Polittalk mit Kate Winslet (Werwolfjägerin)

(Monat der bildlosen Sprach- und Medienkritik, Episode II)

Sehen Sie, was Sie angerichtet haben?! Jetzt musste ich mich im letzten Eintrag so aufregen, dass ich gar nicht zu Kate Beckinsale gekommen bin. Eigentlich sollte es nämlich um die beliebte britische Schauspielerin gehen, denn eigentlich sollte jener Eintrag ein Sequel beziehungsweise Spin-off der präzise gearbeiteten Kritik zum Film Total Recall von hier irgendwo weiter unten werden, aber irgendwann war mir die geplante Überleitung nicht mehr eingefallen. Ich erwähnte ja bereits, dass meine Lebensgefährtin und ich das Dekor des besagten Films unterschiedlich wahrgenommen hatten. Ein Wahrnehmungsfehler war uns derweil gemein: Wir haben beide Kate Beckinsale zuerst nicht erkannt. Nun muss man zugeben, dass wir beide nicht sehr mit ihrem Werk vertraut sind. Meine Freundin kannte die Beckinsale bisher nur aus der Kriegsschnulze Pearl Harbor, ich nur aus den Blut-und-Ballerfilmen der Underworld-Serie. Das ist der klassische Unterschied zwischen Frauen und Männern. Folgerichtig habe ich Kate Beckinsale in Total Recall dann doch früher als meine Freundin erkannt, nämlich als sie (Beckinsale) anfing rumzuschreien und Leute zu töten (nein, Spoiler-Warnungen gibt es hier nicht, wir sind ja nicht im Kindergarten).

In Total Recall spielt noch eine Frau mit, die ich bis zum Schluss nicht erkannt habe und hinterher recherchieren musste. Da musste ich schmunzeln, denn es war Jessica Biel. Nun habe ich schon seit Jahren einen flotten Spruch, mit dem ich mein cooles, herablassendes Desinteresse an der amerikanischen Gegenwartskultur demonstriere, eine veritable Catchphrase: „Ich kann mir nie merken, was der Unterschied zwischen Jessica Biel und Jessica Alba ist.“ Catchphrase meiner Freundin: „Die sind doch total unterschiedlich!“ Ich kann mir aber wirklich nicht merken, wer wer ist in dieser Altersgruppe. Zeigte man mir drei Fotos von weißen Frauen, könnte ich nicht sagen, welche davon Megan Fox ist. Den Namen kenne ich, sie war vor ein paar Jahren sehr bekannt, es scheint mittlerweile etwas nachgelassen zu haben. Sie tauchte in meinem Internet immer in den Klatschnachrichtenschlagzeilen auf, aber weil man Klatschnachrichten nicht lesen sollte, habe ich nie draufgeklickt, deshalb blieb mir die Bildinformation vorenthalten. Huch, war es etwa voreilig davon auszugehen, dass Megan Fox eine weiße Frau ist? Ich glaube, ich hatte sie anfangs mit der Schauspielerin Megan Ward aus dem Film Freaked verwechselt. Beinahe hätte ich geschrieben: „ (…) mit der in Vergessenheit geratenen Schauspielerin Megan Ward“, allerdings sehe ich gerade in meinem Internet, dass sie inzwischen wohl in einer dieser CSI-Serien mitspielt. Die kann ich auch nicht auseinanderhalten.

Einen Moment … gerade bekomme ich die Nachricht rein, dass sie in zwei verschiedenen CSI-Serien drei verschiedene Rollen gespielt hat. Also entweder sehr wandlungsfähig oder so was wie ‚zweite Leiche von unten‘. Schade eigentlich. Ich fand sie in Freaked recht apart.

Im vorvorletzten Absatz über Kate Beckinsale hatte ich übrigens ursprünglich versehentlich geschrieben: Kate Winslet. Wer war das noch mal?

Ehe mir irgendwelche Sexismen angedichtet werden: Bei männlichen Hollywood-Schauspielern unter 40 ist es noch schlimmer. Da fallen mir momentan nicht mal genügend Namen ein, um sie miteinander zu verwechseln.

Bei Hollywood-Schauspielerinnen und -Schauspielern denke ich immer an deutsche Polit-Talkshows. Kürzlich las ich ein Buch mit essayistischen Alltagsbetrachtungen, in denen ungewöhnlich häufig die Rede war von politischen Talkshows und ihrem Personal. Mir fiel auf, dass ich in diesen Passagen seltener zustimmend mit dem Kopf nickte (womit eigentlich sonst?) als in anderen. Nicht, weil ich anderer Meinung war, sondern weil ich keiner Meinung war. Es ist nur sehr geringfügig übertrieben, wenn ich behaupte: Ich habe noch nie eine politische Talkshow im deutschen Fernsehen gesehen. Es ist kein bisschen übertrieben, wenn ich behaupte: Ich habe mich noch nie gezielt zum Anschauen einer politischen Talkshow im deutschen Fernsehen entschieden. Hier und da habe ich womöglich mal was aufgeschnappt beim ziellosen Kanalwechsel. Da ich den ziellosen Kanalwechsel aber durch kalten Entzug vor Jahren besiegt habe, ist das auch schon eine Weile her. So haben wir hier den bekannten Megan-Fox-Effekt: Anne Will, Günther Jauch, Maybrit Illner – ich könnte sie bei einer Gegenüberstellung nicht auf Anhieb unterschieden.

Doch, ich bin politisch interessiert, sogar sehr. Ich werde jeden Morgen mit „die Nachrichten“ geweckt, überfliege täglich drei Tageszeitungen (Internet nicht mitgerechnet) und schaue zum Abendessen die Fernsehnachrichten, vorausgesetzt auf Silverline läuft nicht gleichzeitig die Asian Fight & Fright Night. Es ist mir wichtig, was Politiker sagen. Ich gehe allerdings davon aus, dass die allerwichtigsten Aussagen nicht exklusiv in den Talkshows verweilen, sondern in Nachrichtensendungen und Zeitungen wiederholt werden. Außerdem habe ich den Eindruck, wenn ich die Zuschauer über bereits ausgestrahlte Talkshows reden höre, dass diese Sendungen sehr aufregend sind. Und aufregen will ich mich so kurz vor dem Schlafengehen nicht mehr. Da flüchte ich mich lieber in meine flauschige Traumwelt voller Serienmörder und wandelnder Kadaver.

Ist natürlich Quatsch, dass ich Anne Will nicht von Günter Jauch unterscheiden könnte. Die eine macht schließlich Wer wird Millionär?. Das ist eine Sendung, die ich gerne schaue, obwohl sie nicht auf AXN läuft. Seit Jahr und Tag trage ich mich schon mit dem Gedanken, selbst mal zu kandidieren. Nicht, weil ich so viel wüsste, sondern weil ich gerne so viel Geld hätte. Ich müsste mich drauf verlassen, dass die richtigen Fragen kommen und mein Vater wirklich so viel über mitteleuropäische Flüsse und Gebirge weiß, wie ich glaube. Gut wäre ich in Fragen, bei denen die Antwort „Britney Spears“ oder „Der Mann mit der Todeskralle“ lautet. Geliefert wäre ich bei Fragen, bei denen „1947“ oder „Sebastian Vettel“ herauskommt. Bei dem bloßen Gedanken an die Kandidatur wird es wohl bleiben. Zum einen wegen der Angst vor der Blamage, zum anderen weil man immer hört, man müsse eine Unzahl von Textnachrichten schicken, bevor man überhaupt mal von einem Sprecher des Quizshowcastingbeauftragten zurückgerufen würde. Mit diesen modernen Kommunikationsformen stehe ich leider motorisch auf Kriegsfuß. Wegen meines Mangels an SMS-schreiberischer Souveränität wurde ich schon auf offener Straße von 30-jährigen kleinen Kindern ausgelacht. Mehrmals.

