinners – Film 4: Der leere Tempel

Und Buchbesprechungen:

Jean-Christophe Grangé: Im Wald der stummen Schreie

Timothy Hallinan: Die Poke-Rafferty-Romane

Leif Randt: Schimmernder Dunst über Coby County

Stu Levy macht einen Film, und wir alle machen mit!

Im März war Stuart Levy in Japan, um seinen amerikanischen Manga-Verlag Tokyopop ordentlich abzuwickeln (die deutsche Filiale steht noch, keine Bange). Schlimm genug, aber während seines Aufenthalts kam es bekanntlich zu einer weitaus größeren Katastrophe. Da er inzwischen keinen Job mehr hatte, zu dem er umgehend zurückkehren musste, blieb er im Land, half aufräumen und leierte einige originelle Hilfsprojekte an. Nun arbeitet er an einer Filmdokumentation über den Wiederaufbau der Tohoku-Region. In dieses und viele seiner anderen Projekte hat er beträchtliche Teile seines eigenen Ersparten gesteckt. Für die Fertigstellung des Films wird das Geld allerdings knapp, deshalb stecken jetzt Sie und ich unser Erspartes hinein. Über Kickstarter spenden wir alle 5 bis 10.000 Dollar für die Finanzierung des Films und bekommen je nach Höhe der Spende ein paar warme Worte in einem Internet-Video, eine Nennung im Abspann des Films, jede Menge Sachpreise oder den Titel des Ausführenden Produzenten. Es sind nur noch wenige Tage Zeit, und das Ziel von 20.000 Dollar ist noch nicht erreicht. Hätte ich auch früher mit ankommen können, aber Sie kennen mich ja.


Falls Ihnen der Titel des Films nicht geheuer ist: Sie müssen nicht beten, nur zahlen. Vielen Dank schon mal an dieser Stelle, wir sehen uns im Abspann.

Habemus Noda

Falls es zwischen Eurokrise und Alm untergegangen sein sollte: Yoshihiko Noda ist so gut wie der neue Premierminister Japans, es fehlen nur noch ein paar Formalitäten.

Hier kurz zusammengefasst, was man über ihn weiß inklusive Bewertung, damit Sie sich keine eigene Meinung bilden müssen, sondern einfach meine übernehmen können (Gratis-Service):

  • Noda beschreibt sich selbst als recht farblose Type. Das geht in Ordnung, er soll ja ein Land anführen, keine Visual-Kei-Band. Notfalls kann er sich ein paar Modetipps bei seinem Vorvorgänger Yukio Hatoyama holen.
  • Noda befürwortet Steuererhöhungen, um den Wiederaufbau der Katastrophengebiete zu finanzieren. Das ist vernünftig.
  • Noda kommt zur Überraschung vieler nicht aus dem Stall des Schurkenpolitikers Ichiro Ozawa, dessen Mitgliedschaft in der regierenden DPJ zwar momentan wegen eines noch nicht fertig verhandelten Finanzskandals zwangsausgesetzt ist, der sich aber trotzdem weiterhin aufführt, als würde er und nur er allein die Geschicke des Landes lenken. Dieser Denkzettel ist erfreulich.
  • Noda unterstützt mehr oder weniger Naoto Kans Atomausstiegspläne. Das ist mehr oder weniger gut. Mehr wäre besser.
  • Noda findet nicht, dass die japanischen Kriegsverbrecher im Zweiten Weltkriegs echte Kriegsverbrecher waren, wie er kürzlich auf Anfrage noch einmal bestätigte. Das ist nun gar nicht gut.

Aber wir müssen uns ja eh nicht lange mit ihm befassen. Die nächsten regulären Wahlen sind im September nächsten Jahres, dann bekommt Japan seinen achten Premierminister in acht Jahren.

Sie können mich mal gernhaben (ich habe Sie ohnehin gern!)

Sie haben bestimmt bemerkt, dass vor kurzem unter den Beiträgen hier überall Knöpfe aufgetaucht sind, die vorher nicht da waren. Trauen Sie sich, drücken Sie ruhig mal drauf, dann passiert irgendwas! Nein, ich habe nicht angefangen zu twittern, zumal ich nach wie vor nicht so ganz genau weiß, was das eigentlich ist. Und auch zukünftig werde ich netzwerktechnisch asozial bleiben. Aber Ihnen, untertänigst verehrte Leserinnen und Leser, möchte ich fürs erste nicht mehr vorschreiben, was Sie zu tun oder zu lassen haben. Deshalb dürfen Sie mich jetzt durchaus weitertwittern, auch wenn mir die Sache nicht ganz geheuer ist. Und Sie können mich mal liken, Sie wissen schon wo.

Ich werde die Sache mit kritischem Auge beobachten. Sollten die Ergebnisse zu beschämend sein, nehme ich den Unsinn wieder runter. Ich hoffe, das geht.

Wo der Computer schon mal an ist: Es gibt wieder mal anderswo Anderes von mir zu lesen. So habe ich unlängst beim Fünf-Bücher-Projekt den Dicken gemacht. Bitte kaufen Sie meine fünf Bücher und alle anderen fünf Bücher, es ist gleich doppelt für einen guten Zweck (Ihr Lesevergnügen und eine wohltätige Organisation).

Auch für einen guten Zweck: Am nächsten Donnerstag, den 28. Juli, liest Christine Bongartz in Bremen aus meiner Gebrauchsanweisung für Japan, musikalisch begleitet von Naoko Marutani. Alle Fakten hier.

Und es gab neues zu besprechen:

Film

Garden of Sinners Film 2: Morderverdacht Teil 1

Gothic & Lolita Psycho

Kite Liberator – Angel of Death

Monga – Gangs of Taipeh

Buch

Stephen Clarke: Gebrauchsanweisung für Paris

Barry Eisler: Paris is a Bitch / The Lost Coast

Don Winslow: Satori