Apropos Polit-Talkshows: Bei Polit-Talkshows denke ich immer an Twitter. Das ist ebenfalls etwas, was ich nicht verfolge. Gleichwohl bekomme ich das Spektakulärste aus jener Ecke auch über die richtigen Medien mit, denn anstatt richtige Nachrichten zu verbreiten, verbreiten die in zunehmendem Maße bloß das, was gerade einer über einen anderen getwittert hat. Da erstaunten mich zuletzt die starken Anfeindungen, denen der Schriftsteller Bret Easton Ellis ausgesetzt war, weil er die Wahrheit über den Schriftsteller David Foster Wallace gezwitschert hatte. Der Tenor war, man müsse die Wahrheit über ihn beziehungsweise sein Werk verschweigen, aus Pietätsgründen, weil tot. Als Pietätsfreund kann ich das zwar im Ansatz nachvollziehen. Frage mich aber auch: Wann ist man denn tot genug, um wieder kritikfähig zu sein? Es muss irgendwo ein Cut-off-Date geben. Sonst dürfte kein irgendwann verstorbener Schriftsteller jemals angefeindet werden. Allerdings gibt es kaum eine tote Edelfeder zwischen Shakespeare und Hemingway, die nicht regelmäßig von aufgeregten Jungprofilierern „überschätzt“ und schlimmeres gescholten wird, ohne dass sich jemand ernsthaft drüber aufregen würde. Schade ist freilich, dass Ellis seine Kritik nicht zu Wallace‘ Lebzeiten geäußert hatte. Ob das an Feigheit liegt, wie Wallace-Verehrer kolportieren, oder bloß schlechtes Timing ist, wage ich nicht zu beurteilen. Aus der Geschichte wissen wir, dass Anfeindungen zwischen Autoren oft interessanter sind als ihre Werke. Beispielsweise waren weder Norman Mailer noch Gore Vidal besonders lesenswerte Schriftsteller, behaupte ich in einem Anfall von Rückfall in aufgeregtes Jungprofilierertum. Aber durch ihre Stutenbissigkeit hinterließen sie der Nachwelt ein paar amüsante Youtube-Clips von bleibendem Wert.

Jetzt habe ich mich schon wieder so aufgeregt, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich diesen Text beenden wollte. Sehen Sie, was Sie angerichtet haben?

Sie sagt: Total, ich sag: Recall (viel sinnvollerer Alternativtitel: Ihr sagt Kubrick, ich sag Wiseman)

Ich habe mich letzte Woche mit meiner Freundin gestritten. Doch fürchten Sie sich nicht! Weder davor, dass ich fortan Familiendramen vor aller Welt ausbreite, noch dass es sich überhaupt um ein Drama handelte. Wir haben uns schon wieder einigermaßen vertragen. Ich erwähne den Streit nur, weil ich das Thema so interessant fand. Wir sahen dieser Tage beiden den Film Total Recall, wenn auch kontinental getrennt. Wir fanden ihn beide unterm Strich annehmbar, zumindest eine Quadrillion mal besser als den gleichnamigen Film von Paul Dingsbums. Vielleicht etwas untertrieben, aber eine höhere Zahl kenne ich nicht. Mich störte am Film allenfalls, dass alles Interessante der Geschichte in der ersten Hälfte passiert, während die zweite nur davon handelt, dass große Sachen spektakulär kaputtgehen. Meine Freundin störte sich an etwas ganz anderem: „Es stört mich, dass wir immer noch so gesehen werden!“

Es stellte sich heraus, dass wir „wir Asiaten“ sind, und dass so sich auf den Look des Films bezieht, der die übliche Anti-Utopie-Schmuddeligkeit mit dem üblichen coolen asiatischen Großstadtflimmern verbindet. ‚Schmuddeligkeit‘ ist hier das Schlüsselwort. Wenn meine Freundin plötzlich Asiatin ist, dann ist Vorsicht geboten, ich bin schließlich auch nur in größenwahnsinnigen Ausnahmemomenten Europäer. Ich versicherte ihr, dass der Look des Films eher Asien-Verherrlichung als Asien-Verunglimpfung und sehr urban-romantisch sei, als dickhalsiger Spaßhasser könnte man sogar ‚kitschig‘ sagen.

Das nahm sie mir nicht ab. „Würdest du da etwa leben wollen?!“

„Aber sofort!“, war die wahrheitsgemäße Antwort, die sie nicht hören wollte.

„Das ist eine schmutzige Stadt mit traurigen Menschen, und die Botschaft lautet: Asien = schmutzig und traurig, jedenfalls nicht so sauber und glücklich wie die richtige Welt.“

„Das überinterpretierst du! Für mich als offizieller Sprecher aller Europäer sieht das einfach nur cool aus. Ohne die asiatischen Elemente wäre die Stadt viel trostloser. Und dass die Menschen dort traurig sind, liegt nur an der Unterdrückung durch die kapitalistischen Kaukasierschweine, nicht an ein paar flackernden Schriftzeichen.“

„Du kannst doch unmöglich finden, dass das gut aussieht!“

„Doch – wir alle finden, dass das gut aussieht! Hast du Blade Runner gesehen?“

„Auch so ein Mist!“ Da immerhin sind wir uns einig, wenngleich aus unterschiedlichen Gründen.

Ich sehe die Sache weiterhin so, wie ich sie sehe, finde die Sichtweise meiner Freundin allerdings nach längerem Hin und Her ansatzweise nachvollziehbar. Sollten Sie auf Eskalation und Ausgang des Streits warten, muss ich Sie enttäuschen. Wir haben beschlossen zu vertagen, bis wir den Film gemeinsam noch einmal schauen können. Ich werde ihn wohl kaufen. Nicht weil ich finde, dass Filmekaufen generell so eine super Idee ist (es ist ganz schön albern, seien wir ehrlich), sondern weil es ein Film von Len Wiseman ist.

Bei Len Wiseman fällt mir ein, dass ich am Wochenende mal wieder einen Film von Stanley Kubrick gesehen habe. Eigentlich fällt es mir in erster Linie ein, weil Total Recall da draußen (also hier im Internet) die absurdesten Vorwürfe gemacht werden. Zum Beispiel, dass es in dem Film eine Schwebeautoverfolgungsjagd gibt, was nicht sein dürfe, weil es schon in einem anderen Film eine Schwebeautoverfolgungsjagd gibt, und per Gesetz darf es nur in einem Film eine Schwebeautoverfolgungsjagd geben. Am Samstag lief nun im Elitefernsehen eine Doppelvorstellung von Shining und Freitag, der 13.. Ob programmplanerisches Konzept oder bloß glücklicher Zufall, weiß ich nicht. Wer jedenfalls die beiden Schinken hintereinander sieht, wird feststellen, dass sie sich in einigen Schlüsselszenen wie ein Ei dem anderen gleichen. Insbesondere die beliebte „Here’s Johnny!“-Szene aus Shining findet sich fast haargenau so in Freitag, der 13. – und der kam zwei Wochen früher raus! Kübrique, j’accuse!

Ich mache nur Spaß. Nach ein paar Sekunden Kubrick war mir sofort wieder klar, warum sein Name unter Cineasten nur ehrfürchtig geflüstert wird. Und nach ein paar Minuten wusste ich wieder, warum ich trotzdem seit über 10 Jahren keinen Film mehr von ihm gesehen habe. Nein, nicht weil er tot ist, Filme halten sich ja. Sondern weil er ein so einfacher Regisseur ist. Es ist einfach ihn zu lieben, weil es da nichts gibt, was nicht zu lieben wäre. Seine Großartigkeit erschließt sich sofort und vollständig. Man begreift beim ersten Mal. Man muss nicht noch mal genauer hinschauen. Man muss keine dicken Bücher darüber schreiben oder lesen. Kubrick ist Kino. Das hat nichts mit Meinung oder Geschmack zu tun, es ist eine objektive Wahrheit, die einzige der Welt. Daher ist es kein bisschen frech, wenn man sagt: Wer Kubrick nicht liebt, versteht nichts von Film. Auch das nur eine nüchterne Tatsache, aus der nichts Schlimmes folgt. Nicht jeder muss alles von allem verstehen. Man muss außerdem nichts von Film verstehen, um Filme zu mögen. Ich verstehe nichts von klassischer Musik, genieße sie aber trotzdem mitunter, das ist erlaubt. Womöglich genieße ich diese Musik sogar mehr als Kenner der Materie. Ich finde jede meiner zwölf Klassik-CDs toll, obwohl sie sicherlich nicht unter der Fuchtel der coolsten Säue der Dirigenten-Szene eingefidelt wurden. Ich habe bisher jedes von mir besuchte klassische Konzert als einzigartige Erfahrung erlebt, obwohl einige wohl nicht mehr als solides Mittelmaß waren.

Shining ist rund 30 Jahre später noch immer genau der Film, an den ich mich aus dem Kommunalkino Bremen-Vegesack erinnere, nur ohne ratternden Projektor. Kubrick machte Filme, die von Anfang an hängenblieben und als Endlosschleife im Kopfkino weiterlaufen. Es ist nicht nötig, sie vor anderen als den geistigen Augen noch einmal zu sehen.

Ganz anders das Kino des Len Wiseman. Ob Stirb langsam 4.0 oder Underworld, seine Werke hinterlassen kaum bleibenden Eindruck, man kann sie also immer wieder sehen und jedes Mal neu erleben. Tatsächlich fällt mir jetzt erst auf, dass ich jeden seiner Kinofilme in meinem kleinen Privatarchiv habe. Ich bin wohl schon länger ein Fan ohne es zu wissen. So angenehm unaufdringlich ist dieser Len Wiseman. Darüber hinaus habe ich bei ihm das Gefühl, dass er seine Filme ernsthaft gut findet. Also genau wie ich. Er ist kein Zyniker wie Michael Bay, der das alles nur macht, um uns zu ärgern. Len Wiseman ist so was wie ein Michael Bay mit halb so viel Budget (wenn überhaupt) und doppelt so viel Herz (mindestens). Ein Kubrick ist er nicht. Aber wer Kubrick will, kann ja Freitag, der 13. schauen.

Ich hingegen schaue mir jetzt Stirb langsam 4.0 an. Worum ging es da noch mal?

Sie baden gerade Ihre Hände darin: Der große Bane+Robin-Vergleichstest 1997/2012

Nun ist der GröFaZ da, der Größte Film aller Zeiten seit dem letzten Größten Film aller Zeiten (April 2012) und vor dem nächsten Größten Film aller Zeiten (November 2012), und ganz Geekham bewegt nur eine einzige bange Frage: Kann er den hohen Erwartungen gerecht werden? Oder ist The Dark Knight Rises schlussendlich sogar noch besser als Batman & Robin? (Streng genommen zwei Fragen, aber eine Stoßrichtung.)

Mit der abschließenden Beurteilung von The Dark Knight Rises und anderen Filmen, um die vor und bei Veröffentlichung ein derartiger Götzenkult und Eiertanz betrieben wird, sollte man ein paar Monate warten, bis sich die Aufregung gelegt hat. Zu leicht ist es, einem von zwei Rezeptionsmustern zu verfallen. Entweder man lässt sich von den Götzenanbetern und Eiertänzern mitreißen, tätowiert sich ein Batlogo ins Gesicht und haut jedem eine rein, der das ein bisschen übertrieben findet. Oder man nimmt eine beleidigte, bockige Anti-Haltung ein, weil man viel klüger ist als all die Götzenanbeter und Eiertänzer da draußen. Ich tendiere meistens zum letzteren, gerecht ist derweil keins von beiden. Als ich 2008 The Dark Knight sah, war ich der festen Überzeugung, dass der Film megahammerschlecht war und wurde nicht müde, es meiner von mir angeekelten Umwelt mitzuteilen. Inzwischen habe ich dem Film eine zweite Chance gegeben und stelle fest: Er ist gar nicht so schlecht. Heath Ledger ist ganz gut, wie er Robert Downey Jr. spielt, der den Joker spielt. Die Two-Face-Geschichte bricht mir das Herz. Einige der Action-Szenen haben ordentlich Bums. Gary Oldman ist total süß. Die Langweiligkeiten des Films manifestieren sich schon früh (das überflüssige Heckmeck in Hongkong, das öde Kleinklein über verschobene Mafiagelder, kein starker roter Faden in der Geschichte), da kann man sich prima draufstürzen, wenn man nur das Blöde sehen will. Unterm Strich aber dimmen die Schwächen die Strahlkraft des Films nur unwesentlich, und so ist The Dark Knight, wie ich jetzt einsehe, doch eine solide Fortsetzung eines in jeder Hinsicht großartigen Vorgängers. Mein Ersteindruck von The Dark Knight RISES (müssen die Titel sich eigentlich so sehr ähneln?) nach der heutigen 12-Uhr-Kindervorstellung: Eine herrliche Herrenschnulze mit ein paar Anlaufschwierigkeiten und einem runden Ende.

Doch will ich mich noch nicht festlegen. Meinungen ändern sich, bei Menschen wie bei Massen. Wie schnell sich Schwarmwahrnehmung ändert, sieht man bei der Sympathieverschiebung zwischen Die ruhmreichen Rächer und The Dark Knight Rises. Als Die ruhmreichen Rächer vor ein paar Monaten in die Kinos kam, hieß es aller Orten, Batman könne jetzt packen gehen, denn wir haben das Licht gesehen, halleluja. Niemand wolle mehr das muffelige, depressive, prätentiöse Dark-Knight-Milchmädchenpsychologie-Posing, wenn man auch Comic-Filme haben kann, die tatsächlich Spaß machen. Die einzige weitgehend akzeptierte Kritik am Rächer-Film war, dass er so unbeschreiblich und unübertrumpfbar genial wäre, dass nie wieder ein Film, oder überhaupt irgendwas, so schön sein könnte. Superhelden-Filme hätten ausgesorgt, weil mehr superer ginge nicht. Doch davon will jetzt keiner mehr etwas wissen, denn nun heißt es über The Dark Knight Rises: Endlich ein richtig ernsthafter und erwachsener Film, gegen den alle anderen Comic-Verfilmungen aussehen wie Comic-Verfilmungen, und wer will schon Comic-Verfilmungen, die wie Comic-Verfilmungen aussehen?!

In Wirklichkeit hat beides seine Berechtigung, und die Menschen wollen mal dieses, bald jenes. Die ruhmreichen Rächer war sicherlich nicht das letzte Wort in Sachen Superheldenqualitätsunterhaltung, nicht mal das vorerst letzte. Batman Begins, X-Men: Erste Entscheidung und ein oder zwei Iron Man-Filme stehen auf meiner persönlichen Superheldenfilmhitliste nach wie vor drüber. Ich hatte mich nichtsdestotrotz blendend amüsiert und freue mich auf weiteres aus dem Hause Marvel, gerade weil ich noch viel Luft nach oben sehe (kann man Luft sehen?). Vielleicht könnte man in den nächsten Rächer-Film eine Handlung einbauen, und die Action-Szenen ein bisschen über den ganzen Film verteilen anstatt alle in den letzten Akt zu quetschen. Aber auch wenn nicht – guck ich mir trotzdem an. Dass ich mich für bunte Comic-Action entscheide, heißt nicht, dass ich mich gegen dunklen Psycho-Thrill entscheide. Das ist schließlich nicht wie bei Äpfeln und Birnen. Birnen sind einfach köstlich, und Äpfel total langweilig. Die Superhelden-Ansätze von Joss Dings und Christopher Bums hingegen sind schlicht nicht miteinander zu vergleichen, deshalb sind die Deine-Mudder-Grabenkämpfe ihrer Sektierer sinnlos und zermürbend, auch und gerade für Unbeteiligte.

Kommen wir zu erfreulicheren Themen: Joel Schumacher. Mir persönlich gefiel der offen schwule Pop-Batman der Sechziger und Neunziger tendenziell stets besser als das dauerzerknirschte Psychowrack, das seine wahre Natur hinter einer Maske verbirgt. Wir erinnern uns: Schumachers Batman & Robin von 1997 war der Film, in dem Dark-Kight-Rises-Schurke Bane seinen ersten Filmauftritt hatte. Der Film war weniger wohlgelitten als, sagen wir mal, The Dark Knight. Aus nicht auszuhaltender Bat-Vorfreude habe ich mir in den letzten Wochen alle Bat-Kinofilme noch einmal angeschaut und festgestellt, dass Batman & Robin von allen am vorteilhaftesten gealtert ist. Batman hält die Welt in Atem und Batman Begins sind natürlich gar nicht gealtert, es sind zeitlose Klassiker. Die beiden Burton-Filme gefallen mir heute ein wenig besser als früher, im Großen und Ganzen finde ich allerdings meine Jugendmeinung bestätigt: Hübsch, aber doof. Burton konnte schon immer besser mit Bauten als mit Menschen. Ulkig finde ich heute, dass die Burton-Filme ihrerzeit als ‚düstere‘ Batman-Interpretationen galten, auch mir. Das mag auf die Optik zutreffen, die Karnevalscharaktere jedoch und ihre Büttenredendialoge sind allenfalls Millimeter vom Geist der TV-Serie aus den Sechzigern entfernt.

Am unvorteilhaftesten ist ausgerechnet mein damaliger Lieblingsfilm der Burton/Schumacher-Ära gealtert, Batman Forever. Selbstverständlich ist vieles immer noch großartig daran: Die hysterischen Schurken, die Neonfarben, die Bat-Nippel, die Zärtlichkeit (Batman nimmt Robin vor dem Endkampf bei der Hand und haucht, er sei „more than a friend“), und natürlich der beste Bat-Dialog der Bat-Geschichte:

Robin: „Holey rusted metal, Batman!”
Batman: „What? ”
Robin: „The ground, it’s all metal. It’s full of holes. You know, holey.”

Es ist offensichtlich, wohin Schumacher wollte, doch war er noch nicht ganz da. Das Gotham von Batman Forever sieht aus wie eine unentschlossene Mischung aus Manga-Tokio und Dick-Tracy-Set. Sieht man den Film unmittelbar nach dem wunderbar ausgestalteten Batmans Rückkehr, ist das ein faustdicker Schock. Die Handlung und Inszenierung ergötzt sich bereits am Camp, aber man traut sich noch nicht, das Spaßpedal voll durchzutreten und die Hinweise auf Batmans ach so schweheheheres Trauma einfach mal ganz zu unterlassen. Batman Forever muss rückblickend als strategischer Film betrachtet werden. Er sollte uns behutsam auf Batman & Robin vorbereiten.

Leider konnte uns darauf aber nichts vorbereiten. Ich war damals genauso angewidert wie jeder andere. Vor der kolossalen Katastrophe, die Batman & Robin war, waren wir alle gleich.

Heute allerdings kann man sich mal entspannt zurücklehnen und den Film als das sehen, was er ist: Ein Kind, wie es nur die eigenen Eltern lieben können. Und wer da nicht ein bisschen Mitgefühl hat, hat einfach kein Herz. Gotham ist nun noch etwas eklektischer, sieht aus wie eine Kreuzung aus Manga-Tokio, Dick Tracy, türkischer Sauna, Rollschuhdisco und Christmas Town. Sieht also gut aus. Nichts sagt ‚Zeitdokument‘ deutlicher als ein Stargast-Auftritt von Coolio. Die tatsächliche Anti-Öko-Botschaft von Batman & Robin ist genauso putzig und harmlos wie die eingebildete Anti-Occupy-Botschaft von The Dark Knight Rises. Dass ausnahmslos jeder Satz, der Mr. Freeze in den Mund gelegt wurde, ein Tschingbumm-Kalauer unterster Kajüte ist, ist irgendwo auch eine Leistung, wenngleich eine fragwürdige. Freeze-Darsteller Fips Asmussen äh Arnold Schwarzenegger sagte während der Promo-Phase des Films, die Dialoge hätten Shakespeare-Niveau. Das wirft ein ganz neues Licht auf Shakespeare. Oder das übliche Licht auf Arnie. George Clooney (Die Rückkehr der Killertomaten) ist der beste Batman zwischen Adam West und Christian Bale. Allerdings wusste die Burton/Schumacher-Ära mit der Figur generell nichts anzufangen, deshalb ist das leider egal. Batman spielt in keinem dieser Batman-Filme eine entscheidende Rolle.

Alicia Silverstone … ach, Alicia Silverstone. Clueless – was sonst?! ist nicht zuletzt wegen ihr einer der größten Kino-Meilensteine der Neunziger, also lässt sich überhaupt nichts gegen sie sagen. Dass sie zwischen Bat-Casting und Bat-Dreharbeiten offenbar ein paar Pfund draufgelegt hat, hatten sich die Produzenten des Films bestimmt anders vorgestellt. Doch gerade weil dieses etwas fraulichere Batgirl so herrlich un-hollywood ist, begrüße ich Fräulein Silverstone in der Bat-Family mit offenen Schwingen. Anstatt eines Catwoman-Spin-offs mit Halle Berry unter der Regie von Pitof hätte ich mir ein Batgirl-Spin-off mit Ricki Lake unter der Regie von John Waters gewünscht.

Bane war damals zwar noch nicht durch Nolan-Berührung heiliggesprochen, doch umwehte ihn unter Comic-Lesern schon eine gewisse Aura der Ehrfurcht, hatte er dem Mausemann doch im Comic-Event-Ereignis Knightfall buchstäblich das Rückgrat gebrochen (Originalzitat: „Alfred, ich hab Rücken!“). In Batman & Robin ist Bane eine chemisch aufgeblubberte Flitzpiepe im Show-Wrestling-Dress mit einem IQ unter Hulk-Niveau.

In The Dark Knight Rises ist Bane ein beredter Kraftprotz, der aussieht wie Darth Vader im Swingerclub. Ganz klar ein Punkt für The Dark Knight Rises.

Robin ist in Batman & Robin ein Latex-Knabe aus dem Zirkus, der Batman immer wieder mit seinen angeblichen Weibergeschichten eifersüchtig zu machen versucht, worauf die stutenbissige alte Zicke auch jedes Mal reinfällt. In The Dark Knight Rises ist Robin ein junger Polizist, der bei Batman endlich die Wärme findet, die er im Christlichen Verein junger Männer stets verglich gesucht hatte.

Keine Angst, Spoiler machen nichts, das ist wissenschaftlich erwiesen. Hier ist die Entscheidung schon schwieriger. Doch ich habe einfach eine Schwäche für Männer in Uniform, deshalb geht auch hier der Punkt an The Dark Knight Rises.

Und damit ist es offiziell: The Dark Knight Rises ist besser als Batman & Robin. Puh, das war knapp.

Dass es weitere Batman-Filme geben wird, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. In den Achtzigern war einmal Bill Murray für die Rolle vorgesehen, sie ging dann allerdings an an Michael Keaton. (Bonus-Fun-Fakt, falls Sie mal Mädchen oder Jungs mit meinem Allgemeinwissen beeindrucken und rumkriegen wollen: Murray sprach auch für die Rolle des Han Solo in Krieg der Sterne vor.) Nun sieht es so aus, als spiele er tatsächlich im nächsten Film mit, allerdings nicht als Batman, wie unser Exklusivschnappschuss von den Kostümproben zu Wes Andersons Batman Begins Again beweist:

Dieser Blog hat hitzefrei

Aber sonst geht es gut. Machen Sie sich keine Sorgen, wir sind umgehend wieder für Sie da. Bis dahin machen Sie doch das, was alle coolen Kids im Sommer machen: Bleiben Sie drinnen und schauen Sie Monsterfilme. Zum Beispiel die, die ich gerade besprochen habe:

Gamera – Guardian of the Universe

Gamera – Revenge of Iris

Haben Sie schon gesehen? Dann lesen Sie doch das Buch, das ich auch gelesen habe:

John Irving: In One Person

Update 28. 7.:

Noch mehr von Iris: Mission Iris

Bill Nighy ist der singende Mops der Untoten

Letzte Woche war Betriebsausflug zu Men in Black 3, da bin ich mitgegangen, weil ich schon die Kohlfahrt geschwänzt hatte. Mit dem Film waren für mich keinerlei Ängste oder Wünsche verbunden. Von den Vorgängern hatte ich lediglich in grauer Vorzeit die erste Hälfte des ersten gesehen, bis ich mir sagte: „So ein Unsinn – Außerirdische!“

Ich konnte damit nichts anfangen, damals. Umso mehr wunderte es mich in der Folgezeit, dass ich bei meiner Gemeindearbeit immer wieder (auch nicht mehr ganz so) jungen Menschen begegnete, die Men in Black mit Klauen und Zähnen verteidigten, als ginge es um Ghostbusters. Dabei ging es doch gar nicht um so etwas Erhabenes, sondern bloß um eine Hollywood-Komödie, in der coole Typen mit eigentümlichen Geräten und flotten Sprüchen Monster in New York jagen. Da merkte ich huch: Diesen jüngeren, aber auch nicht ganz so jungen Menschen war Men in Black ihr Ghostbusters. Wäre ich nur etwas später geboren, hätte es mich auch treffen können.

Von dieser Erkenntnis milde gestimmt und geistig verjüngt, besorgte ich mir vor Teil 3 die anderen beiden und „zog mir die Streifen rein“. Diesmal konnte ich „voll abschmunzeln“. Zumindest hier und da. Mir ist es übrigens schleierhaft, warum alle Welt immer den zweiten Teil disst. Wenn überhaupt ist er ein bisschen besser als der erste. Andererseits fand ich das auch bei Iron Man 2 und kein Stück bei Batman Begins 2, also sollte man mir in dieser Angelegenheit nicht trauen.

Der dritte Film reiht sich da schmunzelig gut ein, möglicherweise ist sogar eine weitere leichte Steigerung zu erkennen. Wenn nun MiB-Vollblutnostalgiker maulen, der neue Film sei gar nicht so lustig wie früher, dann liegt das möglicherweise daran, dass man sich als 30er oder Schlimmerer nicht mehr über die Sachen vor Lachen wegschmeißt, bei denen einen als Twen oder gar Teen das Brüllen ankam. Das ist nicht die Schuld des Films, das ist nicht die Schuld des Zuschauers, das ist einfach so. Wenn das nicht so wäre, hätte ich längst die Petition für die Herausgabe der Police Academy Legacy Edition unterschrieben.

Auf meinem langen Weg zum Verständnis von Men in Black fragte ich viele Jünger, was in aller Welt sie denn an dem Quatsch so toll fänden. Ganz oft kam als Antwort: „Der Hund ist so süüüß!“ (gut, ich habe größtenteils JüngerInnen befragt)

Da ist was dran! Frank, der sprechende und singende Mops aus dem Weltall, ist eine der sympathischsten Figuren der Saga. Sein Fehlen in Teil 3 wird häufig kritisiert, und das zu recht. Der Film ist komischer und klüger, als die orthodoxen Hardliner wahrhaben möchten. Aber ohne sprechenden Hund fehlt ihm was.

Eine andere Filmserie, für die ich eigentlich zu alt bin, ist Underworld. Sie wurde mir wider Verstand und Willen zur Obsession, als ich jüngst für ein Vampirbuchprojekt recherchierte. Aus dem Projekt wurde nichts, aber Kate Beckinsale als blutsaugende Lederwurst ist mir geblieben, schönen Dank auch. Als ich, ein paar Abende nach Men in Black 3, den aktuellsten Underworld-Teil im Heimkino sah, wurde mir bewusst, dass auch diese Reihe einen schwer verzichtbaren Mops hat: den Ober-Vampir Viktoria äh Viktor, gespielt vom gottgleichen Bill Nighy. Beckinsale ist immer noch ein Schnuckel in ihrer Pelle, aber Underworld ist einfach nicht dasselbe ohne Nighy, der im Kleidchen durchs Gemäuer hüpft und flötet: „Tatü-tata – ich bin die fesche Königin äh der mächtige König aller Vampire!“ (aus dem Wunschgedächtnis zitiert)

Ich sehe ein, dass Viktor inzwischen sowas von ununtot gemacht wurde, dass man ihn für Teil 4 nicht plausibel zurückbringen konnte (und Plausibilität wird in den Underworld-Filmen ganz, ganz groß geschrieben). Aber warum fehlt Frank in Men in Black 3? Selbst wenn der Ur-Mops-Darsteller inzwischen im Hundehimmel ist, hätte man die Rolle neu besetzen können. Mops ist Mops, das ist nicht so ein emotionales Thema wie die James-Bond-Nachfolge. Abseits vom Thema: Ich habe mir neulich mal Gedanken gemacht, welche Filmserienhauptfiguren tatsächlich so untrennbar mit ihren Darstellern verbunden sind, dass man sie unter gar keinen Umständen neu besetzen könnte. Gedankenergebnis: Nur ‚Dirty‘ Harry Calahan und John McClane (aus den Stirb langsam-Filmen). Außer Clint Eastwood und Bruce Willis ist eigentlich jeder ersetzbar. Man könnte auch mutmaßen, dass diese Figuren im Wesen so dünn sind, dass sie erst durch ihre Darsteller so etwas wie Persönlichkeit bekommen, nämlich die ihrer Darsteller. Aber das wäre Miesepeterei.

Kommen wir zurück auf den Hund. Anstatt Trübsal zu blasen, erinnern wir uns an die guten Zeiten mit Frank, dem singenden Mops:

Und erinnern wir uns an Viktor, die alte Queen der Verdammten. Hier nicht der köstlichste Auftritt, aber wenn man zu faul ist sich selbst die Hände schmutzig zu machen, muss man nehmen, was andere gestohlen haben:

Ich weiß gar nicht, wer von beiden knuddeliger ist. Ihre Abwesenheit ist auf jeden Fall ein herber Verlust für die jeweilige Serie.

Wo wir schon bei Filmen sind: Es gibt relativ frische Besprechungen meinerseits:

Elephant White

Pakt der Wölfe

Shaolin

Wo wir schon bei Besprechungen sind: Diese Bücher auch noch:

Ernest Cline: Ready Player One

Marie Hermanson: Himmelstal

Wo wir schon mit interaktiven Hypertextlinks um uns schmeißen: Bitte vergessen Sie nicht, rechtzeitig die Zwangszustellung der Bild-„Zeitung“ am 23. 6. abzubestellen.

Hugh Grant lebt hier nicht mehr

Wie jeder vernünftige Teen und Twen war ich als Teen und Twen einigermaßen London-verrückt. So hatte ich mich angesichts meines kürzlichen dortigen Aufenthalts auf einen Rückfall in die Kindheit gefreut, wollte jedoch diesmal mit der Stadt nicht recht warm werden. Ich habe mich schließlich immer länger nach Chinatown und Uniqlo zurückgezogen. Was in London seit meinem letzten Besuch (im vergangenen Jahrtausend) baulich hinzugekommen ist, ist scheußlich und sinnlos (und ich bin durchaus ein Freund von Wandel und Moderne). Nach der aktuellen Baustellendichte zu urteilen, werden munter weitere scheußliche Sinnlosigkeiten hinzukommen. Die Musicalisierung von jedem Unsinn nimmt immer bedenklichere Züge an (Ghost – The Musical?! Oh, Shrek!). Paris, so sagt man, sei am schönsten im Regen, und da sagt man was. London ist bei Regen leider am allerunausstehlichsten, was angesichts des lokalen Normalwetters ein äußerst unglücklicher Umstand ist. Wo wir schon beim unfairen völlig gerechtfertigten Städtevergleich sind: Ist die Untergrundbahn von Paris charmant-alt, so ist die von London bloß kaputt-alt. Und dass man in der Öffentlichkeit keine Trainingshosen trägt, sollte ja wohl … ach, ich kämpfe gegen Windmühlen.

Aber es war gar nicht alles schlecht. In Notting Hill hat es mir gut gefallen. Dabei war der Hauptgrund meines Ausflugs dorthin von einem niederschmetternden Misserfolg gekrönt (falls Misserfolge überhaupt „krönen“ können).

Eine junge Dame, um deren Gunst ich einmal warb, sagte mir währenddessen, ich erinnere sie an „Hugh Grant in Notting Hill“. Das bestärkte mich in meinem Werben, auch wenn ich nach Überprüfung des Films feststellte, dass Hugh Grant darin ein ziemlicher Schlappschwanz ist. Ich verkürzte einfach „Du erinnerst mich an Hugh Grant in Notting Hill!“ zu „Du erinnerst mich an Hugh Grant!“ und machte es zu meinem Mantra. Noch heute sage ich das jeden Morgen meinem Spiegelbild.

Da mein Werben letztendlich und anhaltend Erfolg hatte, dachte ich mir, ich könne von meinem London-Aufenthalt ein selbstgeknipstes Foto des realen Reisebuchladens in Notting Hill mitbringen, der das Vorbild des fiktiven Reisebuchladens in Notting Hill war; anstatt Blumen oder eines Stoffbären in einem Union-Jack-Hemd.

Aber, ach!

Tapfer aber beschädigt hängt noch das Schild darüber, doch im Innern nur buchlose Leere, an der Scheibe ein Zu-vermieten-Schild und die Ankündigung eines bevorstehenden Hüpfburg-Events.

Ich war nicht der einzige Tourist, der sich für das Geschäft interessierte (gleichwohl der einzige männliche). Die anderen Mädels hatten es faustdick hinter den Ohren. Nach Sekundenbruchteilenttäuschung fotografierten sie einander einfach vor dem Buchgeschäft gleich nebenan, das weiterhin operiert. Zu Hause werden sie ihren schmachtenden, eifersüchtigen Freundinnen erzählen, dass das der Laden von Hugh Grant war, and it was magic. Aber wir alle wissen, dass das nicht wahr ist.

Und der Inhaber des Ladens neben dem Laden wird sich weiterhin sagen: Wenn sich hier jede Hanni und Nanni vor dem Fenster fotografieren lässt, aber keine jemals reinkommt und was kauft, geht es meinem Laden bald wie dem von Hugh Grant und ich mache endlich meine Umschulung zum Hüpfburg-Eventmanager.

Vergleichende Filmkritik: Der mächtige Thor vs. Woody Allen

Anderntags im Flugzeug legte ich ausnahmsweise einmal das gute Buch beiseite und nahm dankend das Angebot des Inflight Entertainments an, zwei Spielfilme zu sehen, die ich bis dahin aus unterschiedlichen Gründen gemieden hatte: Thor und Midnight in Paris. Bei dem einen hatte ich mir von Anfang an vorgenommen: Diesen Nonsens schaust du allerhöchstens mal mit geröteten Augen in einem Flugzeug. Der andere ist von Woody Allen. Woody-Allen-Filme sind für mich eine zu emotionale Angelegenheit, um sie öffentlich anzuschauen. Ich muss warten, bis es sie für zu Hause gibt. Oder fürs Flugzeug, da ist man ähnlich allein (Privatjet).

Das erstaunliche Ergebnis der Doppelvorstellung: Der hammerdumme Thor hatte mich gut unterhalten, die Zeit verging wie im Fluge (Entschuldigung), Midnight in Paris hingegen empfand ich als eine Enttäuschung, vorhersehbar und faul. Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, habe ich mir nun, mit beiden Beinen fest auf der Erde, beide Filme noch einmal angeschaut, und zwar so, wie man sich Kinofilme gefälligst anschauen sollte: zu Hause auf dem Sofa (Beine also doch nicht so richtig fest auf der Erde). Ich finde grundsätzlich jeden Woody-Allen-Film gut, basta, auch die, die nicht gut sind. Da lasse ich nicht mit mir verhandeln.

Beim zweiten Anlauf klappt es auch. Midnight in Paris erzählt haargenau dieselbe Geschichte wie Thor, nur andersrum. In Thor muss ein Gott seine Bestimmung in der Welt der Sterblichen finden. In Midnight in Paris muss ein Sterblicher seine Bestimmung in der Welt der Götter finden. Diese Götter sind allerdings keine Oscar-Veteranen mit Augenklappen, sondern die Götter der Lost Generation, die Paris in den Zwanzigern zu ihrem Fest des Lebens erklärt hatten. Diese Götter sind alle genauso wie ihre eigene Mad-Heft-Parodien. Papa erzählt vom Krieg und vom Boxen, Zelda Fitzgerald ist tragikomisch besoffen, Dalí sieht ein Nashorn, Gertrude Stein ist die Mutter aller Mütter und Picasso weiß nicht, wo bei den Frauen vorne und hinten ist. Diese Darstellung hatte mich beim ersten Ansehen gestört. Beim zweiten sagte ich mir: Jetzt bleib mal locker, Alter! Und das hat geholfen. Geholfen hat auch, dass ich beim zweiten Mal begriffen habe, dass diese Figuren so klischeehaft sein MÜSSEN, wie sie es hier sind. Es sind schließlich Nebenfiguren, die wie alle Nebenfiguren nur einen Zweck haben: der Hauptfigur zu dienen. Das tun sie ganz vorzüglich und vergnüglich. Beim ersten Mal hatte ich mich zu sehr in Hemingway & Co. verbissen und Dings (Owen Wilson) nicht genügend Beachtung geschenkt.

In einer (selbstverständlich deutschen) Kritik zur Stadt Paris las ich einmal die muffelige Rhetorikfrage: Wer will schon in einem Museum leben? Die Antwort muss selbstverständlich eine Gegenfrage sein: Na, wer denn nicht?! Ich würde sofort einziehen. In den wenigen negativen Bescheiden, die Midnight in Paris erhalten hat, wurde bemuffelt, dass Woody Allen Paris zu hübsch gefilmt hätte. Nun habe ich vor nicht allzu langer Zeit mal vorbeigeschaut und festgestellt: Paris sieht halt so aus. Woody Allen hat nur seine Kamera dahin gestellt. Man wird nicht ernsthaft annehmen, er wäre hinterher mit Photoshop drübergegangen. Wenn Woody Allen Photoshop hört, denkt er, dass wäre das kleine Kodakgeschäft vom alten Moshe Finkbeiner in der 33. Straße, Ecke 56. (die Adresse habe ich mir ohne Google Maps ganz alleine ausgedacht und sie existiert wahrscheinlich im ganzen Staate New York nicht). Allen vorzuwerfen, er hätte nicht in den Banlieues gedreht, wäre so, als würde man ihm vorwerfen, er mache zu wenige Filme über die Gewalt in den Straßen der Bronx. Gut, das werfen ihm tatsächlich einige vor. Aber nur Blödiane. Das ist einfach nicht seine Kernkompetenz. Ich hoffe, Woody Allens Filme werden immer in einer Welt spielen, in der es keine App Stores gibt, in der Armut nur als Konversationsthema existiert, und in der die Menschen keine anderen Ängste haben als die vor dem Tod und vor der Liebe. Woody-Allen-Filme sind meine Fantasy-Filme.

Ich bin inzwischen zu faul Comics zu lesen. Da bin ich froh, dass die Superhelden-Filme von heute so gut wie die Comics von früher sind. In manchen Fällen sogar besser. Im Falle Thor, zum Beispiel. Nein, das ist sicherlich kein Shakespeare (Herr Branagh!). Womöglich ist Thor der blödeste der modernen Superhelden-Filme, aber bestimmt nicht der langweiligste, und somit ganz und gar nicht der schlechteste (für Nicht-Nerds: das Zeitalter der Moderne begann mit X-Men, 2000). Old-School-Unterhaltung mit viel Herz und kaum Hirn für Jungs bis 12, mit den schönsten Kulissen, Frisuren, Kostümen und Spezialeffekten seit Flash Gordon (aber mit besserer Musik), krachender Action von Action-Spezialist Kenneth Branagh, dem schönsten Pathos seit Highlander (aber mit besserer Musik) und hoch dekorierten Schauspielern, die für Geld alles machen (siehe auch hier).

Bis jetzt haben wir erfolgreich um den Riesenhammer im Raum herumgeredet: Warum überhaupt einen Thor-Film? Niemand, wirklich niemand, mag Thor. Thor war schon als Kind uncool. Also, als ich ein Kind war. Thor selbst war wahrscheinlich nie Kind, außer das Kind von Odin (Anthony Hopkins). Wollte man die Figur nur für die in den Startlöchern stehende Verfilmung des Superhelden-Ensemble-Comics Die ruhmreichen Rächer einführen? Dafür hätte ja auch ein Gastauftritt in einem der besseren Filme gereicht. Thor wird per Rohrpost auf die Erde gekickt, fliegt an Iron Man vorbei, Robert Downey Jr. macht eine schnippische Bemerkung über seine Frisur, und unten steht Samuel L. Jackson und fragt: Willst du in unserer Bande mitmachen? Zwei Stunden und Hunderte von Millionen von Dollars für eine Figur aufzuwenden, für die sich niemals jemand interessiert hat, scheint sogar für Hollywood-Maßstäbe ein wenig extrem. Aber wenn es die Zeit auf Interkontinentalflügen vertreibt, kann man vielleicht doch nicht ganz böse sein.

Eine lustige Anekdote fällt mir noch ein (so lustig nun auch wieder nicht, sag ich gleich, man muss wohl dabei gewesen sein): Als meine Lebensgefährtin und ich einmal in München an einer Thor-Reklame vorbeispazierten, sagte sie: „Da spielt ein japanischer Typ mit!“ Ich sagte: „Quatsch mit Soße, da spielt kein japanischer Typ mit.“ Sie so: „Da spielt wohl ein japanischer Typ mit!“ Ich so: „Als notorischer Film- und Japan-Klugscheißer wüsste ich das ja wohl, wenn da ein japanischer Typ mitspielt!“ Sie dann wieder: „Als japanische Staatsbürgerin und ebenfalls eine rechte Filmklugscheißerin vor dem Herrn weiß ich das ja wohl, wenn irgendwo ein japanischer Typ mitspielt!“ Wir haben schließlich das Kleingedruckte auf der Reklame gelesen, aber fanden da weder Beweis noch Gegenbeweis. Wir beschlossen es später zu recherchieren, vergaßen es aber, wie man so was immer vergisst. Als ich Monate später das eingangs erwähnte Flugzeug verließ, rief ich sofort meine Lebensgefährtin an, um ihr mitzuteilen: „Halt dich fest – in Thor spielt ein japanischer Typ mit!“ Manchmal kann man am Telefon Augen rollen hören.

Es ist sogar ein ziemlich bekannter japanischer Typ, der Schauspieler/Künstler/Musiker Tadanobu Asano. Wir standen uns mal sehr nahe. So nahe, dass ich dieses Foto machen konnte (als wir wieder saßen):

(Bei der Spanien-Premiere einer durchwachsenen Samurai-Klamotte von Takeshi Kitano.)

Seine Rolle in Thor ist recht klein gehalten, wahrscheinlich weil er nicht gut genug Englisch spricht, um eine indogermanische Sagenfigur glaubhaft verkörpern zu können. Asano spielt Hogun, einen von Thors diversifizierten Götterfreunden, genau wie Luther-Darsteller Idris Elba. Dahinter steckt mit Sicherheit das Bestreben, einem Film über einen blonden, blauäugigen, weißen Übermenschen nicht Applaus von der falschen und Kritik von der richtigen Seite einzubringen. Als begeisterter Gutmensch befürworte ich diese Taktik voll und ganz, hätte es aber noch schöner gefunden, wenn diese Rollen im Film wirklich eine Rolle spielen würden. Vielleicht beim nächsten Mal.

Offizielle Begründung für den ethnisch erfrischend unnordischen Götterhimmel ist in den Comics wie im Film, dass das Asgard des Marvel-Universums in Wirklichkeit gar kein Götterhimmel ist, sondern nur eine schnöde Parallelwelt, in der es vor schnieken Heldenfiguren wimmelt, die in unserer Welt fälschlicherweise für Götter gehalten werden. Die Vorstellung von tatsächlichen Göttern ist nämlich total albern. Nachvollziehbar hingegen ist die Vorstellung von Männern, die im Strampelanzug Häuserwände hochkrabbeln oder als Blechbüchsen verkleidet um die Welt fliegen. Der Einfachheit halber, und weil ich es so gelernt habe, bleibe ich dabei, dass Thor und Konsorten Götter sind.

Die letztendliche Moral von Midnight in Paris ist, dass man in einem Museum leben kann ohne in der Vergangenheit zu leben. Die Moral von Thor ist: Hulk smash!!! Ach nein, das war der andere. Ich weiß nicht, was die Moral von Thor ist. Vielleicht ist dann Midnight in Paris doch um Haaresbreite der bessere Film. (Und wenn jemand muffelig fragt, ob denn Filme unbedingt eine Moral haben müssen, hier die Antwort: Ja.)

Entscheiden Sie selbst:

Mit bloßem Auge kaum ein Unterschied, oder?

Endlich sagt mal einer was (ich)

Ich kann nicht länger schweigen, ich bin viel zu lange viel zu höflich in dieser Sache gewesen, drum schreibe ich es heute, mit der letzten Tinte der Woche, auch wenn es mir geldwerte Sympathien verspielen wird:

Ich HASSE Tatsuya Fujiwara!

Ich hasse ihn schauspielerisch, nicht menschlich, das wäre ja albern, menschlich kenne ich ihn gar nicht, bestimmt ein feiner Kerl. Seit Hunger Games äh Battle Royale hat er unbestritten in manchem coolen Film mitgespielt. Die Frage ist nur: Warum? Hätte man nicht einen Schauspieler verpflichten können? Musste es ausgerechnet ein bockiger Brüllaffe mit Igelfrisur sein? Nuancen kennt Fujiwara keine. Jede Verletzung ist ein brüllender, fäustereckender Heulkrampf. Jede Freude ist ein brüllender, bodenrollender, bauchhaltender Lachkrampf.

Menschen, die ihr ganzes Leben nie aus Wanne-Eickel herausgekommen sind, wissen mitunter nicht, dass Menschen anderer Kulturkreise einen anderen gestischen und mimischen Ausdruck pflegen als Horst Tappert, und bezichtigen deshalb häufig asiatische Schauspieler generell des Überagierens. Diesen Grundsatzfehler begehe ich keineswegs. Ich bezichtige nur Tatsuya Fujiwara des Überagierens. Er ist mit knapp 30 schauspielerisch bereits da, wo Al Pacino und Grandpa Simpson erst mit zunehmender Alterschwerhörigkeit hingekommen sind. Wo soll das noch enden? Fujiwara ist in Japan auch als Bühnenschauspieler ein ominös gefragter Mann. Bislang hat ihm noch niemand gesagt, dass man vor der Kamera nicht jeden Ausdruck hubbleteleskopartig vergrößern muss.

Leider erschließt sich mir auch abgesehen vom Talentmangel nicht, warum Mädchen wie Männer für Moppel-Igel schwärmen. Es gibt viele Backfisch- und Jungspund-Idole, bei denen ich die Schwärmerei zwar nicht praktisch teile, aber theoretisch nachvollziehen kann. Hier jedoch – nichts! Fujiwara hat kein Charisma, ist nicht cool, weder männlich noch lustig. Da ist nur diese irritierende Igelfrisur und das Gebrüll.

Ende der Brandrede.

Wie komme ich jetzt überhaupt drauf? Ach ja, gestern sah ich Incite Mill, den neuen Hideo Nakata. Durchaus pfiffige Unterhaltung im guten, alten Sci-Fi-Splatter-Stil, der Agatha Christie so berühmt gemacht hat. Wermutstropfen vielleicht das unbefriedigende Ende. Und natürlich Brülligel.

Godzilla vs. Hachiko

Seit rund 13 Jahren würde ich nun Tokio als Herzensheimat bezeichnen und war eigentlich der Meinung, das touristische Pflichtprogramm in der Frühphase unserer Beziehung abgeleistet zu haben. Umso erstaunter war ich kürzlich, wie zufällig auf dieses Denkmal zu stoßen, von dem ich nie gehört oder gelesen hatte:

Es befindet sich in der Nähe des Kinos Chanter Cine in Hibiya, wo meine Begleitung und ich gerade in der kichernden Ladies Night Der Gott des Gemetzels gesehen hatten, was zu meiner Überraschung nichts mit Godzilla zu tun hatte, aber trotzdem ganz gut war. Die Statue ist nicht viel größer als die verhuschte Huldigung der Stadtmusikanten, die Bremen für ausreichend hält (eher kleiner). Ich würde in beiden Fällen auf Lebensgröße plädieren, doch kommt es vielleicht gar nicht auf die Größe an, sondern auf die Perspektive. Meine Begleiterin, eine unermüdliche Wahrheitssucherin und Mythenzerstörerin, insistierte, dass ich die Statue so fotografiere, wie sie ist, also in augenhoher Relation zu ihrer Umwelt. Ich hingegen muss darauf bestehen, dass Godzilla so fotografiert werden muss, wie Godzilla fotografiert werden muss. Leider ist mir das rückblickend doch nicht ganz gelungen.

Wieso ist dieses Denkmal in keinem Reiseführer erwähnt, das des treuen Hundes Hachiko aber in jedem? Ich möchte nicht Hündchen gegen Saurier ausspielen (die headline ist nur ein attention grabber, auf gut Deutsch gesagt), aber es wird ja niemand ernsthaft bestreiten wollen, dass Godzilla in der japanischen Folklore einen mindestens ebenbürtigen Stellenwert einnimmt.

(Hachiko eingescannt von einem alten Papierabzug aus meinem Spiegelreflexschnappschussprivatarchiv – es gibt sie noch, die guten Dinge.)

Mir fehlt zu diesem Zeitpunkt die Muße, die ganze Geschichte des treuen Hundes Hachiko wiederzugeben. Bitte lesen Sie sie in meinem Buch, oder sehen Sie den Film mit Richard Gere. Ich meine den Hachiko-Film mit Richard Gere, nicht die Verfilmung meines Buches mit Richard Gere.